Chefarzt Martin Rinio will am Freudenstädter Krankenhaus Versorgungsqualität verbessern.
Kreis Freudenstadt - Es hat sich in der chirurgischen Klinik am Krankenhaus Freudenstadt einiges verändert, seit Martin Rinio (42) 2009 als neuer Chef aufgezogen ist. Er will die Abteilung mit 50 Betten zu einer modernen Unfall- und orthopädischen Chirurgie entwickeln.
Zwei Oberärzte, sieben Assistenzärzte und zahlreiche Pflegekräfte gehören zur chirurgischen Klinik, die sich immer stärker auf verschiedene Fachgebiete spezialisieren will. Martin Rinio gab in einem Interview über seine Vorhaben Auskunft.
Sie haben zuvor am städtischen Klinikum in Karlsruhe gearbeitet. Was hat Sie an der Stelle in Freudenstadt gereizt?
Als Chefarzt verantwortlich die Abteilung zu führen und weiter zu entwickeln, um den Patienten eine ganzheitliche Medizin zu bieten, die nicht nur auf die Krankheit fokussiert ist, sondern sie als ganze Persönlichkeit wahrnimmt.
Und was haben Sie vorgefunden?
Motivierte Mitarbeiter, die sich als offen für viele Veränderungen erwiesen. So sind wir zurzeit dabei, die Notaufnahme zu einer zentralen Notaufnahme umzuwandeln und haben bereits einen Schockraum mit moderner Schnittbild-Diagnostik eingerichtet, in dem schwer verletzte Patienten optimal versorgt werden. Wir sind als regionales Trauma-Zentrum anerkannt und werden am Traumanetzwerk Süd-Württemberg teilnehmen. Dies ist ein Netzwerk von Kliniken, dem auch die Universitätskliniken Tübingen angehören. Durch die Netzwerkstruktur kann die Versorgungsqualität Schwerverletzter verbessert werden.
Was sind Ihre Ziele?
Wir wollen die hohe Versorgungsqualität in der Unfallchirurgie weiter verbessern und neue Spezialisierungen in der orthopädischen Chirurgie etablieren. Hierbei ist mir vor allem eine enge Zusammenarbeit mit unseren niedergelassenen Kollegen wichtig.
Was sind das für Spezialisierungen?
Nur ein Beispiel: die Endoprothetik, also das künstliche Gelenk für Hüfte, Knie und Schulter. Die Eingriffe werden immer weiter minimalisiert. Das Hüftgelenk ersetzen wir heute über einen kleinen minimalinvasiven Zugang. Dabei schonen wir sämtliche Muskulatur. So kann der Patient meist schon in der ersten Woche wieder Treppen laufen. Am Kniegelenk arbeiten wir mit computergestützter Navigation und messen zum Beispiel die Beinachse millimetergenau ein. Das gibt dem Patienten bessere Gelenkstabilität und sicheren Gang.
Und die so genannte Schlüsselloch-Technik?
Die arthroskopischen Operationstechniken, also die Gelenkspiegelungen, gehören längst zum Alltag. Wir können heute praktisch in jedes Gelenk mit einer kleinen Kamera hineinschauen und auf diesem Wege schonend einen Eingriff, zum Beispiel am Knorpel, vornehmen.
Wie sieht die weitere Entwicklung Ihrer Klinik aus?
Da unsere Gesellschaft immer aktiver wird, stellen wir die Sportmedizin stärker in den Mittelpunkt. Sportverletzungen, aber auch die Verschleißerkrankungen sind eine der großen Herausforderung der Zukunft. Gelenkerhaltende und rekonstruktive Chirurgie – also bereits vorbeugend zu operieren, bevor ein Kunstgelenk notwendig wird – haben wir schon bei vielen Patienten erfolgreich eingesetzt.
In einer Kreistagssitzung appellierten Sie an die Politik, die Krankenhäuser in Freudenstadt und Horb als eine Einheit zu sehen…
...weil der Patient uns als Einheit sehen will. Wenn Angebot und Qualität stimmen und es uns gelingt, die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt als ein erfolgreiches Unternehmen zu etablieren, spielt der Standort letztlich keine Rolle.