Sperrmüll: Mancher braucht noch Nachhilfe in den neuen Regeln / Metall-Piraten schwer aktiv

"Happy town", so nennt sich Freudenstadt ganz gern. Zweimal im Jahr aber wird aus der "Happy town" eine "Dirty town". Dann ist Sperrmüllabfuhr. Und das ist gar nicht lustig. Jetzt war es, jetzt ist es, wieder so weit. Heute hier, morgen an einem anderen Ort des Landkreises.

K reis Freudenstadt (rt). Seit gefühlt drei Wochen türmt sich das, was Bürger als Sperrmüll erachten, auf den Gehsteigen. Zwar täglich mit abnehmender Tendenz, aber schöner wird der Rest-Sperrmüll dadurch auch nicht. Längst ist die beauftragte Firma Remondis mit der offiziellen Abfuhr fertig, die Reste aber gibt es immer noch.

Es scheint, als gäbe es in Sachen Sperrmüllabfuhr ein großes Missverständnis zwischen Landratsamt, Abfuhrfirma und Bürgern. Wie nach jeder Sperrmüllabfuhr gibt es auch in diesen Tagen wieder allerhand Grund zur Klage in der Bürgerschaft, wenn auch weniger als sonst, findet Sabine Eisele, Pressesprecherin des Landratsamts. Dabei gab es eine Menge von Absonderlichkeiten unter den abgestellten Dingen.

Ulrich Hanfstein, Leiter der Abfallwirtschaft im Landratsamt, ist im ständigen Kontakt mit der Abfuhr-Firma Remondis. Er sieht "konkret absolut keinen Anlass zur Kritik an den Mitarbeiter der Firma, sie tun ihren Job". Es gäbe vielleicht Abstimmungsbedarf in Einzelfragen, aber man werde "die eingeschlagene Linie konsequent durchziehen". Denn erstmal erfolgte die Sperrmüllabfuhr im gesamten Landkreis und damit auch innerhalb einer Woche in den drei Stadtbezirken Freudenstadts nach neuem Reglement.

Dieses ist trotz mehrfacher Veröffentlichung offensichtlich nicht überall verinnerlicht (Info). Erstmals wurden diesmal Schrott und Elektroschrott nicht mit abgefahren, und es wurde zwischen Altholz und Möbelholz unterschieden. Nur Möbelholz wurde und wird künftig mitgenommen. Drückten die Mitarbeiter der Firma Remondis bei den Sperrmüllabfuhr im vergangenen Jahr noch ein Auge zu und nahmen praktisch alles vom Gehsteigrand mit, so gilt jetzt die neue Regelung, die konsequent verfolgt wird.

Schrott blieb liegen, ebenso wie Altholz, der ausgediente Fernseher oder Bauschutt. Zu diesem zählen auch Bodenbeläge, Waschbecken, Duschwannen. "Säcke gehen gar nicht", sagt Ulrich Hanfstein. Das betrifft nicht nur deren oft sehr unappetitlichen Inhalt, sondern auch den Entsorgungs-Aufwand, der die Müllgebühren nur höher treiben würde. Die Menge des Sperrmülls darf drei Kubikmeter nicht überschreiten. Was jedoch teilweise zur Abfuhr bereitgestellt wurde, glich von der Menge her eher der Entrümpelung eines ganzes Haushalts oder dem Bauschutt vom Entkernen einer Wohnung.

Verschiedene Angewohnheiten kommen hinzu. Der Sperrmüll darf, so heißt es amtlich, "frühestens am Vorabend zur Abholung an die Straße gestellt werden". Das wird von vielen Bürgern sehr großzügig ausgelegt. Oftmals wird aus "frühestens" zwei, drei Tage früher mit der ansteckenden Folge, dass es auch der Nachbar so handhabt. Das freut die oft aus Osteuropa stammenden Sperrmüll-Piraten, die jetzt tage- und nächtelang mit ihren Kleinlastwagen durch die Wohngebiete der Stadt karriolen wie Wespen um einen Zwetschgenkuchen. Sie haben es vor allem auf Metall und Elektroschrott abgesehen, nehmen aber auch mal alte Autoreifen mit, die ganz gewiss nicht zum Sperrmüll zählen. Dazu Hanfstein: "Das freut vielleicht den Autobesitzer. Die illegalen Sperrmüller haben es jedoch nur auf die Felgen abgesehen, die Reifen finden wir dann im Wald wieder. Gleich neben dem defekten Elektrogerät."

Was derzeit noch am Straßenrand liegt, wird von keiner Sperrmüllabfuhr und wohl auch von keinem Piraten mehr abgeholt. Es ist der Abfall, der kein Sperrmüll im Sinne der Satzung ist. Dazu verweist Pressesprecherin Sabine Eisele sehr einfach auf das Verursacherprinzip: "Wer was rausstellt, das nicht mitgenommen wird, muss es wieder reinholen. Dazu ist er verpflichtet."

Die Sperrmüllabfuhr ist ein Dauerthema im Landkreis. Mit zwei kostenlosen Abfuhren im Jahr, den Möglichkeiten zur Entsorgung über die Recyclingcenter und die Deponien sowie dem neu eingeführten Sperrmüllgutschein hat der Kreistag nach einer Bürgerumfrage viele Möglichkeiten geschaffen, auch sperrige und schwere Güter umweltgerecht zu entsorgen. Der neue "Abfallkalender 2020 Freudenstadt" enthält dazu viele Tipps und Termine. Er wurde jedem Haushalt zugestellt. Es gibt eine Abfall-App, Informationen unter www@awb-fds.de sowie das Service-Telefon 0800/9 63  85 27.

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