Sicherheit: Spezialeinheiten der Feuerwehren im Landkreis proben für Gefahrgut-Unfälle

Damit es im Ernstfall Hand in Hand geht: Die Gefahrgutzüge der Feuerwehren Loßburg und Horb mit der "Dekon"-Einheit Freudenstadt absolvierten ihre jährliche Gefahrgutübung des Landkreises Freudenstadt auf dem Gelände der Firma Oest.

Kreis Freudenstadt. Das Übungsszenario könnte sich jederzeit so ereignen: Ein Tankanhänger wird bei einem Zusammenstoß beschädigt, eine Flüssigkeit tritt aus. Außerdem gibt es einen Verletzten auf dem Anhänger. Im Ernstfall muss es nun schnell gehen.

Nur Minuten nach dem Alarm waren Abteilungskommandant Tom Anger und Zugführer Stephan Wolf von der Freudenstädter Feuerwehr mit ihrem Einsatzleitfahrzeug vor Ort. Nach einer ersten Erkundung war klar: Die Person ist zwar nicht eingeklemmt, wie zunächst gemeldet. Aber wegen der ätzenden Flüssigkeit, die aus dem Tank läuft, können die Einsatzkräfte sie nicht einfach retten. So wurde der Gefahrgutzug Loßburg nachalamiert, ebenso die Freudenstädter "Dekon"-Einheit mit deren Einheitsführer Andreas Behncke. Nochmals 15 Minuten später wurde der Gefahrgutzug Horb nachalarmiert.

Wichtig ist bei so einem Szenario das Zusammenspiel der einzelnen Feuerwehren. Als erstes wurde eine Einsatzzentrale gebildet. Als eingespieltes Team arbeiteten die Zugführer des Gefahrgutzüge Loßburg und Horb, Martin Kopp und Bernd Fluhr, mit Andreas Behncke eng zusammen. Gewissheit über den auslaufenden Gefahrstoff brachte ein Sicherheitsdatenblatt. Auf 17 Seiten sind hier alle Eigenschaften, Gesundheitsgefahren und Rechtsvorschriften und beschrieben. Schnell waren sich die Leiter sicher: Es handelt sich um Amionaklösung.

Aufgabe war es, die ätzende Flüssigkeit unschädlich zu machen. Dazu schlüpften mehrere Loßburger und Horber Wehrmänner in ihre Schutzanzüge. "Für die Träger bedeutet das absolute Schwerstarbeit", so Florian Möhrle, stellvertretender Kreisbrandmeister. Mit dem zweiten stellvertretenden Kreisbrandmeister Markus Negerle und dem Abteilungskommandanten Horb-Stadt, Thomas Danninger, verfolgte Möhrle den Übungsverlauf kritisch.

Schwerstarbeit für alle

Rund 25 Minuten halten es die Atemschutzträger unter dem Gummianzug aus. Dieser schützt die Träger vor Säuren. Nachdem die verletzte Person, die nicht mit der Säure in Kontakt kam, gerettet war, ging es an die Abdichtung der Lecks. Für die Umwelt hätte dieser Vorfall keine Folgen gehabt. Denn die gesamte neue Halle und der Vorplatz sind mit einer unterirdischen Betonwanne versehen. Sie fängt im Notfall die Gefahrenstoffe auf.

Nach dem Einsatz können die Einsatzkräfte in vorderster Reihe nicht einfach ihre Schutzanzüge ablegen. Zuerst wurde der Träger vor einem Zelt mit Wasser dekontaminiert. Im Inneren des Zelt wurden dann die Träger ausgiebig abgeduscht. In einem weiteren Zelt können sie ihre normale Kleidung wieder anziehen. Warmes Wasser und eine Heizung gibt es bei Bedarf. Für diese Spezialverfahren haben viele Einsatzkräfte an der Feuerwehrschule Bruchsal Speziallehrgänge besucht, berichtete Möhrle. Mit dem Ablauf der Übung zeigte er sich sehr zufrieden.

Von der Firma Oest hatte der Geschäftsführer Schmierstoffe, Ludger Niehues, den Übungsablauf, verfolgt, ebenso Lasterfahrer und Lagerarbeiter Nicolas Kan. Insgesamt waren die Feuerwehren mit 20 Fahrzeugen und rund 60 Einsatzkräften vor Ort. Nach zwei Stunden war die Gefahrgutübung, die auf Kreisebene jedes Jahr an einem anderen Ort stattfindet, beendet.