Andreas Ammer hat ein Buch über das Geld und die Geldschöpfung herausgebracht. Foto: Breitenreuter Foto: Schwarzwälder Bote

Finanzen: Junger Wirtschaftswissenschaftler aus Wittlensweiler vergleicht zwei Systeme in Buch

Freudenstadt-Wittlensweiler. Wie das Geldsystem funktioniert, wissen heute die wenigsten Menschen, nicht mal alle Banker und Personen aus der Finanzbranche. Das hat der 28-jährige Andreas Ammer aus Wittlensweiler während seines Masterstudiums der Wirtschaftswissenschaften herausgefunden. Aus den Inhalten seiner Masterarbeit hat er jetzt ein Buch über das Geld und die Geldschöpfung verfasst.

Darin versucht er, das heutige Geldsystem zu analysieren. Ammer vergleicht dazu das sogenannte Schuldgeldsystem mit dem Vollgeldsystem.

Sein Studium der Wirtschaftswissenschaften begann Andreas Ammer an der Universität in Konstanz, wo er seinen Bachelorabschluss erwarb. In Tübingen absolvierte er das Masterprogramm in Accounting und Finance. Während der Studienzeit beschäftigte sich Ammer mit verschiedenen Theorien, über deren Sinnhaftigkeit aber wenig diskutiert werde. Das habe seine Neugier geweckt, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Was ist überhaupt Geld? Warum wachsen Staatsschulden ständig weiter? Wieso können diese niemals zurückbezahlt werden? Weshalb benötigen wir ständig Wirtschaftswachstum? Diesen Fragen versucht der junge Wirtschaftswissenschaftler in seinem 142 Seiten starken Buch auf den Grund zu gehen.

Dass Banken Kundeneinlagen sammeln, um sie dann zu verleihen, sei "ein Irrglaube", so Ammer. Geld entstehe nahezu ausschließlich bei der Kreditvergabe. Die größten Geldproduzenten seien Geschäftsbanken. Geld entstehe also hauptsächlich durch eine Schuld, woher der Name Schuldgeldsystem stamme.

In den ersten fünf Kapiteln erläutert Andreas Ammer das Schuldgeldsystem und seine Problematik näher. Er untersucht unter anderem, ob die Zentralbank im Schuldgeldsystem genügend Einfluss besitzt, um eine effiziente und preisstabilisierende Geldmengensteuerung zu erreichen, oder ob es im Vollgeldsystem wirkungsvollere Instrumente gibt.

Ab dem sechsten Kapitel geht es um das Vollgeldkonzept, bei dem lediglich eine unabhängige Zentralbank das Recht hat, Geld zu schöpfen. Den Banken ist die Giralgeldschöpfung strikt verboten. Das wäre eine radikale Änderung des Geldsystems ohne praktische Erfahrungen, schreibt Ammer. Er analysiert beide Systeme und hat dazu tief in die finanzwissenschaftliche Literaturkiste gegriffen. Auch über Publikationen der Deutschen Bundesbank, der Bank of England oder der Federal Reserve Bank gelangte er an Informationen.

Risiko Systemwechsel

In einem Zwischenfazit in seinem Buch erwähnt Ammer unter anderem, dass Folgen und Risiken eines Wechsels zum Vollgeldsystem nur schwer zu prognostizieren seien, insbesondere wenn sich ein Land im Alleingang dafür entscheidet. Dabei erwähnt er, dass sich die Schweiz 2018 in einer Volksabstimmung gegen die Vollgeldreform ausgesprochen hat. Am Ende gibt es kein Ergebnis, welches Geldsystem das Bessere ist.

Andreas Ammer hat in seinem Buch versucht, die Thematik verständlich darzustellen. Um die Zusammenhänge zu begreifen, braucht man aber gewisse Grundkenntnisse aus der komplexen Welt der Finanzen. Ammer wollte sich eigentlich nach seinem Studium bei Großbanken um einen Job bewerben, ist jetzt aber aus familiären Gründen in Wittlensweiler geblieben und arbeitet im Controlling-Bereich bei der Firma Schmalz in Glatten.

Das Buch: Andreas Ammer: "Geld und Geldschöpfung", 142 Seiten plus Literaturanhang; ISBN 978-3-7481-9230-5, zu beziehen bei Books on Demand oder per E-Mail an ammer.andreas@gmx.de und in Buchhandlungen bestellbar.