Die Tunnelbohrmaschine ist am Ziel angelangt und durchbricht den Hang am Manbach. Foto: Herrenknecht

Spezialmaschine der Firma Herrenknecht bei Leitungsbau am Hauptbahnhof im Einsatz.

Freudenstadt - Die Firma Herrenknecht ist dafür bekannt, dass sie mit ihren Spezialmaschinen große Tunnel bohrt, zum Beispiel durch das Gotthard-Massiv. Eine solche Maschine war auch in Freudenstadt im Einsatz – allerdings im Miniaturformat.

Das nächste große Baugebiet in Freudenstadt heißt Sonnenhalde und liegt südlich der Stuttgarter Straße. Der Bebauungsplan sieht vor, das Oberflächenwasser nicht in den Schmutzwasserkanal zu leiten, sondern getrennt in einem Entwässerungskanal in Richtung Manbach zu führen. Dazu werden zwei offene Regenbecken gebaut, das erste davon im südlichen, dem ersten Abschnitt des Baugebiets. Damit das Regenwasser in den Manbach abgeleitet werden kann, ist eine aufwendige Leitung erforderlich, mit deren Bau im vergangenen Jahr begonnen wurde.

Der anspruchsvollste Teil war ein etwa 130 Meter langer Abschnitt unter dem Gelände des Hauptbahnhofs. Dafür wurde eine Spezialfirma engagiert, die ein Loch mit über einem Meter Durchmesser horizontal unter den Gleisen bohrte. Dazu kam eine Maschine der Firma Herrenknecht, ähnlich der großen Tunnelbohrmaschinen, zum Einsatz. Wie die Firma mitteilte, war es eine besondere Herausforderung, bei der Bohrung ein Gefälle von 4,5 Prozent einzuhalten.

Am Startpunkt der Bohrung musste zunächst eine große Vortriebsgrube gegraben werden, damit die Maschine eingesetzt werden konnte. Mit einer Antriebsleistung von 75 Kilowatt fraß sich die Mini-Tunnelbohrmaschine mit ihrem Bohrkopf für Mischboden durch das Erdreich, das dort überwiegend aus rotem Platten-Bundsandstein besteht. In den Tunnel wurden jeweils drei Meter lange Stahlbeton-Vortriebsrohre mit einem Innendurchmesser von 80 Zentimetern eingeschoben. Laut der Firma Herrenknecht erreichte die Bohrmaschine nach drei Wochen Vortrieb ihr Ziel am Fuß des Hangs am Manbach und wurde mit einem Autokran aus der Baugrube gehoben.

Neue Herausforderung am Hotel König Karl

Laut Eberhard Orzschig, Leiter des Eigenbetriebs Abwasserbeseitigung bei der Stadt Freudenstadt, gingen die Arbeiten ohne Komplikationen über die Bühne. Jetzt muss noch der sogenannte Ringraum verpresst werden. das ist der Hohlraum zwischen den Betonrohren und dem Erdreich. Dies erfolgt laut Orzschig mittels einer Suspension, die von der Innenseite der Rohre in den Zwischenraum gespritzt wird. Nach der Aushärtung liegt das Rohr gut eingebettet und kann nicht so leicht beschädigt werden.

Die Regenwasserleitung führt weiter durch die König-Karl-Straße bis zum Standort des Rückhaltebeckens im südlichen Gebiet Sonnenhalde, das zum Schluss gebaut wird. Bis zum Hotel König Karl wurde bereits ein weiterer Abschnitt fertiggstellt. Wenn es das Wetter zulässt, soll es weitergehen. Wie Eberhard Orzschig betont, warten dort neue Herausforderungen. Die Tiefbaufirma muss an dieser engen Stelle aufpassen, dass das Gebäude nicht beschädigt wird. Dazu seien besondere Unterfangungen notwendig, erklärt Orzschig. Bis der gesamte Oberflächenwasserkanal, für den rund 1,1 Millionen Euro investiert werden, fertig ist, wird es wohl Sommer werden, vermutet Orzschig.