Zimmermeister Martin Frey mit seinen Kollegen beim Richtspruch auf dem Dach des Unterstützungszentrums. Foto: Breitenreuter Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Bruderhaus-Diakonie feiert Richtfest am Unterstützungszentrum

Menschen mit Behinderung die bestmögliche Hilfe zu gewähren und ihnen dabei die Teilhabe am städtischen Leben zu ermöglichen ist das Ziel des neuen Unterstützungszentrums der Bruderhaus-Diakonie, an dem am Freitag Richtfest gefeiert wurde.

Freudenstadt. In dem Gebäude an der Hindenburgstraße, in das die Bruderhaus-Diakonie rund 4,5 Millionen Euro investiert, entstehen 24 Wohnplätze in Einzelzimmern für Menschen mit einer geistigen Behinderung und erhöhtem Pflegebedarf. Acht Wohnplätze davon sind für Menschen mit intensivem Unterstützungsbedarf vorgesehen. Das Projekt in Freudenstadt ist ein Teil der Dezentralisierung der Einrichtung aus Schernbach, um den Menschen die Grundlage für ein "normales" Leben zu ermöglichen.

Sonja Weiblen, Leiterin des Geschäftsfelds Behindertenhilfe der Bruderhaus-Diakonie in Reutlingen, begrüßte in Vertretung des Vorstands Günther Braun zahlreiche Gäste zum Richtfest im noch nicht ganz wetterfesten Rohbau, darunter auch Landrat Klaus Michael Rückert und Oberbürgermeister Julian Osswald. Die Aufgabe des Standorts Schernbach falle der Bruderhaus-Diakonie nicht leicht, betonte sie. Jedoch sollten die Menschen der verschiedenen Einrichtungen am öffentlichen Leben teilhaben können, getreu dem Motto der Bruderhaus-Diakonie "Teil haben. Teil sein".

Landrat Klaus Michael Rückert erinnerte sich daran, dass er zunächst einen Schreck bekommen habe, als er von den Dezentralisierungsplänen gehört habe. Denn die Einrichtung sei für den kleinen Ort Schernbach in der Gemeinde Seewald äußerst wichtig gewesen. Nach intensiven Gesprächen habe er jedoch erkannt, dass das Vorhaben richtig ist.

Als der Standort Schernbach seinerzeit entstanden sei, habe man den behinderten Menschen Gutes tun wollen, und zwar fernab des Alltags, wo sie "behütet" sind. Heute sei man einen Schritt weiter. "Diese Menschen gehören dorthin, wo Gemeinschaft stattfindet", so der Landrat. Der Innenstadtbereich von Freudenstadt sei ein guter Standort für das Unterstützungszentrum. Die Menschen mit geistiger Behinderung könnten den Puls der Stadt fühlen. Rückert hob hervor, dass die Bruderhaus-Diakonie für den Landkreis ein verlässlicher Partner sei.

Oberbürgermeister Julian Osswald, der sich nach eigenen Angaben wieder mal in einer "Bänderdurchschneid- und Richtfestwoche" befand, bekräftigte die Aussagen des Landrats. Er freute sich besonders darüber, dass es angesichts des Neubaus "kein Rumoren in der Nachbarschaft" gegeben habe. Die Stadt habe keinerlei negative Rückmeldungen von Anwohnern registriert, dafür dankte er den Anliegern, und die Festgäste spendeten Applaus.

Diakoniepfarrer Markus Arnold wünschte für das Projekt Gottes Segen mit einem Bibelwort und einem Gebet. In Vertretung der erkrankten Dienststellenleiterin Dorothea Rau begrüßte ihre Stellvertreterin Gesa Schultz die Gäste und nannte die Meilensteine der Dezentralisierung von Schernbach. Dazu gehörten die im Bau befindlichen Einrichtungen in Horb und Freudenstadt, die man etwa zeitgleich im Herbst 2018 beziehen wolle.

Der Bereichsleiter der Behindertenhilfe, Rico Müller, erläuterte das Konzept des Unterstützungszentrums. Es sei nicht nur für Menschen, die in der Einrichtung wohnen, konzipiert. Es würden auch ambulante Leistungen erbracht. Auch Menschen, die noch außerhalb wohnen, könnten betreut werden. "Wir versprechen uns eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität", betonte Müller. Hermann Henle, Vorsitzender des Heimbeirats, wünschte zum Schluss Glück und Segen für das Projekt und einen guten Bauverlauf.

Die Zimmerer der Firma Holzbau Frey zogen im Anschluss den Richtbaum auf das Dach, und Zimmermeister Martin Frey hielt den Richtspruch, trank auf die Bauherrschaft und die Handwerker und zerschmetterte das Glas auf dem Boden.

Inzwischen gibt es die Gemeinschaft Sonnenwald Schernbach, die die Gebäude in Schernbach nach dem Umzug der Bruderhaus-Diakonie nutzen will und dazu im vergangenen Jahr bereits ein Konzept dem Gemeinderat Seewald vorgestellt hat. Es soll demnach eine weltoffene und gastfreundliche Gemeinschaft sein, die offen ist für verschiedene Kulturkreise, Altersgruppen und Schichten. Ein Leben im Einklang mit der Natur und der Umwelt soll dabei angestrebt werden.