Die jungen Theaterbesucher hatten im Freudenstädter Kurhaus so richtig Spaß mit dem "Räuber Hotzenplotz" in einer Aufführung der Badischen Landesbühne Bruchsal. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Badische Landesbühne beschert Kindern mit "Räuber Hotzenplotz" abenteuerlichen Vormittag

Wenn ein paar hundert Kinder ihren Gefühlen freien Lauf lassen, erbebt schon mal das ehrwürdige Freudenstädter Kurtheater in seinen Grundfesten. So geschehen beim Theaterstück "Der Räuber Hotzenplotz".

Freudenstadt. Die Badische Landesbühne führte das Theaterstück "Der Räuber Hotzenplotz" nach der Vorlage von Otfried Preußler in Freudenstadt auf. Rund 75 Minuten hatten die kleinen Besucher großen Spaß an den Abenteuern von Kasperl und Seppel mit dem Räuber und dem Zauberer Petrosilius Zwackelmann. Insbesondere dann, wenn die pfiffigen Burschen ihren Widersachern mal wieder ein Schnippchen schlugen. Unter die Besucher hatten sich auch einige Erwachsene gemischt, die offenbar ihre Erinnerung an den Kinderbuchklassiker auffrischen wollten.

Eine Kaffeemühle, die Musik macht, ist wahrlich nichts Alltägliches, und so kann man durchaus verstehen, dass der Räuber Hotzenplotz das gute Stück an sich bringen will. Kasperl und Seppel verfolgen den Dieb, werden aber gefangen genommen. Seppel muss zur Strafe die Räuberhöhle aufräumen, Kasperl wird an den Zauberer Zwackelmann verschachert.

Klar, dass ein Zauberer sich nicht mit Kartoffelschälen aufhalten will, und so bleibt dem guten Kasperl nichts anderes übrig, als sich in seine Aufgabe zu fügen. Endlich lösen sich nach allerlei Irrungen und Wirrungen die Knoten der Handlung auf: Die Großmutter bekommt ihre Kaffeemaschine zurück, der Wachtmeister Dimpfelmoser hat mit der Festnahme des Räubers Hotzenplotz sein persönliches Erfolgserlebnis, wenn auch das Verdienst eigentlich den beiden Jungen zukommt. Für Zwackelmann hat es sich endgültig ausgezaubert.

Zauberhaft war jedenfalls die Vorstellung, die von Katja Blaszkiewitz in Szene gesetzt wurde. Die Regisseurin sieht in Kasperl und Seppel zwei Jungs, die sich durch Tatendrang auszeichnen. Der Zauberer verkörpert nach ihrer Einschätzung Machthunger und Größenwahn.

Rüpelig und spießig zugleich

Hotzenplotz ist einerseits durch "räubertypische Rüpeligkeit" charakterisiert, andererseits steckt in ihm eine gewisse Spießigkeit, die sich in seiner Räuberordnung ausdrückt. Ganz auf die kindliche Vorstellungskraft abgestellt sind Ausstattung (Ella Späte) und Requisite (Detlef Stellbaum), und mit der Beleuchtung schafft die Inszenierung Stimmungsbilder.

Julia Kemp und Tim Tegt-meier verkörpern mit viel Elan Kasperl und Seppel. Frederik Kienle zeichnet mit seinem Spiel ganz und gar das Bild eines Räubers. In der Rolle des Petrosilius Zwackelmann geht Markus Wilharm auf. Kasperls Großmutter gibt Norhild Reinicke Kontur, und Lisa Bräuniger übernimmt gleich drei Rollen: als der etwas beschränkte Wachtmeister Dimpfelmoser, die schöne Fee Amaryllis und als Unke. Otfried Preußlers Tochter Susanne Preußler-Bitsch hat im Nachlass ihres Vaters das Manuskript einer bislang unveröffentlichten Geschichte mit dem Titel "Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" entdeckt. Das Buch erscheint am 17. Juli, im November feiert die Theaterfassung Premiere. Vielleicht gibt’s ja auch in Freudenstadt bald wieder fantasievolle Abenteuer mit dem Räuber in einem neuen Stück.