Beispielhafte, von der Europäischen Union geförderte Projekte wurden beim Kommunal-Forum im EMMA-Kreativzentrum präsentiert. Foto: Rothfuß Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Prominent besetztes Kommunal-Forum der WFG Nordschwarzwald

Region. Mehr Europa in den Köpfen und weniger auf dem Papier, das ist die Quintessenz des Kommunal-Forums der Wirtschaftsförderung (WFG) Nordschwarzwald.

Subsidiarität heißt das im Pforzheimer EMMA-Kreativzentrum heftig diskutierte Zauberwort, das die EU-Bürokratie entrümpeln und mehr regionale Selbstbestimmung bescheren soll. Guido Wolf, Landesminister der Justiz und für Europa, fasste es so zusammen: "Die Europäische Union ist ein Erfolgsmodell, weil sie für Frieden, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit steht." Europa müsse sich jedoch wieder mehr in den Köpfen der Menschen abspielen und nicht nur in den Amtsstuben, ergänzte Daniel Caspary, Europaabgeordneter, der unter dem Titel "Terror, Trump und Türkei" die Probleme der Staatengemeinschaft beleuchtete.

Subsidiarität – dieser sperrige Ausdruck beschreibt ein Prinzip im EU-Vertrag, wonach die EU nur dann tätig wird, wenn Maßnahmen nicht besser auf kommunaler, regionaler oder nationalstaatlicher Ebene verwirklicht werden können.

Europa-Abgeordneter Caspary geizte nicht mit Selbstkritik: "Europa hat sich viel zu sehr ums Klein-Klein gekümmert und dabei das große Ganze aus den Augen verloren." Mit dieser Ansicht bleibt er nicht alleine. Für Guido Wolf, Daniel Caspary und Erik Schweickert ist und bleibt die europäische Ebene jedoch alternativlos, denn Wachstumsmärkte finden sich hauptsächlich außerhalb Deutschlands. Für das Exportland und die Exportregion Nordschwarzwald seien stabile Handelsbeziehungen "ein Garant für ökonomischen Wohlstand".

Weniger Bürokratie, aber mehr persönliches Engagement der Europäer als Königsweg, dieser Ansatz kristallisierte sich schnell bei der kommunalen Talkrunde heraus, zu der neben Wolf, Caspary und Schweickert auch Luca Wilhelm Prayon, Bürgermeister in Remchingen, als Vorsitzender der Europa-Union Pforzheim/Enzkreis sowie WFG-Chef Jochen Protzer aufs Podium traten. Werte- und Wissenstransfer statt verwaltungsaufwendige Umschichtung von Finanzmitteln lautete die unisono ausgegebene Maxime.

Die Städtepartnerschaften, die mehr als 60 Jahre nach Kriegsende zwar etwas angestaubt wirken, böten ein gewaltiges Potenzial, um Europa zusammenrücken zu lassen, erklärten sämtliche Diskutanten der von Susi Herzberger moderierten Talkrunde.

Weit mehr als 100 Millionen Euro an Folgeinvestitionen und Wertschöpfung hätten die zuletzt in die Region geflossenen EU-Fördermittel ausgelöst, rechnete Helmut Riegger, WFG-Aufsichtsratsvorsitzender, vor. EU-Engagement lohne sich also, meinte er.