Fischtreppen könnten an den Wasserabstürzen im Forbach künftig Fischwanderungen vereinfachen. Foto: Sannert

Vom Schrägaufzug bis zur Fischtreppe. Masterplan im September fertig.

Freudenstadt/Baiersbronn - Die Arbeiten am Masterplan für die Gartenschau Freudenstadt/Baiersbronn 2025 laufen auf Hochtouren. Er soll aufzeigen, welche der vielen Ideen überhaupt realisierbar sind. Zeit für eine Sommerpause bleibt da keine.

Alle drei bis vier Wochen treffen sich Vertreter der Stadt Freudenstadt und der Gemeinde Baiersbronn mit Projektleiterin Aliena Döll vom Überlinger Planungsbüro Planstatt Senner. Von ihr werden sie über die neuesten Untersuchungsergebnisse in Sachen Natur- und Artenschutz, Wasserwirtschaft und Gewässerökologie, Landwirtschaft, Forst, Bergbau, Denkmalschutz und Verkehr sowie über den aktuellen Planungsstand informiert.

Denn um am Ende entscheiden zu können, welche der vielen Ideen und Vorschläge im rund acht Kilometer langen Forbachtal überhaupt realisierbar sind, müsse im Vorfeld vieles untersucht und mit den zuständigen Behörden abgeklärt werden, macht Freudenstadts Leiter des Amts für Stadtentwicklung, Rudolf Müller, deutlich. Der Masterplan enthalte "viele tolle, knallige Ideen. Wir sind mittendrin."

Zehn Varianten für barrierefreien Zugang

Allein für einen barrierefreien Zugang von Freudenstadt über die Adlersteige nach Christophstal gibt es zehn verschiedene Planvarianten – zur Wahl stehen beispielsweise verschiedene Wegführungen oder ein Schrägaufzug. Ein Zugang allein werde aber nicht ausreichen, um den erwarteten Besucherstrom ins Tal zu lenken, weiß Müller. Deshalb werde über einen weiteren Zugang vom Langenwaldsee und über ein mobiles Beförderungssystem nachgedacht. Von Baiersbronner Seite aus gibt es weniger Probleme, den Besucherstrom über die breite und ebene Schelklewiese ins Tal zu lenken, weiß der Baiersbronner Bauamtsleiter Thomas Kuntosch. Er hofft im Zuge der Gartenschau auf eine Wiederbelebung der Seilbahn am Stöckerkopf. Die Möglichkeit, dass eine Seilbahn das gesamte Tal überziehen könnte, bezeichnet Rudolf Müller als relativ unwahrscheinlich. Die Kosten seien viel zu hoch.

Offen ist auch noch, wie die Gäste von der S-Bahn-Haltestelle Friedrichstal den Höhenunterschied von fast 40 Metern hinab ins Tal überwinden sollen. Auch dafür werden derzeit mehrere Möglichkeiten untersucht. Die Varianten reichen von einem Aufzug am Hang oder weiter unten im Tal bis hin zu einer spiralförmigen Rampe.

Für alle Besucher, die mit dem Auto anreisen, müssen zusätzliche Parkmöglichkeiten geschaffen werden, beispielsweise am Langenwaldsee in Freudenstadt und auf dem Baiersbronner Festgelände In der Aue. Bei einigen Gebäuden wie der Tuchfabrik oder dem SHW-Betriebsgebäude gilt es, eventuelle Nutzungen mit dem Denkmalamt abzustimmen. Bei der Dorotheengrube und der Grube Sophia hat das Bergbauamt ein Wörtchen mitzureden. Hier gilt es unter anderem, die Ruhezeiten der Fledermäuse zu beachten.

Um den Schutz von Kreuzottern und Feuersalamander geht es bei den artenschutzrechtlichen Untersuchungen an den vielen historischen Steinmauern im Tal. Im Bereich der Fischzucht müssen Hygienevorschriften eingehalten werden, damit diese keinen Schaden nimmt. Untersuchungen laufen derzeit auch an den bis zu 1,20 Meter hohen Wasserabstürzen im Forbach sowie den Wasserkraftanlagen. Sie könnten mit Fischtreppen ausgestattet werden, um auch anderen heimischen Fischen eine Wanderung zu ermöglichen.

Fördermöglichkeiten werden ausgelotet

Sämtliche Untersuchungsergebnisse werden von Aliena Döll und ihrem Team ausgewertet und dienen als Grundlage dafür, welche Ideen verworfen oder näher untersucht werden. Letztere bilden am Ende den Masterplan, die "Visualisierung der Möglichkeiten", wie ihn Thomas Kuntosch bezeichnet. Doch auch wenn der Masterplan steht, seien noch viele Fragen offen, erklärt Rudolf Müller. Er müsse von den Entscheidungsgremien in Freudenstadt und Baiersbronn genehmigt werden. Danach gelte es, Fördermöglichkeiten auszuloten. Deshalb sei Eile geboten, machen die beiden Bauamtsleiter sowie Philipp Heidiri vom Amt für Stadtentwicklung in Freudenstadt und Heiko Klumpp, in Baiersbronn für Standortmarketing und Kommunikation zuständig, deutlich. "Wir wollen die Bürgerschaft weiter mitnehmen", betont Rudolf Müller. Denn nur so, da sind sich alle einig, könne die ganze Themenvielfalt aus der über 400-jährigen Besiedlungsgeschichte sowie der Industrialisierung im Tal bei der Gartenschau thematisiert und für die Bewohner erlebbar werden.

Der Masterplan wird den Gemeinderäten von Freudenstadt und Baiersbronn am 19. September in einer gemeinsamen, nichtöffentlichen Versammlung vorgestellt und diskutiert. Das Ergebnis wird dann öffentlich bei einer Bürgerversammlung präsentiert. Bis zum Jahresende soll eine beschlussreife Fassung des Masterplans vorliegen.

Im Oktober wollen die Planer bei einem Termin im Regierungspräsidium die verschiedenen Förderthemen besprechen und ausloten, welche Fördertöpfe das Land für die Gartenschau öffnet. Bis zum Jahresende muss das Planungsbüro die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Projekte prüfen. Dann geht es in die Detailplanung. Die Entscheidungen für bauliche Maßnahmen könnte dann eine eigens für die Gartenschau gegründete GmbH treffen. Überlegungen dahingehend gibt es bereits. 2022 sollen die ersten Maßnahmen beginnen. Dann folgen etwa zwei Baujahre, in denen parallel das Veranstaltungsprogramm auf die Beine gestellt werden muss.