Das gesamte Team der Dialyse-Station Freudenstadt begleitete die Schwangerschaft von Medine Kudun und freut sich zusammen mit dem behandelnden Nephrologen Olaf Hergesell (Mitte) und Großmutter Adalet Özisek, Mutter Medine Kudun und Stationsleiterin Bettina Jekal (von rechts) über die Geburt des kerngesunden Yusuf. Foto: Prutschke

Medine Kudun aus Horb freut sich mit Personal der Dialyse-Station Freudenstadt. Intensive Betreuung notwendig.

Freuenstadt/Horb - In den vergangenen 20 Jahren dürfte es weltweit etwa 400 Geburten bei Dialyse-Patientinnen gegeben haben. Bei der Geburt des kerngesunden Yusuf Eyüp Kudun aus Horb von einem Wunder zu sprechen, ist daher durchaus berechtigt.Entsprechend glücklich sind nicht nur die Eltern Medine und Eyyup Kudun aus Horb – das gesamte Team der Dialyse-Station in Freudenstadt hatte die Schwangerschaft begleitet und ist nun ganz aus dem Häuschen, wenn der kleine Sonnenschein mit seiner Mama zu Besuch kommt. Auch für die meist älteren Patienten ist es etwas ganz Besonderes, wenn sich junges Leben zwischen sie gesellt.

Die 27-jährige Medine Kudun leidet an einer chronisch entzündlichen, nicht vererbbaren Nierenerkrankung und ist seit etwa zehn Jahren Patientin des Dialysezentrums Freudenstadt, das wiederum zum Nephrologischen Zentrum Villingen-Schwenningen gehört. Nephrologe Olaf Hergesell, einer der behandelnden Fachärzte, betonte, dass dieses erfreuliche Ereignis im ganzen Verbund des Dialyse-Zentrums bisher einmalig sei. Meist würden Dialysepatientinnen aufgrund des gestörten Hormonhaushalts bei Nierenerkrankungen gar nicht erst schwanger oder könnten die Schwangerschaft nicht halten. Die sorgfältige Überwachung einer solchen Schwangerschaft in Zusammenarbeit mit den werdenden Eltern, Nephrologen und Gynäkologen sei somit ganz besonders wichtig. Dennoch komme es in den meisten Fällen zu Fehl- oder Frühgeburten.

Umso erfreulicher sei es, so Hergesell, dass der kleine Yusuf erst in der 35. Schwangerschaftswoche mit dafür stolzen 2060 Gramm Geburtsgewicht mithilfe eines Kaiserschnitts in der Tübinger Frauenklinik auf die Welt kam. Während der Schwangerschaft erhöhte sich der Dialyse-Bedarf der werdenden Mutter von drei auf sechs Behandlungen in der Woche, um die Giftstoffe möglichst schonend aus ihrem Körper zu bekommen. Dies war für das Team des Freudenstädter Dialyse-Zentrums eine logistische Herausforderung, die mit der Geburt des kerngesunden Jungen am 1. Februar belohnt wurde.

Auch für die mehrfache Großmutter Adalet Özisek ist ihr Enkelsohn ein Segen, zumal Yusuf der erste Enkel ist, der mit ihr in Deutschland groß wird, während die anderen Enkel in der Türkei aufwachsen.

Ob die junge Familie Kudun aus Horb weiter wachsen darf, wird die Zukunft von Medine Kudun entscheiden. Seit fast zehn Jahren steht sie auf der Warteliste für eine Nierentransplantation. Durch das historische Tief, das mittlerweile wegen der rückläufigen Zahl an Organspenden erreicht wurde, ist eine Transplantation für die junge Mutter noch nicht absehbar. Auch wäre für sie eine zweite Schwangerschaft mit einem Verlauf wie bei der ersten vorstellbar. Aber ob sie das Glück noch einmal herausfordern möchte, das weiß Medine Kudun heute noch nicht. Jetzt genießt die kleine Familie ihr Glück erst mal zu dritt – und der kleine Yusuf blinzelt bei diesen Worten mit einem Lächeln auf seinen Lippen und einem zufriedenen Räuspern zu seiner dankbaren Mama.