Wirtschaft: Corona-Krise erreicht allmählich Arbeitsmarkt in der Region

Die Corona-Krise hat im März den Arbeitsmarkt in der Region Nordschwarzwald erreicht – weniger in Form von Beschäftigungslosigkeit, dafür in Form von Kurzarbeit.

Region. Die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim ist von Februar auf März um 21 oder 0,2 Prozent auf 12074 gestiegen. Der Vergleich zum Vorjahr fällt deutlich schlechter aus: Im März 2019 waren 1318 (12,3 Prozent) weniger Menschen arbeitslos. Dies teilte die Agentur am Dienstag mit. Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 3,5 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 3,2 Prozent.

Die Corona-Krise mache sich noch kaum in der offiziellen Statistik bemerkbar, da der Erhebungsstichtag in der Monatsmitte liege – vier Tage, bevor die Ausbreitung des Virus und die politischen Einschränkungen "die wirtschaftlichen Aktivitäten stark eingeschränkt" hätten. Die Auswirkungen zeigten sich jedoch deutlich am "explosionsartig gestiegenen Beratungsbedarf" der Unternehmen zum Kurzarbeitergeld, der so "noch nie da gewesen" sei und fast alle Branchen umfasse. Die Betriebe wollten wissen, wie sie Auftragseinbrüche ohne Entlassungen überstehen könnten. Auch eine Vervielfachung der eingegangenen Kurzarbeitsanzeigen zeige die Wirkung der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt "mehr als deutlich". Ansonsten hätte es wohl eine "deutliche" Zunahme der Arbeitslosigkeit gegeben.

"Die bislang eingegangenen Anzeigen zur Kurzarbeit stellen bereits jetzt die Zahlen, die wir auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2009 hatten, deutlich in den Schatten. Die entscheidende Frage wird sein, wie lange das Instrument der Kurzarbeit hilft, Entlassungen zu verhindern", so Martina Lehmann, Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim.

Rückläufig war die Nachfrage nach Arbeitskräften. Betriebe und Verwaltungen meldeten in den zurückliegenden vier Wochen 1104 zu besetzende Arbeitsplätze, 17,1 Prozent weniger als im Februar und 18,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Neueinstellungen gebe es "fast nur noch in den systemrelevanten Bereichen" wie Gesundheitswesen, Pflegebranche und Lebensmitteleinzelhandel.

Für die Region seien bislang etwa 4000 Anzeigen zu Kurzarbeit eingegangen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2019 seien es 172 gewesen, im März 2009, dem Höhepunkt der Wirtschafts- und Finanzkrise, 317 Betriebe.

In den vergangenen vier Wochen meldeten sich 3453 Männer und Frauen neu arbeitslos (minus 0,5 Prozent). Gleichzeitig fanden 3428 Menschen eine neue Stelle (minus 2,7 Prozent). Im Bereich der Arbeitslosenversicherung sank die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozent auf 6822, stieg aber um 25,2 Prozent im Vergleich zum März 2019. Bei der Grundsicherung sei es anders. Hier gab es 5252 Arbeitslose, 0,6 mehr als im Vormonat, aber 1,1 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Unter den sieben Geschäftsstellen hat Calw mit 2,7 Prozent den besten Wert. Es folgen Mühlacker mit 2,8 Prozent, Horb mit 3,0 Prozent, Nagold mit 3,1 Prozent, Freudenstadt mit 3,2 Prozent, Bad Wildbad mit 3,8 Prozent und Pforzheim mit 4,2 Prozent.

Vermögensprüfung :

Wer zwischen 1. März und 30. Juni einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung stellt und erklärt, über kein erhebliches Vermögen zu verfügen, darf Erspartes in den ersten sechs Monaten behalten. Erst danach greifen wieder die bislang geltenden Regelungen für den Einsatz von Vermögen.

Kosten für Unterkunft:

Wenn Anspruch auf Grundsicherung vorliegt, übernimmt das Jobcenter gleichzeitig auch die Kosten der Unterkunft inklusive Heizung und Nebenkosten. Diese Kosten werden bei Neuanträgen, die zwischen dem 1. März und dem 30. Juni beginnen, für die Dauer von sechs Monaten in der tatsächlichen Höhe anerkannt.

Folgeanträge:

Grundsicherungsleistungen werden in der Regel für zwölf Monate bewilligt. Für Bezieher, die bereits Leistungen erhalten, gilt: Für Bewilligungszeiträume, die vom 31. März bis einschließlich 30. August enden, werden die Leistungen automatisch weiter bewilligt. Es muss kein Weiterbewilligungsantrag gestellt werden.

Aktuelle Informationen: einen Überblick über die Neuregelungen in der Grundsicherung und abrufbare Anträge gibt es unter: www.arbeitsagentur.de/corona-grundsicherung. Für Selbstständige, Freiberufler und alle Betroffenen gibt es ferner eine gebührenfreie Hotline unter der Telefonnummer 0800/4 55 55 23.

Die Arbeitslosenquote ging im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 3,1 Prozent zurück. Vor einem Jahr lag sie noch bei 2,8 Prozent. Insgesamt waren 2192 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 1332 (60,8 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 860 (39,2 Prozent) in der Grundsicherung (Hartz-IV). Im März wurden 293 Stellenangebote gemeldet. Das waren 19 oder 6,1 Prozent weniger als im Vormonat und 103 oder 26 Prozent weniger als im März 2019. Aktuell sind 1234 offene Stellenangebote im Bestand, 214 oder 14,8 Prozent weniger als vor einem Jahr.