Ausbildung: 56 Prozent der Stellen im Juli noch unbesetzt / IG Bau fordert Einkommensplus von 100 Euro

Bauboom trifft auf Nachwuchs-Mangel: Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind viele Baufirmen im Landkreis Freudenstadt vergeblich auf der Suche nach Auszubildenden.

Kreis Freudenstadt. Darauf weist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) unter Berufung auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur hin. Danach blieben im Juli 56 Prozent aller Ausbildungsstellen auf dem Bau unbesetzt. Von 45 ausgeschriebenen Plätzen im Landkreis waren noch 25 zu vergeben. Bereits im vergangenen Jahr waren zum selben Zeitpunkt 66 Prozent aller Ausbildungsplätze im Bauhauptgewerbe unbesetzt.

Lukas Oßwald von der IG Bau Südbaden spricht von einem "Alarmsignal". Wenn es den Firmen nicht gelinge, Schulabgänger für die dringend benötigte Arbeit als Maurer, Straßenbauer oder Baugeräteführer zu finden, dann gerate das Fundament der ganzen Branche ins Wanken.

"Aber nur wenn die Arbeitsbedingungen auf Baustellen attraktiver werden, lässt sich das Nachwuchs-Problem lösen", wird der Gewerkschafter in einer Pressemitteilung der IG Bau zitiert. In der laufenden Tarifrunde fordert die IG Bau ein monatliches Einkommensplus von 100 Euro für alle Auszubildenden. Außerdem soll die Anfahrt zur Baustelle entschädigt werden, um die Arbeit attraktiv zu halten.

Laut aktuellem Ausbildungs- und Fachkräftereport der Sozialkassen des Baugewerbes (SOKA-Bau) bringt jeder dritte Azubi die Ausbildung nicht zu Ende. Ein entscheidender Punkt dafür ist aus Sicht von Bezirkschef Oßwald auch die Situation der Ausbilder. "Die Anforderungen für Azubis sind in den vergangenen Jahren komplexer geworden. Deshalb müssten die Meister eigentlich mehr Freiraum für die Lehre haben, den ihnen die Unternehmen aber oft nicht gewähren."

Die Baubranche tue gut daran, den Ausbildern für ihre wichtige Arbeit mehr Zeit zu geben, fordert Gewerkschafter Lukas Oßwald.