Street Food-Festival als Drive in? Geht doch, finden diese Gastronomen. Foto: Sannert

In Zeiten von Pandemie sind neue Ideen gefragt. "Goodbye Deutschland"-Auswanderer am Start.

Freudenstadt - Wenn schon schnelle Küche, dann stilecht: Das Streetfood-Festival in Freudenstadt ging diesmal wegen Corona auf dem Parkplatz des "Martinique" über die Bühne – als "Drive in", bei dem die Kundschaft ihre Mahlzeit mitnahm oder gleich im Auto verputzte. 

Das Konzept, aus der Not heraus geboren, kam gut an – auch wenn der ganz große Besucheransturm ausblieb. Die Organisatoren des neunten Streetfood-Festivals zogen nach zwei Tagen dennoch eine durchweg positive Bilanz. Vor etwa sechs Wochen hatten Harald Kläger von der Kläger Events- und Veranstaltungs-GmbH und sein Kooperationspartner Oliver Widmann vom "Martinique" bei der Stadt den Antrag gestellt. Weil Großveranstaltungen miut mehr als 500 Personen derzeit nicht erlaubt sind, konnte das neunte Festival der rollenden Garküchen diesmal nicht auf dem Marktplatz stattfinden. Kläger und Widmann hatten das vergangene Wochenende ausgesucht, an dem eigentlich das Freudenstädter Sommernachtsfest hätte stattfinden sollen. "Der Termin schien uns ideal, um den Menschen ein wenig Abwechslung zu bieten", erklärt Kläger.

Sechs Anbieter konnte er für das Streetfood-Festival im kleinen Rahmen gewinnen. Die Lockerungen der Auflagen machte es dann möglich, dass die Gäste bei ihrer Bestellung dann doch nicht im Auto sitzen bleiben mussten. Sie konnten ihre Fahrzeuge auf dem Gelände abstellen und zu Fuß zu den Ständen gehen, die in einer Reihe aufgestellt waren, um sich Burger, Spieße, Wok-Gerichte oder Pfannkuchen abzuholen. Gegessen wurde im Auto oder in einem für das Festival aufgebauten Biergarten vor dem "Martinique", das sich mit einem Getränkestand und einem Bierwagen beteiligte und damit das Angebot ergänzte.

"Goodbye Deutschland"-Auswanderer am Start

Bis auf einen waren alle Anbieter von Anfang an beim Freudenstädter Streetfood-Festival dabei. Im "Wok me" trafen die Besucher auf zwei neue, jedoch fernsehbekannte Gesichter: Kathrin Mermi-Schmelz und Thomas Schmelz waren 2007 nach Brasilien ausgewandert.

Seit dieser Zeit wurde über das Leben des Ehepaars aus Kirchheim/Teck immer wieder in der Fernsehsendung "Goodbye Deutschland" berichtet. Seit fünf Jahren touren die beiden durch Europa. Im Sommer arbeiten sie in der Gastronomie auf Mallorca, wo auch ihr Wohnsitz ist, im Winter dann auf einer Skihütte in Österreich.

Die Corona-Krise hat die zwei vorübergehend in ihre alte Heimat verschlagen. Hier bekamen sie das Angebot, mit dem Food-Truck umherzuziehen und verschiedene Wok-Gerichte, asiatische Spezialitäten, "Surf’n Turf" sowie Vegetarisches anzubieten. Erste Erfahrungen mit einem Drive-in-Streetfood-Festival haben die beiden erst vor kurzem in Wendlingen gesammelt. Dort mussten die Gäste im Auto bleiben. Der persönliche Kontakt mache allerdings mehr Spaß, sagt Kathrin Mermi-Schmelz, und gesteht: "In Freudenstadt waren wir noch nie." Ihr Truck gehört Martin Lehmann, der gleich nebenan in "Mister Poffertjes" Mini-Pfannkuchen mit Früchten und Eis, und damit die einzigen süßen Speisen, anbot. Bei Michael Dreher aus Balingen gab es gefüllte Wraps, mexikanische Burritos. Im vergangenen Jahr hatte er alleine beim Streetfood-Festival auf dem Marktplatz 700 Portionen verkauft. Das Festival in diesem Jahr könne man damit nicht vergleichen. Dennoch sei er froh, überhaupt hier sein zu können, beteuert er und erklärt auch gleich warum: "Wir leben davon und derzeit ist es schwierig, zu überleben." Die "Chips Arena" und der "School Bus" gehören Alexander Czaikowsky. Auch er ist froh, dass das Streetfood-Festival überhaupt stattgefunden hat, denn es sei immer besser, etwas Neues auszuprobieren, als gar nichts zu tun. Mit drei Mitarbeitern war er aus Riedlingen angereist. Die Gäste wurden mit "Pulled Pork" und "Pulled Chicken", mit Veggies, Pommes und Schaschlik vom Holzofengrill verwöhnt.

Wiederholung im August

Die kürzeste Anreise hatten Kathrin und Raphael Springmann. Das Ehepaar kam mit "The Angry Moose" – dem bösen Elch – aus Schenkenzell, wo es sämtliche Zutaten für die Burger selbst herstellt. Ein zweijähriger Aufenthalt in Schweden hatte die beiden auf die Idee gebracht, neben einem Schwarzwald-Burger auch ein Elch-Sandwich anzubieten. Auch wenn die diesjährige Veranstaltung nicht das Flair habe wie die bisherigen auf dem Marktplatz – die beiden sind sich einig: "Wir müssen alles machen, was wir machen können."

So sahen es auch Kläger und Widmann nach zwei Tagen. Sie waren froh, dass die Gäste am Samstagabend trotz abgespecktem Angebot längere Zeit blieben, und zogen zufrieden Bilanz. "Für das erste Mal war es ganz gut", so Widmann, der als Kooperationspartner der Kläger Event- und Veranstaltungs-GmbH bereits eine Wiederauflage plant, und zwar am ersten Wochenende im August.