Freizeit: Konzept war schon vor Pandemie entstanden / Kapelle spielt auf Traktoranhänger

Früher war es üblich, dass Familien und Nachbarn abends gemütlich auf den Bänken vor dem Haus zusammensaßen. Um diese Tradition wieder aufleben zu lassen, veranstaltete der Verein Dorfmuseum Dietersweiler einen "Bänklestag". Dabei bildeten sich 51 Bänklesgruppen.

Freudenstadt-Dietersweiler. Das Konzept für die Aktion war einfach und – wie die Teilnehmerzahl und die Rückmeldungen bewiesen – wirkungsvoll und erfolgreich. Durch die Anregung des Museumsverein, sich "mit Nachbarn, Freunden und allen, die dazu kommen wollen, zusammen auf ein Bänkle vors Haus zu setzten, um bei einem Glas Most oder Bier den Tag ausklingen zu lassen" entstand ein dezentrales Dorffest, das sich über das gesamte Gebiet von Dietersweiler ertreckte. Zufällig passte dieses noch von Bernd Bauer bereits vor einiger Zeit für den Bänklestag entwickelte Konzept ideal zu den derzeitigen Corona-Einschränkungen.

Feiernde sitzen auf Bierbänken und im Strandkorb

"Auf ein schönes Miteinander", lautete das Motto, das die Bänklesgruppen perfekt umsetzten. Dabei bewiesen die Bewohner Dietersweilers bereits bei der Gestaltung der kleinen Festplätze Einfallsreichtum. An einigen Stellen wurden einfach alle Gartenstühle, Bänke oder Biergarnituren vor dem Haus oder im Hof zusammengestellt, anderswo wurden aus Paletten bequeme Sitzgelegenheiten gebastelt oder ein Strandkorb oder eine liebevoll dekorierte Gartenlaube luden zum Verweilen ein.

Sportverein und Feuerwehr nahmen mit größeren Sitzgruppen teil. Von zwei Festabordnungen aus Grüntal und Wittlensweiler wurden gar einige Bänkle per Anhänger nach Dietersweiler herbeigeschafft, um eigene Stationen zu bilden.

Auch kulinarisch hatten die verschiedenen Bänklesgruppen einiges aufgefahren, die Bandbreite reichte vom Salzstängele über den mit Tapas reich gedeckten Gartentisch, von zünftigen Schwarzwurst- und Speckvesper bis zu regelrechten Grillorgien auf dem am Straßenrand aufgebauten riesigen Gartengrill. Grillmeister Rudi kommentierte grinsend: "Wir werfen heute alles auf den Grill, was im Kühlschrank ist." An mehreren Stationen wurden auch Pizzaöfen angeheizt.

Museumsvorstand verteilt Vespertüten

Auch was die Getränke anbelangt, wurde eine große Auswahl aufgetischt, wie der in seiner Paraderolle als Dorfschütz agierende Klaus Dölker veriet: "Getrunken wurde Most, Bier, Wein, Likör und Schnäpse, vielleicht auch mal der eine oder andere Sprudel." Die verbindende Klammer aller 51 Bänklestreffen bildete die Traktorrundfahrt des Museumsvorstands. Angeführt wurde sie vom Dorfschütz.

Für Musik sorgte die Dorfmusik auf dem Anhänger. Verena Braun überreichte jeder Bänklesgemeinschaft eine große Vespertüte, die neben Bauernbrot auch Brat- und Saitenwürste enthielt. Die mit einem Leiterwagen ausgerüstete Konfirmandengruppe steuerte Äpfel bei.

Schwäbische Sprüche gab es von Dölker in seiner Rolle als Dorfschütz bei jedem Halt Unter lautem Schellengeläut verlas Dölker die amtlichen Bekanntmachungen: "Alle, wo wellet, sitzet mit de eigene Leut ond mit de Nachbor uff em Bänkle vor am Haus – ond schwätzet, trinket ond esset ebbes mitanander." Allerdings sei zu beachten, so der Büttel streng: "Nach de aktuelle Beschtimmunge der Corona-Verordnung derf man nicht zu bähb aneinander sitze – nur nahe Verwandte därfets." Und schon ging die Traktorfahrt weiter, denn so der Schütz: "S‘pressiert wie d‘ Sau. Mir misset no zu 50 weitere Bänkle."

"Das Schöne an unserem Bänklestag ist, dass sich das ganze Dorf darüber freut", stellte die Vereinsvorsitzende Verena Braun zufrieden fest.