Gastronomie: Kreisverband sieht sich auf gutem Weg / Ärger über Sperrung der Murgtalbahn über Ostern

Es ist eine Mordsrennerei, aber die Arbeit lohnt sich und macht Spaß. Dieses Fazit zog der neue Vorstand der Dehoga-Kreisstelle Freudenstadt im ersten Jahr seiner Amtszeit. Aber es gibt auch Dinge, die der Branche gegen den Strich gehen.

Kreis Freudenstadt. Eine erste Zwischenbilanz zogen die Vorsitzenden Jörg Möhrle und Beate Gaiser in der Hauptversammlung am Montag im Waldhotel Luise, vormals Birkenhof, in Freudenstadt. Rund 60 Hoteliers und Gastronomen waren dabei. Rückschau aufs Tagesgeschäft hielt Beate Gaiser. Ihr Eindruck: "Es ist viel gelaufen." Sommerfest, Teilnahme an der Top-Job-Messe in Freudenstadt, Hygiene-Offensive, Teilnahme an Dehoga-Terminen und -Kundgebungen auf Landesebene, die Mitarbeit im Nationalpark-Beirat, Fortbildungen für die Mitgliedsbetriebe wie Trends und neue Vorschriften, Kontaktpflege mit Politikern und Behörden, Vertretung der Branche bei der Industrie- und Handelskammer – der Vorstand und die Fachgruppen-Mitglieder sind permanent unterwegs. Dazu kommen Abstimmungsgepräche im Vorstand. "Das waren eine Menge Termine und Aktivitäten", so Gaiser. Aktiv" sei die Kreisstelle auch bei der Sperrung der L 401 hinauf zum Ruhestein geworden. Was dem Vorstand stinkt: Die S-Bahn-Strecke im Murgtal wird in den Osterferien gesperrt für Instandsetzungsarbeiten. "Das ist notwendig, keine Frage. Aber muss das immer in den Ferien sein? Wir sind Ferienregion, und das trifft den Nerv unseres Geschäfts", so Gaiser.

Jörg Möhrle warb für die Mitgliedschaft im Hotel- und Gaststättenverband. Der Dehoga Baden-Württemberg sei stark und rührig, der einzelne Betrieb brauche eine starke Interessenvertretung. "80 Prozent haben weniger als zehn Mitarbeiter. Sie finden nur in der Gemeinschaft Gehör", so Möhrle. Er sei vom Verband "überzeugt". Die Mitgliederzahl im Kreis sei mit aktuell 223 stabil, der Verband decke die komplette Bandbreite ab, vom Restaurant bis zum Luxus-Hotel mit Sterne-Küche.

Um die Branche im Kreis ist dem Vorstand "nicht bange", trotz des Minus bei den Übernachtungszahlen. Sie seien auf Investitionen der Häuser zurückzuführen. Die Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent für die Branche sei ein Konjunkturprogramm gewesen; die Betriebe hätten die finanziellen Spielräume für Investitionen genutzt, die Häuser seien top aufgestellt. Zuversichtlich stimme ihn, dass die Kommunen in Infrastruktur investierten und die Kreisstadt Freudenstadt wachse. "Die Region ist attraktiv und sie bleibt attraktiv", so der Vorsitzende.

Auch der Nationalpark Schwarzwald trage dazu bei. Wenn das Verkehrskonzept wie geplant komme und Busse im 15-Minuten-Takt aus den Tälern hochführen, dann sei das "eine Wucht". Betrieben in Alpirsbach und Loßburg soll die Möglichkeit eröffnet werden, ins Nationalpark-Gebiet aufgenommen zu werden. Dies sei jedoch noch nicht abschließend entschieden.

Mehrwertsteuer-Sätze und Regulierung nerven

Von der Politik erhofft sich die Branche ein modernes Einwanderungsgesetz. Der Arbeitsmarkt im Kreis sei leergefegt, der Dehoga würde gerne Personal im Ausland rekrutieren. 40 Prozent der Mitarbeiter hätten schon jetzt einen ausländischen Pass. "Wir sind das gewohnt und wir können mit unterschiedlichen Mentalitäten im Team umgehen", so Möhrle. Was nerve, seien unterschiedliche Mehrwertsteuersätze beim Essen, die Gaststätten benachteiligten. "Sieben Prozent für die Currywurst, die im Stehen gegessen wird, 19 Prozent für die Currywurst, die im Sitzen gegessen wird, das versteht kein Mensch. Arbeit und Service werden so bestraft", sagte der Vorsitzende.

Ein Dorn im Auge der Gastronomen sei das neue Arbeitszeitgesetz, das in seiner starren Auslegung am Alltag vorbeigehe und weder Betrieben noch Mitarbeitern nutze. Es gehe nicht darum, die Arbeitszeit auszudehnen, sondern sie dem Bedarf anzupassen. Überbordende Regulierungswut wie EU-Datenschutzrichtlinie und Legionellenverordnung gehe der Branche ebenfalls gegen den Strich. "Aber wir werden auch das hinkriegen", so Jörg Möhrle, "so, wie wir bislang alles hingekriegt haben."