Die Landessstraße 401 durch Obertal in Richtung Ruhestein soll für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt werden. Der Schwerverkehr müsste über die B 500 und die B 28 ausweichen. Foto: Gaiser

Angedachte Maßnahmen zur Lärmreduzierung auf Straßen in Murgtalgemeinde belasten Freudenstadt zusätzlich.

Freudenstadt - Das riecht nach Auseinandersetzung: Die Lärmaktionsplanung der Gemeinde Baiersbronn stößt in Freudenstadt auf wenig Gegenliebe. Doch Oberbürgermeister Julian Osswald setzt zunächst auf Abwägung und Dialog.

In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Umwelt (AIU) lag die Lärmaktionsplanung, zu der Städte und Gemeinden mit Straßen, die eine hohe Verkehrsbelastung aufweisen, verpflichtet sind, zur Stellungnahme vor.

Wie Christoph Gerber, Leiter des Baurechts- und Ordnungsamts erläuterte, sieht diese Planung verschiedene Maßnahmen vor, die in ihrer Folge teilweise Auswirkungen auf die Stadt Freudenstadt haben. So besteht nach den Plänen des Ingenieurbüros für Verkehrswesen Koehler & Leutwein aus Karlsruhe, das übrigens auch die Lärmaktionsplanung für Freudenstadt bearbeitet, die Überlegung, den Lkw-Verkehr von Norden kommend von der Bundesstraße 462 über die Schönegründer Steige zur B 294 und weiter nach Freudenstadt zum Bacherkreuz umzuleiten. Ferner ist ein Fahrverbot auf der Landesstraße 401 in Baiersbronn, Mitteltal und Obertal in Richtung Ruhestein für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen angedacht. Der Schwerverkehr soll auf dieser Strecke über die B 500 und B 28 in Richtung Freudenstadt umgeleitet werden.

Diesen Überlegungen will Freudenstadt nicht zustimmen. Bedenken bestehen vor allem, dass ein Fahrverbot auf der Bundesstraße 462 kontraproduktiv für die Untertunnelung von Freudenstadt sein könnte.

OB Julian Osswald drückte sich zunächst noch vorsichtig aus: "Die Maßnahmen sind teilweise nicht unbedingt zu unserem Vorteil." Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde er jedoch deutlicher. Es könne keine Lösung sein, dass eine Gemeinde Maßnahmen bestimme, die anderen Kommunen Nachteile bringen. Er wolle sich zwar nicht gegen Baiersbronn stellen, betonte Osswald, doch er erwarte, dass Lärmminderungsmaßnahmen Entlastungen für alle bringen. Und er erwarte zudem, dass Freudenstadts Belange in Baiersbronn ernst genommen werden.

Ausdrücklich hob Osswald aber auch hervor, dass er keine Grabenkämpfe und keinen Nachbarschaftsstreit vom Zaun brechen wolle. Bürgermeister Gerhard Link ergänzte, dass Freudenstadt mit seiner Lärmaktionsplanung zwar noch nicht soweit sei wie Baiersbronn, doch man dürfe nicht nur lokal denken, sondern müsse die Planung vernetzen.

In der Diskussion im Ausschuss brachte Stadtrat Eberhard Haug (SPD) den vor langer Zeit schon einmal geplanten Murgtalaufstieg wieder ins Spiel. Ein Stück weit sei diese Strecke bei Schönegründ ja bereits ausgebaut. Die heutigen Lastwagen seien leistungsstärker und müssten nicht so langsam den Berg hinaufkriechen wie früher. Aus diesem Grund habe er nichts dagegen, den Schwerverkehr von der B 462 auf die B 294 über die Schönegründer Steige umzuleiten. Sorgen, dass die Tunnelpläne darunter leiden könnten, habe er nicht, so Haug. Haugs Fraktionskollege Karl Müller fand die Ausarbeitung von Baiersbronn sogar "genial". Sie sei gut überlegt. Durch die Auffahrt im Murgtal auf die B 294 kämen die Lastwagen gar nicht mehr nach Freudenstadt. Gerhard Link erinnerte ihn daran, dass der Murgtalaufstieg seinerzeit aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen wurde. Julian Osswald meldete Bedenken an, dass ein eventueller Murgtalaufstieg zu Lasten anderer Maßnahmen gehen könnte und dachte dabei an den Freudenstädter Tunnel, mit dessen Planung man soweit sei wie noch nie. Ein Aufstieg im Murgtal sei keine Alternative.

Stadträtin Elisabeth Gebele (Bürgeraktion) kritisierte, dass die Lärmaktionsplanungen von Freudenstadt und Baiersbronn nicht miteinander koordiniert wurden. Dazu erläuterte Bauamtsleiter Rudolf Müller, dass Freudenstadt noch Verkehrszählungen fehlten, was unter anderem an den Bauarbeiten in der Lauterbadstraße gelegen habe. Bis Herbst wolle Freudenstadt sein Programm abarbeiten. Im übrigen habe Freudenstadt seine Bedenken auf der "Arbeitsebene" bereits an Baiersbronn herangetragen. Bürgermeister Gerhard Link beschwichtigte. Die vorgelegte Planung von Baiersbronn sei eine Maximalforderung. Auch die Murgtalgemeinde sei durchaus gesprächsbereit. Bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde der Stellungnahme von Freudenstadt zur Lärmaktionsplanung von Baiersbronn zugestimmt.