Angesichts der Coronakrise hat die Frauenhilfe Freudenstadt die Kontaktzeiten erweitert. Foto: Frauenhilfe

Frauenhilfe erweitert Kontaktzeiten. Hohe Zunahme von Fällen in Isolation befürchtet.

Freudenstadt - Angesichts der Bewegungseinschränkungen wegen der Corona-Krise befürchten Experten eine Zunahme der Fälle häuslicher Gewalt. Die Frauenhilfe Freudenstadt als Anlaufstelle für alle gefährdeten Frauen hat nun die Kontaktzeiten erweitert.

Zum Schutz der Mitarbeiter müsse die Beratung jedoch telefonisch erfolgen, teilt die Frauenhilfe mit. Tage, in denen Familien dicht beieinander sind, ließen die Zahl häuslicher Gewalt regelmäßig steigen. Dies könne leider jedes Jahr auch über die Weihnachtsfeiertage beobachtet werden.

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In einem funktionierenden Familienverband passiere normalerweise nichts. Gab es aber zuvor schon Probleme und Spannungen, würden diese durch das enge "Aufeinanderhocken" verstärkt. Die Situationen, die durch die Coronakrise hervorgerufen werden, verschärften die Probleme erheblich: Die Angst vor der Krankheit, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, die wirtschaftliche Unsicherheit, wie es weiter geht, die Anwesenheit aller Kinder daheim, fehlender Sozialkontakt und vieles mehr führten zu Überforderung, Stress, Eskalation und mündeten dann nicht selten in Gewalt gegen Frauen und Kinder, so die Frauenhilfe.

Berichte aus China zeigten dieses Phänomen sehr deutlich. Laut der Pekinger Frauenrechtsorganisation "Weiping" sei die Zahl der Beschwerden von Opfern dreimal so hoch wie vor der Quarantäne.

Keine rechtsfreien Räume

"Seitdem das Virus ausgebrochen ist, rufen Frauen doppelt so oft bei der Polizei an wie zuvor. Fast alle Fälle häuslicher Gewalt haben indirekt auch mit dem Virus zu tun", wird ein Post auf dem sozialen Netzwerk Weibo von Wan Fei, einem pensioniertem Polizeibeamtem, zitiert. Quarantäne und häusliche Isolation seien kein rechtsfreier Raum, so die Frauenhilfe. Frauen müssten wissen, wo sie Hilfe finden können. Die Frauenhilfe helfe sofort und unkompliziert.

"Wir haben unsere Kontaktzeiten erweitert, damit wir wirklich für alle Frauen da sein können. Für Frauen, die von Gewalt im direkten sozialen Umfeld betroffen sind, kann die aktuelle Situation bedeuten, ihrem Täter ständig ausgeliefert zu sein", wird Tina Sillmann, die Vorsitzendes des Vereins, zitiert. Das bedeute auch, dass die Kinder immer dabei seien und die Gewalt miterfahren müssten. Psychologen wüssten um die schwerwiegenden Folgen in der weiteren Entwicklung dieser Kinder und Jugendlichen.

Auch Beratung für Täter

Bei der Frauenhilfe gibt es auch einen Mann, der Täter berät. Auch diese können sich Hilfe holen, wenn sie dazu bereit sind. Die Berater der Frauenhilfe ermuntern: "Trauen Sie sich, rufen Sie an oder mailen Sie. Holen Sie Unterstützung bei sexualisierter oder häuslicher Gewalt. Gewalt ist auch in Zeiten von Corona verboten."

Menschen, die wegen häuslicher Gewalt in Not sind, können täglich von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr bei der Frauenhilfe unter Telefon 07441/520 30 70 anrufen oder durch eine E-Mail an info@frauenhilfe-fds.de um Beratung bitten.

Außerhalb dieser Zeiten ist das bundesweite Hilfetelefon, 08000/11 60 16, an allen Tagen 24 Stunden besetzt. Auf der Internetseite www.hilfetelefon.de gibt es die Möglichkeit einer Chat- und E-Mail-Beratung. Das Hilfetelefon berät in 17 Sprachen. Auch die Polizei ist unter Telefon 110 ständig erreichbar.

Weitere Informationen: www.frauenhilfe-fds.de