OB Osswald bietet beim Neujahrsempfang offene Kommunikation und vertrauensvolles Verhältnis an.
Freudenstadt - "Ich bin stolz, für Sie und diese Stadt arbeiten zu dürfen". Oberbürgermeister Julian Osswald verbreitete beim Neujahrsempfang im Kurhaus am Freitag Optimismus, denn "Leben kann man nur vorwärts", zitierte er den dänischen Philosophen Sören Kierkegaard.
Es war ein erlauchter Kreis von Freudenstädter Bürgern, die die Stadt heuer zum Empfang eingeladen hatte. Rund 170 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und der Finanzwelt, aus Hotellerie und Gastronomie sowie aus den Bereichen Bildung und Soziales gaben sich ein Stelldichein. Hinzu kamen eine Menge Ehrengäste, vorneweg Staatssekretär und Bundestagsabgeordneter Hans-Joachim Fuchtel, die beiden Landtagsabgeordneten Norbert Beck (CDU) und Timm Kern (FDP), Landrat Klaus Michael Rückert, samt seinen Vorgängern Peter Dombrowsky und Gerhard Mauer sowie etliche Bürgermeister aus Nachbargemeinden und geistliche Würdenträger.
"Was wird uns die Zukunft wohl bringen?" Diese Frage stellte der Oberbürgermeister in den Raum. Da sie nicht so einfach zu beantworten ist, blickte Julian Osswald zunächst zurück auf das vergangene Jahr und streifte zahlreiche Themen, die die Stadtverwaltung beschäftigten. Dazu gehörten auch weniger positive Dinge, wie zum Beispiel der Einbruch der Gewerbesteuer, der für dieses Jahr keine großen Sprünge zulässt, oder der demografische Wandel und der Fachkräftemangel, die die Stadt vor große Herausforderungen stellen.
Breitbandanbindung der Stadtteile
Die Stadt versuche, die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen, versprach der OB, zum Beispiel durch eine offene Kommunikation und einem vertrauensvollen Verhältnis zu den Wirtschaftstreibenden, durch die Schaffung von Bildungs- und Betreuungsangeboten und einer entsprechenden Infrastruktur. Über weitere Gewerbeflächen müsse man sich interkommunal Gedanken machen und wolle den Nachbarn eine Zusammenarbeit anbieten, so Osswald. Als größtes Projekt in diesem Jahr bezeichnete er die Breitbandanbindung der Stadtteile unter der Regie der Stadtwerke. In Sachen Wirtschaftsförderung plane Freudenstadt auf einem Gelände, das die Stadt in diesem Jahr erwerben will, ein Gründerzentrum einzurichten.
Den leichten Zuwachs von 125 Einwohnern im vergangenen Jahr sah Osswald nach dem Rückgang im Jahr 2011 als Hinweis, "dass wir mit unseren Projekten an den richtigen Stellschrauben drehen". Sogar in Sachen Tunnel versuchte der OB Optimismus zu verbreiten. Nachdem es das Projekt in die letzte Planungsstufe des Bundes geschafft habe, müsse nun endlich die Planfeststellung erfolgen. Derzeit sei man in Gesprächen mit Bund und Land, eine der beiden Tunnelröhren zu priorisieren, ohne die andere aufzugeben. Doch Osswald gab sich realistisch und nannte dieses Vorhaben einen Drahtseilakt.
Nur kurz streifte der OB das Thema Bäder, das die Stadt in diesem Jahr beschäftigen wird und kündigte an, dass man beraten müsse, ob die Frage, was sich Freudenstadt an Bädern leisten soll, über einen Bürgerentscheid geklärt wird. Auch 2013 werde die Stadt Freudenstadt investieren, betonte der OB – "aber sehr genau überlegt".
Grußworte sprachen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel und Landtagsabgeordneter Timm Kern. Fuchtel versprach, in Berlin alles zu tun, um den Tunnel voranzubringen, und stellte dann seine Bemühungen um eine Zusammenarbeit in Europa in den Mittelpunkt. Besonders die Aktionen in Kreta in Griechenland, an denen sich auch die Stadt und der Landkreis Freudenstadt beteiligten, könnten viel bewirken, meinte er.
Auch an die Aktivitäten in Bulgarien, die durch die Partnerschaft von Freudenstadt mit Sandanski zustande kamen, erinnerte Fuchtel. Im Sommer kämen die ersten jungen Menschen aus Sandanski nach Freudenstadt, um eine Ausbildung zu absolvieren. Durch solche Initiativen könnten auch die Berufsschulen im ländlichen Raum profitieren. Timm Kern ging in seiner Ansprache unter anderem auf das etwas angespannte Verhältnis zwischen Ost- und Westkreis ein. Die Frage, wer bei welchem Thema Recht hat, bringe nicht weiter. Die Frage über die Zukunft müsse im Landkreis im Mittelpunkt stehen. Dazu regte Kern an, dass sich er, sein Kollege Norbert Beck und Landrat Klaus Michael Rückert zusammensetzen und beraten, wie ein Leitbild für den Landkreis aussehen könnte. Er glaube an die Vernunft der Menschen, sagte der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion.
Mit schwungvoller Musik umrahmte das sinfonische Jugendblasorchester Freudenstadt unter der Leitung von Christian Pöndl den Neujahrsempfang und erhielt so großen Applaus, dass es am Schluss sogar eine Zugabe geben musste.