Der Borkenkäfer gilt als eines der Hauptprobleme in einem Nationalpark. Foto: dpa-Zentralbild

Arbeitskreis äußert sich über meistdiskutierte Fragen zum Nationalpark. Genau beobachten.

Region - Ist der gewünschte Waldumbau in 30 Jahren machbar und lässt sich das Borkenkäfer-Risiko in den Griff bekommen? Das sind die meistdiskutierten Fragen im Zusammenhang mit dem geplanten Nationalpark.Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Experten in einem der regionalen Arbeitskreise, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Ihr Fazit: Beides ist möglich, wenn genügend Geld in das Projekt fließt – aber ein Restrisiko bleibt.

Derzeit ist der Wald im Suchraum für einen möglichen Nationalpark stark dominiert von Fichten. Mit 61 Prozent liegt der Anteil dieser Baumart dort recht hoch. Tannen (15 Prozent) und Buchen (sechs Prozent) kommen seltener vor. Das soll in einem Nationalpark nicht so bleiben: Zwar nicht im gesamten Gebiet, aber an ausgewählten Standorten, soll der Baumbestand in einem Entwicklungszeitraum von 30 Jahren zu einem Tannen-Buchen-Bergmischwald umgebaut werden, um eine unerwünschte Vermehrung des auf Fichten spezialisierten Borkenkäfers zu vermeiden.

Dazu wird das Gebiet in unterschiedliche Zonen eingeteilt. Die Kernzone des Nationalparks, in der die Natur sich selbst überlassen wird, und die Entwicklungs- und Managementzone, in der Waldumbau betrieben wird.

Sie taten sich nicht leicht mit ihren Empfehlungen, die Mitglieder des Arbeitskreises Waldumbau/Borkenkäfer. Das liegt daran, dass der jetzige Suchraum von 17 000 Hektar Waldfläche und ein künftiger Nationalpark von 10 000 Hektar Fläche nicht deckungsgleich sind. Deshalb konnten viele der möglichen Probleme nicht konkret auf der Fläche geklärt und Lösungsmöglichkeiten nur exemplarisch aufgezeigt werden.

Zum anderen liegt es an den unterschiedlichen Zielsetzungen des Projekts. So soll der Wald in der Kernzone eines Nationalparks zwar sich selbst überlassen werden, das Risiko einer unerwünschten Borkenkäfervermehrung muss aber dennoch überschaubar und ausreichend Freifläche für Tiere wie das Auerhuhn erhalten bleiben.

"Insgesamt ist die waldbauliche Zielsetzung sehr ehrgeizig, nicht widerspruchsfrei zu anderen Zielen und erfordert eine Abwägung und Priorisierung", schreiben die Experten daher auch in ihrem Bericht, der in das Gutachten zum geplanten Nationalpark einfließen soll.

Einfluss des Klimawandels sei nicht genau vorhersehbar

Probleme sehen die Arbeitskreismitglieder vor allem in folgenden Bereichen: Der Waldumbau hin zu mehr Tanne und Buche ist sehr arbeitsintensiv, teuer und langfristig von unsicherem Erfolg, wenn die "waldbaulich-steuernde" Begleitung eingestellt wird. Der Zeitraum von 30 Jahren werde für den Umbau aller Fichtenbestände nicht ausreichend sein, und der Einfluss des Klimawandels sei nicht genau vorhersehbar. "Es wird angenommen, dass sich die Bedingungen insbesondere für die Baumart Fichte verschlechtern werden und das Borkenkäferrisiko klimabedingt zunehmen wird", heißt es.

Den Gutachtern empfehlen die Experten daher, anfangs nur wenige, großflächige Kernzonen auszuweisen, um Probleme mit vielen Randgebieten zu vermeiden. Zudem sollte die Nationalparkfläche so gewählt werden, dass sie möglichst viel an Staatswald und wenig an Privat- oder Kommunalwälder grenzt. Eine Pufferzone von 500 bis 1000 Metern rund um den Nationalpark soll ein Überspringen des Käfers auf angrenzende Wirtschaftswälder verhindern. In dieser Zone sollte dauerhaft und zeitnah eingegriffen werden, um eine "saubere Waldwirtschaft" und damit Borkenkäferschutz zu gewährleisten. Dafür, so die Experten, sollte gegebenenfalls auch zusätzliches Personal zur Verfügung stehen. Die Mehrheit der Experten spricht sich zudem dafür aus, auch in der Entwicklungszone aktiv einzugreifen, wenn dies zur Sicherung erforderlich erscheint.

Um die Wald- und Käferentwicklung genau beobachten zu können, sollte laut Abschlussbericht auch die vorhandene Erschließung beibehalten werden. Wichtig war den Fachleuten zudem ein konsequentes Borkenkäfermanagement auch außerhalb des Nationalparks. Private und kommunale Waldbesitzer im Umfeld des Parks, so die Forderung, müssen daher finanziell, personell und durch eine gemeinsame Waldschutzkonzeption unterstützt werden. Dies sollte bereits in einer Nationalparkverordnung verankert sein. Für ein erfolgreiches Borkenkäfermanagement innerhalb und angrenzend außerhalb des Nationalparks ist laut Arbeitskreis daher eine dauerhaft ausreichende Personal- und Finanzausstattung notwendig.

All diese Maßnahmen zielen zwar darauf ab, das Käferrisiko zu minimieren, ein Restrisiko für die Nachbarbestände wird laut Abschlussbericht dennoch bleiben, vor allem durch großflächige Sturmschäden und Schneebruch.