Ester Lang koordiniert die "Telefonbesuche" des Diakonievereins. Foto: Günther

Besuchsdienst des Diakonievereins überbrückt das Kontaktverbot. Auch Einkaufsdienste werden übernommen.

Freudenstadt - Rund 35 ehrenamtliche Mitarbeiter engagieren sich beim Besuchsdienst des Freudenstädter Diakonievereins, ihre regelmäßigen Besuche werden von den meist betagten und hilfebedürftigen älteren Menschen stets mit großer Vorfreude erwartet.

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Seit den Corona-Kontaktbeschränkungen dürfen allerdings keine Besuchsdienstmitarbeiter mehr in die Privathaushalte kommen. Wie Ester Lang, Leiterin und Koordinatorin des Besuchsdienstes des Freudenstädter Diakonievereins, berichtet, überbrückt die Ehrenamtsgruppe dies mit "Telefonbesuchen". Mit diesen soll gerade auch in dieser schwierigen Krisenzeit einer drohenden Vereinsamung und sozialer Isolation entgegengewirkt werden.

Wie Lang verrät werden bei den "Telefonbesuchen" die verschiedensten Themenbereiche angesprochen: Da gehe es um Fragen wie "Wie geht es Ihnen?", "kommen Sie klar mit den Vorsichtsmaßnahmen und mit der Kontaktbeschränkung?", "wer kauft für Sie ein?" und vor allem: "Kann ich etwas für Sie tun?". Es geht um das Befinden der Hilfebedürftigen und um deren individuelle Bewältigungsstrategien. In allen Gesprächen versuchen die Besuchsdienstmitarbeiter, ihre Gesprächspartner davon zu überzeugen, kein Risiko einzugehen und aus diesem Grund derzeit nicht selbst zum Einkaufen zu gehen oder Abstand zu den Enkelkindern zu wahren.

Pfarrämter sind jederzeit erreichbar

Wie wichtig gerade in diesen unsicheren Zeiten dieser Telefondienst ist, wird Ester Lang auch durch die Rückmeldungen der Mitarbeiter klar. Durch den Besuchsdienst wird den Hilfebedürftigen signalisiert, dass jemand für sie da ist und sie nicht vergisst. Niemand werde in dieser schwierigen Zeit allein gelassen. Natürlich ist sich Lang sicher, dass ein langes Telefonat den persönlichen Besuch nicht ersetzen kann, aber, das zeigen ihre Erfahrungen, "eine Stimme zu hören ist immer noch besser als gar kein Kontakt zu haben". Zumal, auch dies zeige sich nach vielen Telefonaten, für einige Hilfebedürftige die Angst vor der Einsamkeit noch größer sei als die vor der Corona-Infektion.

Allerdings gebe es, so Lang, auch für die "Telefonbesuche" Grenzen: "Für Menschen, deren Gehör sehr eingeschränkt ist, ist auch das Telefonieren sehr beschwerlich, dann ist Telefonieren keine gute – aber derzeit eben die einzige Alternative". Gut, dass die Besuchsdienstmitarbeiter des Diakonievereins bei ihren Telefonaten stets auch darauf hinweisen können, fass sie bei Problemen und Fragen im Pfarramt anrufen können, denn alle Pfarrer sowie die Gemeindediakonin stehen weiterhin für seelsorgerliche Anliegen zur Verfügung.

Auch der Vorsitzende des Diakonievereins, Pfarrer Hans-Jürgen Schlue, ist froh darüber, dass durch die derzeitigen "Telefonbesuche" die Hilfebedürftigen unterstützt und ermutigt werden. Auch aus den Rückmeldungen der Besuchsdienst-Aktiven zeige sich, dass die Lösung gut angenommen wird. So berichtet eine seit vielen Jahren im Besuchsdienst tätige Frau, dass sie mit der von ihr betreuten hochbetagten Dame mehrmals wöchentlich telefoniert und dabei mit ihr auch ihren Einkaufszettel bespricht. Einmal pro Woche kauft sie dann für sie ein und stellt ihr die Einkäufe vor die Tür.

Dem Freudenstädter Besuchsdienst gehören 34 Ehrenamtliche an, die regelmäßig - meist wöchentlich - ältere Menschen besuchen, die viel alleine sind oder die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können. Dabei sind, so beschreibt Ester Lang, sowohl die zu besuchenden Menschen als auch deren Angehörige dankbar über die regelmäßigen Besuche. Zwar seien die Besuchsdienstler keine ausgebildeten Gesprächstherapeuten oder Seelsorger. Aber, so Lang: "Wir können zuhören, Mut machen, Anteil nehmen, begleiten und Anregungen geben. Natürlich auch aus der Zeitung vorlesen, Fußballergebnisse diskutieren, gemeinsam Kaffee trinken, spielen oder auch zusammen Lieder singen, Geschichten lesen oder ein Gebet sprechen. Alle Kontakte seien grundsätzlich, so die Leiterin, geprägt von der Achtung der betreuten Person.