Zeugenaussagen vor Gericht belasten den "Christen-Rocker" schwer. Foto: dpa

Kronzeuge belastet Turgay Y. schwer. Opfer des Angriffs macht es Polizei nicht leicht.

Kreis Freudenstadt/Düsseldorf - Der Prozess wegen versuchten Totschlags gegen Rocker-Präsident Turgay Y. und drei weitere Verdächtige vor dem Landgericht Düsseldorf wurde am Dienstag fortgesetzt, gestaltet sich aber offenbar zäh. Das Opfer macht es der Justiz nicht leichter.

Laut Westdeutscher Zeitung, die den dritten Verhandlungstag verfolgte, hatte der 24-Jährige die Kriminalpolizei sogar angelogen, um von den Tätern abzulenken. Ein Beamter sagte vor Gericht aus, der Mann habe "zunächst überhaupt kein Interesse" daran gezeigt, dass die Polizei die Täter ausfindig macht, obwohl er das "klärende Gespräch über Glaubensfragen" nachts in der Düsseldorfer Innenstadt nur knapp überlebte. Er habe zunächst angegeben, von "mehreren arabisch aussehenden Männern" angegriffen worden zu sein, die er nicht kenne. Die Kripo sei durch einen Online-Hinweis schließlich auf die Spur von Turgay Y. gekommen. Auf richterlichen Beschluss hin wurde das Handy des Opfers schließlich beschlagnahmt. Später habe der 24-Jährige eingeräumt, dass er den Rocker-Präsidenten aus dem Kreis Freudenstadt schon lange kenne. Das Opfer gehörte dem selbsternannten christlichen Motorrad-Club "True Life" mit Sitz in Freudenstadt ebenfalls an.

Am zweiten Prozesstag hatte ein Kronzeuge den selbst ernannten "Apostel" Y. (36), einschlägig vorbestrafter Ex-Chef des Türsteher-Clubs "Black Jackets", schwer belastet. Turgay Y. verdiene sein Geld mit Rotlichtgeschäften, treibe Frauen in die Schuldenfalle und nutze sie im Bordell aus. Das deckt sich mit den Aussagen eines Schweizer Pastors, der Y. öffentlich vorwarf, Frauen zu missbrauchen. Das Christentum sei nur "Deckmantel" für "True Life", die in Wahrheit eine kriminelle Vereinigung sei. Der Pastor wurde kurz darauf von vermummten Tätern mit Eisenstangen und Messern angegriffen.

Im aktuellen Prozess wird vier Mitgliedern von "True Life" im Alter von 24 bis 26 Jahren aus Freudenstadt, Villingen-Schwenningen und Tuningen der Prozess gemacht. Sie sollen ihr abtrünniges Schäfchen am 28. August nachts vor der Stadtkirche Düsseldorf ins Gebet genommen haben. Y. soll mit einer Neun-Millimeter-Pistole auf den 24-Jährigen gezielt und drei Mal abgedrückt haben. Allerdings hatte die Waffe laut Staatsanwaltschaft Ladehemmung. Die Angreifer verletzten ihren "Bruder" mit Reizgas und Messerstichen in die Herzgegend, er überlebte durch eine Not-OP.

Turgay Y. hatte zehn Jahre lang im Gefängnis gesessen, erklärte nach seiner Freilassung, er habe eine "Erleuchtung" erfahren und sei vom Islam zum Christentum konvertiert. Er sei nun "Evangelist", gab sich geläutert und gründete eine "Freikirche" namens "True Life". Seine Predigten verbreitete er im Internet. Außerdem nahm "True Life" Tauffeiern vor. Der Prozess soll am Donnerstag fortgesetzt werden.