Bürgermeisterin, Musiker, Gäste und ausstellende Künstler nach der Eröffnung der bunten Bilderschau im Kienbergfoyer. Fotos: rt Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Vorsitzender übergibt bei Ausstellung fünf Skulpturen an die Stadt / Kreis setzt Arbeit fort / 24 Jahre alt geworden

Seinen 25-jährigen Geburtstag hat er nicht mehr geschafft. Gerade mal 24 Jahre alt wurde der Kunstverein Freudenstadt, "zum Erlöschen" gebracht, wie es dessen letzter Vorsitzender Kurt Breuer auf den Punkt brachte.

Freudenstadt (rt). Nach aufwendigem Verwaltungs-Prozedere bedarf es jetzt nur noch der Bestätigung des Registergerichts, um das Ende eines einst lebendigen und kreativen Vereins zu besiegeln. Als eine der letzten Handlungen übergab Vorsitzender Kurt Breuer das Vereinsvermögen an die Stadtverwaltung Freudenstadt. So wollen es die Vereinsstatuten.

Dass dies im Rahmen einer Bilderausstellung der heimische Künstler geschah, mag als Zeichen gewertet werden, dass es mit der Kunst in Freudenstadt noch nicht ganz vorbei ist. Denn die Jahres-Ausstellung des neuen Kunstkreises unter der Leitung von Azra Czycholl schickt sich an, in die Fußstapfen des Kunstvereins zu treten und die Interessen der Freudenstädter Künstler zu vertreten. Allerdings ohne die Fesseln von Vereinsregularien. (Siehe Info).

So wertete es auch Bürgermeisterin Stephanie Hentschel: "Mit der Neugründung des Kunstkreises bietet sich die Chance, dass die Kunst in Freudenstadt weiterhin einen zentralen Stellenwert behält und im Gespräch bleibt."

Arbeiten von Wolf Bröll und Ulrike Korn

Der Kunstverein Freudenstadt kränkelte schon eine ganze Weile. Eine überalterte Mitgliederstruktur und mangelnde Bereitschaft, im Verein Verantwortung und Ehrenämter zu übernehmen, führten schließlich zur Auflösung, erläuterte Kurt Breuer im Kienbergsaal-Foyer Mitgliedern, Gästen und Künstlern.

Breuer hatte vor knapp drei Jahren den Vorsitz des Vereins übernommen und versucht, ihn zu retten. Das konnte unter den gegebenen Umständen nicht gelingen. Er übergab das Vereinsvermögen – rund 3000 Euro Bargeld – und fünf zum Teil hochwertige Skulpturen im öffentlichen Raum an Bürgermeisterin Hentschel. Darunter sind Arbeiten von Wolf Bröll und Ulrike Korn. Die Stadt werde das Erbe sorgsam und im Sinne der Kunst verwahren, sagte Hentschel. Freudenstadt sei schon seit seiner Gründung mit Kunst und Kultur verwoben.

Gemeinsam mit Azra Czycholl, Kurt Breuer und ausstellenden Künstlern erinnerte man sich an Stationen des Kunstvereins, der von Persönlichkeiten wie Hugo Menze, Ulrich Schanbacher, Helga Mack oder Heinz Funkler ins Leben gerufen und von Klaus Priwall in den Anfangsjahren geleitet wurde. Viele Ausstellungen, viele Kunstreisen, die Herausgabe von Büchern, Aktionen mit Zaunlatten, bunten Vögeln, Fischen oder blauen Schafen, die "Figura", später "Skulptura" genannt, der Skulpturenweg auf den Kienberg oder der Skulpturenführer gehören dazu.

Beim Stadtjubiläum spielte der Verein mit Ideengeber Hans-Joachim Drenk eine gewichtige Rolle. "Sie haben mit ihrem Engagement bleibende Werte für unsere Stadt geschaffen, haben den Kunstsinn vieler Einheimischer und Gäste angesprochen und gefördert", sagte Hentschel.

Unter dem Titel "Klangvoll und Farbenfroh" zeigt der Kunstkreis Freudenstadt derzeit seine Jahresausstellung noch bis Mittowch, 7. Oktober, im Foyer des Kienbergsaals.

Neun Künstler zeigen einen Querschnitt ihrer Arbeiten, einige Bilder erinnern an den Freudenstädter Maler Heinrich Funkkler. Bei der Eröffnung musizierten Marlies und Martin van Woerkum auf Cembalo und Flöte. Verstärkt durch zwei weitere Flötisten hatten die beiden als Gruppe ce-trav bereits am Vorabend eine bemerkenswerte musikalische Einstimmung mit vorwiegend klassischen Sätzen gegeben.

Die Ausstellung zeigt Bilder von Gerda Müller-Häcker, Stefanie Neuenhüskes, Else Podschies, Renate Tils, Margarete Westermann, Jan Sojka, Petra Ling, Martin von Woerkum und Azra Cycholl. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.