Liesel Hartenstein gestorben

Von Karsten Dyba

Kreis Freudenstadt. Sie hatte ein bewegtes berufliches wie politisches Leben: Liesel Hartenstein. Die aus Steinehaig stammende SPD-Politikerin ist Anfang der Woche im Alter von 84 Jahren in Echterdingen gestorben.

"Sie war eine, die es verstand, unsere Ideale in konkrete Politik umzusetzen", sagte Lothar Binding, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Senioren 60 plus gestern beim Neujahrsempfang der Landes-AG im Alten Schlachthaus in Hall (Kreis Schwäbisch Hall).

Geboren wurde Liesel Hartenstein am 20. September 1928 in Steinehaig bei Gründelhardt – als Liesel Rössler. Sie besuchte die Volksschule in Oberspeltach, später das Mädchengymnasium in Hall, wo sie mit dem Fahrrad hinfuhr – eine echte Hohenloher Bauerntochter. Aus ihrer Schulzeit stammt auch die Freundschaft mit Familie Eppler. Sie schlug einen ähnlichen Weg ein wie Erhard Eppler: als Gymnasiallehrerin wie in hohen politischen Ämtern.

An der Uni Tübingen studierte sie Germanistik, Französisch, Geschichte und Kunstgeschichte sowie Philosophie. Sie promovierte, arbeitete als freie Journalistin und unterrichtete am Mörike-Gymnasium in Stuttgart. Erhard Eppler holte sie in die SPD. In Echterdingen schrieb Liesel Hartenstein Geschichte, als sie 1968 einen Sitz im Gemeinderat eroberte – als erste Frau in einer Männerdomäne.

Von 1976 bis 1998 war sie Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Calw-Freudenstadt – jener Bezirk, den Eppler von 1961 bis 1969 im Bundestag vertreten hatte. "Sie war in Sachen Ökologie und Umweltschutz ein Motor der SPD-Bundestagsfraktion", berichtet Eppler. Als "Umwelt-Liesel" sei sie im Parlament bekannt gewesen, erzählt Bachmaier: "Die Liesel war eine der Pionierinnen der Fraktion und hatte eine führende Rolle in der Bürgerinitiative auf den Fildern gegen den Flughafenausbau." Und als im Bundestag die Nachricht vom Mauerfall verkündet wurde, sei sie Willy Brandt um den Hals gefallen, erinnert sich Bachmaier.

Überdies sei das Thema Agrarpolitik für sie wichtig gewesen, weiß Eppler, und "sie hat auch Stuttgart 21 von Anfang an für technokratischen Größenwahn gehalten".

Liesel Hartenstein hat viele Auszeichnungen erhalten, darunter 1987 das Bundesverdienstkreuz, 1998 die Willy-Brandt-Medaille und 2012 die Bürgermedaille der Stadt Leinfelden-Echterdingen. Mit ihr verlor die SPD eine kämpferische Grande Dame.