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Wie Unternehmer mit der Senkung der Mehrwertsteuer umgehen. Unterschiedliche Reaktionen.

Kreis Freudenstadt - Seit einem Monat gelten die verminderten Sätze der Mehrwertsteuer – statt 19 nun 16 Prozent, beim ermäßigten Steuersatz fünf statt sieben Prozent. Bei einer kleinen Umfrage erzählen Einzelhändler, wie sie in Freudenstadt mir der Senkung umgehen.

Die Unternehmer haben unterschiedlich darauf reagiert. Im Kaufhaus Peters beispielsweise wird an den Preisschildern nichts geändert. Die Preise, neue Schilder drucken zu lassen, und der damit verbundene Aufwand seien schlichtweg zu hoch, so Geschäftsführer Bernd Peters. Stattdessen habe sich das Unternehmen dafür entschieden, die Steuersatzermäßigung in Form von Rabatten direkt an der Kasse abzuziehen.

Ermäßigung für Kunden nicht ausschlaggebend

Dass sich die Nachfrage auf Kundenseite, wie von der Regierung erhofft, merkbar erhöht, hält Peters für eher unwahrscheinlich. Die Ermäßigung sei für die meisten Kunden nicht ausschlaggebend. Deshalb hoffe er, dass die Umsetzung der Maßnahmen das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen stärkt. Gemeinschaftlich die Krise bewältigen sei die Devise, so Peters. Dafür trete sein Unternehmen transparent an die Kunden heran.

In der Buchhandlung Dewitz schlägt sich die Senkung der Steuersätze nicht nieder. Aufgrund des Buchpreisbindungsgesetzes sind alle Buchhandlungen von der Minderung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes ausgeschlossen. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels legt die Preise der Bücher fest.

Für die Bäckerei Saur in Horb würde sich eine Preisänderung der Produkte nicht lohnen, so Hans-Peter Saur von der Geschäftsführung. Bei einem Wasserweckle würde sich die Umsatzsteuerminderung mit nicht einmal einem Cent im Preis niederschlagen. Auch der damit verbundene Aufwand – das Drucken neuer Preisschilder und das Informieren der Kundschaft – stehe in in keinem Verhältnis dazu.

Gegen Umetikettierung entschieden

Deshalb habe man sich entschieden, den Preis der Produkte gleich zu lassen und die Einsparungen von zwei Prozent am Jahresende in Form einer Coronaprämie an die Mitarbeiter auszuzahlen. Diese Entscheidung machte das Unternehmen auch über Social-Media-Kanäle öffentlich.

Die Firma Eisen-Wagner in Freudenstadt verwende zur Anpassung der Umsatzsteuer ein System, das die Senkung automatisch an der Kasse abziehe, sagte Geschäftsführer Helmut Reichl. Die Firma habe sich bewusst gegen eine Umetikettierung entschieden, kommuniziert die Preisminderung aber über Schilder in der Filiale.

Harald Kläger vom "Speckwirt" in Freudenstadt geht mit der Steuersenkung anders um. "Wir sind froh, dass wir die Unterstützung vom Staat bekommen", erklärt er. Die Kundschaft wüsste ja, dass die Steuer gemindert wurde, habe ihn aber noch nie darauf angesprochen. Die Mehrwertsteuersenkung komme damit – angesichts von Corona – dem Unternehmen zugute.