Auch im Juni war der regionale Arbeitsmarkt von der Corona-Krise geprägt.

Auch im Juni war der regionale Arbeitsmarkt von der Corona-Krise geprägt. Zur Jahresmitte waren im Nordschwarzwald 15 701 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 493 oder 3,2 Prozent mehr als im Mai.

Die Arbeitslosenquote hat sich im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 4,0 Prozent erhöht. Im Juni 2019 hatte sie bei 2,6 Prozent gelegen. Insgesamt waren 2845 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 1721 (60,5 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1124 (39,5 Prozent) in der Grundsicherung. Im Juni wurden 411 Stellenangebote gemeldet. Das waren 222 oder 117,5 Prozent mehr als im Vormonat und 16 oder 4,1 Prozent mehr als im Juni 2019. Aktuell sind 1090 offene Stellenangebote im Bestand, 307 oder 22,0 Prozent weniger als vor einem Jahr, so die Arbeitsagentur.

Region. Immerhin: Nach dem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit im April (plus 16,3 Prozent) und Mai (plus 8,3 Prozent) ist die Arbeitslosigkeit im Nordschwarzwald in den vergangenen vier Wochen deutlich weniger stark gestiegen, so die Arbeitsagentur Nagold/Pforzheim. Die Arbeitslosenquote – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – habe sich im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent erhöht. Vor einem Jahr hatte sie bei 3,0 Prozent gelegen. Am Arbeitsmarkt herrsche derzeit viel Unsicherheit. Die weitere Entwicklung hänge stark davon ab, ob die Lockerungen von Kontaktbeschränkungen und die Aufhebung von Auflagen dazu führe, dass die Konjunktur schnell wieder anspringt und die "Brücke Kurzarbeit hält".

"Die schnelle und unbürokratische Bewilligung und Auszahlung des Kurzarbeitergelds war auch im Juni Schwerpunkt unserer Arbeit. Wir sind uns bewusst, dass dies für unsere Unternehmen von existenzieller Bedeutung ist", so Martina Lehmann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim. Reiche der Betrieb die Unterlagen vollständig ein, fließe das Kurzarbeitergeld innerhalb weniger Tage.

Kurzarbeit

Die Zahl der neu eingereichten Anzeigen für Kurzarbeit sei im Juni stark rückläufig gewesen. 195 Betriebe aus dem Agenturbezirk hätten für 3132 Beschäftigte konjunkturelle Kurzarbeit angemeldet. Im Mai waren es 508 Betriebe für 8806 Beschäftigte und im April 4781 Betriebe für 76 119 Beschäftigte. Die Zahl der eingereichten Anzeigen bilde den maximal möglichen Kurzarbeitsrahmen ab. Über die tatsächliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit sagten sie noch nichts aus. Dazu seien Aussagen erst möglich, sobald die Arbeitgeber die Anträge auf Abrechnungen vorgelegt hätten. Die Krise solle auch genutzt werden, um Mitarbeiter weiterzubilden. Es gebe Fördermöglichkeiten.

Arbeitslose

Der Arbeitsmarkt sei auch in dieser schwierigen Zeit in Bewegung, allerdings auf einem deutlichen niedrigeren Niveau. Im Juni meldeten sich 2478 Männer und Frauen neu oder erneut arbeitslos, 408 oder 14,1 Prozent weniger als im Mai. Gleichzeitig fanden 1973 eine neue Stelle, 255 oder 14,8 Prozent mehr als im Vormonat. Die Zunahme der Arbeitslosigkeit sei im Bereich der Arbeitsagentur (Arbeitslosengeld I, Rechtskreis SGB III) stärker ausgeprägt als im Bereich der Jobcenter (Hartz IV, SGB II). Im Rechtskreis SGB III sei die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahresmonat um 4171 oder 81,2 Prozent auf 9306 gestiegen. Im Rechtskreis SGB II gab es 6395 Arbeitslose, 1170 oder 22,4 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Regionale Unterschiede

Unter den sieben Geschäftsstellen der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim habe Calw mit 3,5 Prozent Arbeitslosenquote den besten Wert. Es folgen Mühlacker mit 3,9 Prozent, Freudenstadt und Nagold mit jeweils 4,0 Prozent, Horb mit 4,1 Prozent, Bad Wildbad mit 4,8 Prozent und Pforzheim mit 5,4 Prozent. Die unterschiedlichen Strukturen der jeweiligen Landkreise und der Stadt Pforzheim hätten auch im Juni zu einer großen Bandbreite der Arbeitslosenquoten geführt. Sie liege zwischen 3,5 Prozent im Enzkreis und 7,7 Prozent im Stadtkreis Pforzheim.

Stellenmarkt

Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen habe kräftig abgenommen. Entsprechend stünden weniger Arbeitsstellen für die Vermittlung zur Verfügung. Am Stichtag Mitte Juni waren im Agenturbezirk Nagold-Pforzheim 3489 offene Stellen gemeldet, 1627 oder 31,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Mit 898 neu gemeldeten Stellen wurden dem Arbeitgeberservice in den letzten vier Wochen zwar 155 oder 20,9 Prozent mehr Stellen gemeldet als noch im Mai. Es seien aber auch 482 oder 34,9 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Beschäftigung

Im Dezember 2019 – das ist laut Agentur der aktuellste Datenstand – lag die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Agenturbezirk Nagold-Pforzheim mit 221 792 Beschäftigten um 2831 oder 1,3 Prozent über dem Vorjahreswert.

Lehrstellenmarkt

Die aktuellen Zahlen zum Ausbildungsmarkt zeigten, dass die Unternehmen weiterhin auf Fachkräftesicherung durch eigene Ausbildung setzen und dass sich den Jugendlichen nach heutigem Stand weiterhin gute Perspektiven in der Region bieten, so die Agentur. Am regionalen Ausbildungsmarkt suchten derzeit noch 1388 junge Menschen Lehrstelle. Ihnen gegenüber stünden 1891 unbesetzte Ausbildungsplätze. Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober meldeten sich bei der Agentur 3231 Bewerber für eine Ausbildungsstelle, 169 oder fünf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Von diesen waren 1388 im Mai noch auf der Suche. Gleichzeitig wurden dem Arbeitgeberservice 4016 Lehrstellen gemeldet, 62 oder 1,5 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Im Juni waren noch 1891 Lehrstellen unbesetzt.  Die Berufsberater der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim stehen zusätzlich zur bekannten kostenfreien Rufnummer 0800/4 55 55 00 bis auf weiteres auch montags von 13 bis 16 Uhr und donnerstags von 9 bis 13 Uhr unter den extra eingerichteten Sonderrufnummern 07452/82 92 00 (Landkreise Calw und Freudenstadt) sowie 07231/3 042 00 (Pforzheim und Enzkreis) für alle Fragen zu Berufswahl, Ausbildung, Studium oder Bewerbung zur Verfügung.