Großes Theater erlebte das Publikum im Kurhaus mit dem musikalischen Portrait "Johnny Cash – The Man in Black". Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Tosender Beifall belohnt großartige "Johnny Cash"-Aufführung im Kurtheater / Dramatisierung der Biografie

Von Gerhard Keck Freudenstadt. Mit Szenenbeifall und stehendem Applaus dankte das Publikum im Kurtheater für das musikalische Portrait der Country-Legende Johnny Cash in einer Co-Produktion des Euro-Studios Landgraf und des Theaters im Rathaus Essen."Johnny Cash – The Man in Black" ist eine Hommage an einen Künstler, der über Jahrzehnte hinweg großteils das Country-Genre bestimmt hat. Es ist auch die Lebensgeschichte eines Mannes, der aus einfachen Verhältnissen in den musikalischen Olymp aufgestiegen ist. Wie viele seiner Kollegen musste Cash für seine Popularität, ausgedrückt in zahllosen Ehrungen und vielen Millionen Tonträgern, bitter bezahlen: mit der Hölle der Drogenabhängigkeit unter den obligatorischen Begleiterscheinungen Zusammenbruch, Haft und Entziehung.

Die Aufführung nudelt nicht einfach die sattsam bekannten Ohrwürmer im Stile einer Dokumentation "In Memoriam Johnny Cash" ab. Vielmehr geht es darum, mit der Dramatisierung der bekannten biografischen Daten, umgesetzt von James Edward Lyons, die Persönlichkeit des Ausnahmemusikers in möglichst erschöpfenden Facetten widerzuspiegeln. So wird auch Wert gelegt auf scheinbare Nebensächlichkeiten, die in der Summe schließlich einen hohen Grad an Wahrhaftigkeit ergeben. Herausgekommen ist eine musikalische Charakteristik, wie sie eindringlicher kaum sein könnte.

Cashs Leben ist ein Exempel für die Höhen und Tiefen einer bipolaren Existenz. Dass sich das Portrait gefühlsmäßig so nachhaltig im Gedächtnis des Publikums verankert, liegt zum großen Teil an Nils-Holger Bock, der einen zum Verwechseln ähnlichen Johnny Cash gibt. Das gilt nicht nur für die Statur, sondern vor allem für den bezeichnenden oft rauen, knarzigen Ton, der typisch gewesen ist für das Original. Bianca Karsten ist als zweite Ehefrau June Carter eine kongeniale Partnerin. Die attraktive Blondine, unter anderem gewandet in ein der Zeit angepasstes, mit Petticoat unterlegtes buntes Kleid, bezieht mit sanften erotischen Anspielungen auch schon mal das Publikum mit ein.

Aller Respekt gebührt aber auch den weiteren Mitgliedern des Ensembles mit Andreas Goebel, Arzu Ermen, Julia Leinweber, Roland Heinrich und Heiko Ahrend, die ihre Auftritte mit hoher Musikalität und beschwingt-routinierter Darstellungskunst inszenieren. Die Vorlage dazu liefert Roland Heinrich als musikalischer Leiter. Beeindruckend nah am Original spielt die mitunter etwas zu laut ausgesteuerte vierköpfige Band auf, die es immer wieder schafft, dass das große Publikum in schierer Lebensfreude mitklatscht. Ergänzend zum sparsamen, gleichwohl anschaulichen Bühnenbild mit dramatischen Lichteffekten illustrieren eingespielte Filmschnipsel Stationen aus dem Lebensgang eines Künstlers, dessen Stimme nach Überzeugung seiner Mutter "eine Gabe Gottes" gewesen ist. Am Ende des zweistündigen Theatererlebnisses sind die Besucher nicht mehr zu halten. Der frenetische Beifall schreit nach Zugaben. Das Ensemble revanchiert sich mit der eben gewonnenen Einsicht, dass Freudenstadts Frauen am besten pfeifen.