Soziales: 85 neue Asylbewerber kommen 2018 in den Landkreis / Fokus jetzt auf Integration

Die Flüchtlingswelle, die 2015 über den Kreis Freudenstadt hereingebrochen ist, ebbt weiter ab. Die zuständigen Stellen im Landratsamt konzentrieren sich nun darauf, jenen den Platz in der Gesellschaft zu ebnen, die länger oder dauerhaft bleiben können.

Freudenstadt. Eine aktuelle Wasserstandsmeldung gab Benjamin Geigl, Leiter des Amts für Migration und Flüchtlinge, in der Sitzung des Verwaltungs- und Sozialausschusses ab. Laut Geschäftsbericht für 2018 kamen zuletzt 85 neue Flüchtlinge an. Vor vier Jahren waren es 1156, 2016 wurden dem Kreis 156 Asylbewerber vom Land zugewiesen. Dem Trend zufolge werden es in diesem Jahr zwischen 100 und 110 sein, sagte Geigl.

Werden die falschen Leute abgeschoben?

In Sammelunterkünften des Landkreises seien derzeit rund 530 Frauen, Männer und Kinder untergebracht. Mittlerweile habe der Kreis seine Kapazitäten auf 750 Plätze abgeschmolzen. Genug Raum zu beschaffen und dann wieder abzubauen, sei eine "extreme Belastung" für das Amt mit seinen rund 50 Mitarbeitern gewesen. Laut Landesvorgabe stehen jedem Flüchtling in einer Sammelunterkunft übrigens sieben Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung.

1670 Flüchtlinge leben aktuell im Landkreis. Das Landratsamt ist für die Unterbringung jener zuständig, deren Asylverfahren entweder noch läuft oder deren Antrag abgelehnt wurde. An die Städte und Gemeinden weitergeleitet werden nur jene, die eine Bleibeberechtigung haben. Aktuell stehe Nigeria auf Platz eins der Herkunftsländer – wobei Ankömmlinge aus diesem afrikanischen Land mit einer Anerkennungsquote von 6,5 Prozent kaum Aussichten haben, bleiben zu dürfen. Mit 84 Prozent Anerkennungsquote dürfen Syrer derzeit rechnen, zweitgrößte Flüchtlingsgruppe im Kreis. Auf Rang drei rangieren Asylbewerber aus der Türkei. 110 Bewohner in den Heimen des Kreises waren ausreisepflichtig, 120 warteten nach einer Anerkennung auf eine Wohnung in den Städten und Gemeinden.

Mit 29 Personen stark rückläufig ist die Zahl derer, die freiwillig in ihr Land zurückkehren. Das liegt laut Geigl daran, dass es kaum noch Asylbewerber vom Balkan gab. Allerdings hätten viele Syrer angegeben, irgendwann in ihre Heimat zurückkehren zu wollen, wenn dort Frieden sei. Laut Geigl sei es dennoch sinnvoll, wenn sie hier eine Ausbildung absolvieren. Das Wissen sei ihnen auch dort von Nutzen. Das Prinzip "Integration durch Arbeit" sei bei Afrikanern jedoch erfolgreicher als bei Syrern. "Werden die Falschen abgeschoben", wollte Klaas Klaassen (FWV) wissen. Die Antwort gab Landrat Klaus Michael Rückert: Dem Regierungspräsidium bleibe nichts anderes übrig, als nach geltender Rechtslage abzuschieben. Der Behörde seien "die Hände gebunden". Ansonsten sei es enttäuschend, dass die Bundesregierung "bis heute nicht geschafft" habe, ein praktikables Einwanderungsgesetz "auf die Reihe zu bekommen". Denn junge Zuwanderer hätten das Durchschnittsalter im Kreis durchaus gesenkt.

181 Integrationspläne hätten Behörden, Integrationsbeauftragte und Vertreter etwa von Kirchen und Sozialdiensten voriges Jahr zusammen mit Flüchtlingen erarbeitet. Die Anforderungen an sie seien groß, vor allem, wenn sie arbeiten wollen. Dabei achte der Kreis darauf, dass echte Eingliederung in die Gesellschaft stattfinde und keine Milieubildung stattfinde.