Volksmusik im besten Sinn: "Celtic Crossroads" mit der Band Litha bei Kultur am Dobel
Von Tina Eberhardt Freudenstadt. Bayerische Zwiefache auf irischen Flöten, Geschichten von Seemonstern und Höhlengeistern mit Akkordeon: "Celtic Crossroads" stand auf dem Programm von Kultur am Dobel, und dazu gehörte alles, was mit Herz, Seele und Tradition daherkommt. Mit der Band Litha hatte Kultur am Dobel nicht nur vier vertraute Gesichter für den Auftakt der neuen Spielzeit nach Freudenstadt geholt. Das Stadthaus war auch wieder nahezu ausverkauft. Ein Umstand, der den Vereinsmitgliedern immer noch die überraschte Freude ins Gesicht treibt – obwohl ein volles Haus seit dem Umzug auf den Marktplatz mittlerweile fast zur Regel geworden ist.
Vor vier Jahren waren die international renommierten Folkmusiker Claire Mann (Fiddle und Flöte) und Aaron Jones (Gitarre und Bouzouki), sowie Gudrun Walther (Fiddle und Akkordeon) und Jürgen Treyz (Gitarre) erstmals nach Freudenstadt gekommen – damals noch unter dem Namen "The 2Duos". Dietger Wörn von Kultur am Dobel hatte den Kontakt erstmals geknüpft und auch dieses Mal wieder für den kleinen Zwischenstopp der Musiker in Freudenstadt gesorgt. Aus dem Immer-mal-wieder-Zusammenschluss zweier Folk-Duos ist mittlerweile eine feste Band geworden, und diese begeisterte nicht nur durch musikalische Makellosigkeit, typische Fiddle-Battles und Melodien, bei denen ganze Grüne-Insel-Reisekataloge vor dem sehnsüchtigen inneren Auge vorbeizogen.
Sie brachten dem Publikum, das mit leuchtenden Gesichtern zuhörte, aber den letzten Schritt zum Mittanzen nie wagte, auch die Freude an der eigenen Volksmusik wieder näher. Und mal ganz ehrlich: Musikalisch liegen das Allgäu und die Antrim Coast gar nicht so weit auseinander. Es braucht nur jemanden, der dies wieder vergegenwärtigt – und dem vorurteilsgeladenen Geist ein Schnippchen schlägt. Ein Umstand, dessen sich Lead-Sängerin Gudrun Walther wohl bewusst war, als sie mit wissendem Lächeln auf die "Och nö"-Mienen blickte, nachdem sie dem bis dahin geneigten Publikum das Volkslied "Nun will der Lenz uns grüßen" ankündigte. Wem die Liebe zum deutschen Liedgut in Blockflöten-Duetten der Grundschule ausgetrieben worden war, der erfuhr im Stadthaus jedoch eine Offenbarung. Mit dem herrlichen Klang der Instrumentalisten und der hellen, feinen Stimme Gudrun Walthers wurde aus staubigen Versen eine direkte Ansprache der Seele.
Auf einmal loderte im Innern des Zuhörers wieder das kleine Flämmchen der Heimatliebe – und auch ein wenig Stolz. Denn in der Interpretation von "Litha" mussten sich auch altdeutsche Volkslieder nicht hinter den populären keltischen Folkklängen verstecken.
Der ungewohnte Schritt zum musikalischen Patriotismus erhielt Gehhilfe von den Profis. Die, oft selbstvertonten, alten deutschen Handschriften und Gedichte waren zwischen typisch keltische Melodien von Dämonen und Königen, zwischen Jigs und Reels gestreut. Getragen wurden sie von der ansteckenden Hingabe und der offensichtlichen Freude, mit der die Musiker auf der Bühne agierten. "Wir wollen einfach nur spielen", meinte Aaron Jones lächelnd.
In der Pause begab er sich ins Publikum und bekannte augenzwinkernd: Eigentlich sei der Zusammenschluss der beiden Duos zu einer Band ja reiner Eigennutz. Man habe einfach öfter zusammen Spaß haben wollen. Diesen darf das Publikum teilen. Auch in Freudenstadt wurde die Gelegenheit gerne ergriffen. Als die Band mit einem munteren irischen Feierlied zur Zugabe ansetzte, klatschten die Zuhörer begeistert mit.
Dass das Crossroads-Projekt gelungen war, zeigte sich aber ganz zum Schluss. Bei "Lasst uns all nach Hause gehen", drehte sich mancher mit dem Mantel in der Hand nochmals um und sang mit. Mit den richtigen Musikern vorne dran, können Volkslieder unheimlich schön sein.