Wie der Alltag an den drei Gemeinschaftsschulen im Landkreis aussieht, davon berichteten Schulleiter, Lernbegleiter, Schüler und Eltern bei einer öffentlichen Pressekonferenz in Schopfloch. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Rektoren und Bürgermeister im Kreis Freudenstadt ziehen positive Bilanz / Eltern sind zufrieden

Im Landkreis Freudenstadt gibt es drei Gemeinschaftsschulen. In einer öffentlichen Pressekonferenz in Schopfloch mit Schulleitern, Lernbegleitern, Schülern und Eltern wurde nun erstmals Bilanz gezogen. Dabei gab es auch Kritik an der Landesregierung.

Kreis Freudenstadt. Bürgermeister Klaas Klaassen hieß die Gäste in der Veranstaltungshalle der Gemeinschaftsschule Schopfloch willkommen, darunter Anton Meier vom Staatlichen Schulamt Rastatt, den Landtagsabgeordneten Thomas Hentschel (Bündnis 90/Die Grünen), die Bürgermeister Christoph Enderle (Loßburg) und Annick Grassi (Waldachtal) sowie Gemeinderäte. "Große Erwartungen waren und sind mit dieser Schulform verbunden", sagte Klaassen, der, wie er bekannte, selbst gerne auf eine Gemeinschaftsschule gegangen wäre, hätte es sie damals schon gegeben.

"Motivation bringt Erfolg"

Alle drei Bürgermeister machten klar, dass sie voll und ganz hinter ihrer Gemeinschaftsschule und ihrem Schulkonzept stehen. Drei Gemeinschaftsschulen gibt es im Landkreis Freudenstadt – seit 2013 in Horb, seit 2014 in Loßburg und Schopfloch, letztere in Kooperation mit Waldachtal. Doch obwohl alle die gleichen Ziele verfolgen, nämlich Schülern eine auf sie zugeschnittene Förderung zukommen zu lassen, gibt es dennoch Unterschiede.

Die drei Rektoren lobten das Modell (Info). Begeisterung klang auch aus den Worten der Lernbegleiter aller drei Gemeinschaftsschulen heraus. Sie berichteten von einem vielfältigen und individuell auf die Fähigkeiten des einzelnen Schülers ausgerichteten Lernens, das im Klassenraum, im Foyer oder draußen, einzeln oder in Gruppen, praktiziert werden könne – in Loßburg gibt es sogar einen eigenen Schulwald. Für jeden Schüler gebe es ein individuelles Coaching durch einen Lernbegleiter und die Möglichkeit, den Unterrichtsstoff in den einzelnen Fächern auf verschiedenen Niveaustufen zu erlernen. Die Lernbegleiter sehen darin einen großen Vorteil. Schließlich gebe es kein Kind, das in allen Schulfächern gleich gut sei.

Die Tatsache, dass sie stets darüber im Bilde sind, wo sie mit ihren Schulleistungen gerade stehen und wo noch Förderbedarf besteht, kommt, wie es schien, nicht nur bei den Schülern gut an. Auch die Eltern zeigten sich froh über die enge Kooperation zwischen Schule und Familien. Und dass der Schulalltag zeitlich geregelt sei und es nach Schulende keine Hausaufgaben mehr gebe, sei bei der Terminplanung innerhalb der Familie hilfreich, ließen sie wissen. Kathrin Zink-Jakobeit, Mutter eines Gemeinschaftsschülers und Mitglied im Schulausschuss Schopfloch/Waldachtal: "Die Anforderung der Schule passt zu den Fähigkeiten. Das schafft Motivation. Und Motivation bringt Erfolg." An die Landesregierung richtete sie die Bitte, die Eltern nicht durch verwirrende Aussagen noch weiter zu verunsichern, sondern sie durch sachliche Informationen in ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen.

"Der Grünen-Landtagsfraktion liegt das Projekt sehr am Herzen", betonte deren Landtagsabgeordneter Hentschel. Er war von den Beiträgen begeistert und meinte, sie zeigten, "wie gut das System Gemeinschaftsschule funktioniert". Ein wenig Kritik gab es am Ende dennoch. Bürgermeister Christoph Enderle, der sich als Vertreter der Schulträger zu Wort meldete, zeigte sich von der Landesregierung etwas enttäuscht. Er sprach davon, dass die Werkrealschule schultechnisch am Ende war und davon, dass immer mehr Gemeinschaftsschule werden wollten. "Dann machen sie die Realschule zur Realschule light", so Enderle. Eine Entscheidung, die er nicht nachvollziehen könne. Denn es könne nicht sein, dass man auf halbem Weg stehen bleibe und "das Erfolgsmodell Gemeinschaftsschule" quasi abschieße.

Der Loßburger Bürgermeister bat darum, "das Projekt, das wir auf die Schiene gesetzt haben, im Landtag mitzutragen“. Thomas Hentschel versprach, sich für die Gemeinschaftsschulen einzusetzen und die Bürgermeister zu einem Gespräch in den Landtag einzuladen.

  In Horb besuchen 360 Schüler die Ganztages-Gemeinschafsschule. Sie werden von 35 Lernbegleitern betreut. An vier Schultagen ist auch nachmittags Unterricht. Großer Wert werde, ließ Schulleiter Götz Peter wissen, auf die Berufsvorbereitung gelegt, was das BORS-Siegel und zahlreiche Bildungspartnerschaften zeigen.

 Die Gemeinschaftsschule Schopfloch/Waldachtal ist an zwei Standorten vertreten. Während die Lerngruppen eins bis sieben in Schopfloch zur Schule gehen, wird die neue Lerngruppe acht in Waldachtal unterrichtet. Die Schule zählt 275 Schüler und 28 Lehrkräfte. In Schopfloch sei auch die Grundschule Teil der Gemeinschaftsschule, ließ Schulleiterin Simone Schuon wissen. Unterricht gibt es an der Ganztagsschule an drei Nachmittagen.

 "Wir sind die Exoten unter den Gemeinschaftsschulen", erklärte daraufhin Thomas Gisonni, Schulleiter an der Gemeinschaftsschule Loßburg , die aus einer Realschule heraus entstanden ist und rund 215 Schüler zählt. Loßburg habe, nachdem der Hauptschulabschluss an Realschulen ermöglicht wurde, die Konsequenzen gezogen, erklärte Gisonni. Obwohl er wisse, dass einige Loßburger die Realschule vermissen, liegt für ihn der Vorteil in der Umwandlung in eine Gemeinschafsschule klar auf der Hand. Denn jetzt habe Loßburg auch ein schulisches Angebot für Gymnasiasten.