Die besten Tage hat das Freibad Langenwaldsee hinter sich, das scheint nach der Vorstellung des Bädergutachtens auch so zu bleiben. Foto: Alt

Machbarkeitsstudie kommt zum Ergebnis: Panorama-Bad muss aufgewertet werden. Freibad wird nicht benötigt.

Freudenstadt - Gemeinderat und Stadtverwaltung habend die Freudenstädter Bäderlandschaft auf den Kopf stellen lassen. Das Ergebnis mit dem so nicht einmal OB Julian Osswald gerechnet hätte: Ein neues Freibad ist nicht unbedingt notwendig.Das Bäderberatungsunternehmens aquantas war beauftragt worden, die Bäder der Stadt auf ihre Wirtschaftlichkeit und die betrieblichen Abläufe hin unter die Lupe zu nehmen. Außerdem sollte nach der Schließung des Freibads Langenwaldsee, die unter den Freudenstädtern Widerstand geweckt hatte, ein Standort für einen eventuellen Freibad-Neubau gesucht werden. Wie OB Osswald nun gestern bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie "Entwicklung der Bäderlandschaft in Freudenstadt" erklärte, seien drei Punkte deutlich geworden.

 

Erstens: Das Hallenbad in Wittlensweiler und das Freibad Kniebis sind zwar defizitär, erfüllen jedoch die Aufgabe eines Schwimmbads als Daseinsvorsorge. Investitionen seien hier erst einmal nicht notwendig.

Zweitens: Beim Panorama-Bad gibt es einen nicht von der Hand zu weisenden Modernisierungsstau. Das Angebot für junge Gäste, Familien mit Kindern und Saunakunden weise Defizite auf, die sich anhand des zu verzeichnenden Rückgangs bei den Besucherzahlen bemerkbar machten. Ein weiteres Problem stelle der nicht barrierefreie und wenig attraktive Eingangsbereich dar.

Drittens: Als Standorte für ein neues Freibad bleiben laut Gutachten von ursprünglich fünf Möglichkeiten nur Langenwaldsee und das Panorama-Bad übrig. Ein Neubau würde hüben wie drüben mit rund 4,2 Millionen Euro zu Buche schlagen. Ausschlaggebend für den Standort Panoramabad ist laut Gutachten neben den Personalsynergien auch die Beheizung durch Restwärme aus dem Blockheizkraftwerk, so dass statt rund 30 Freibadtagen im Sommer hier 130 Betriebstage möglich wären. Neben den ohnehin notwendig werdenden Investitionskosten seien auch die künftigen Betriebs- und die Nutzungskosten ausschlaggebend. Zudem könnte die Stadt mit Zuschüssen aus dem Tourismus- und Infrastrukturprogramm rechnen.

Derzeit beträgt das jährliche Defizit des Freudenstädter Bäderbetriebs rund 1,5 Millionen Euro. Durch den Neubau eines Freibads würde dieses Minus um weitere 350 000 bis 400 000 Euro vergrößert. "Die Freiflächen über die das Freibad Kniebis und das Panorama-Bad verfügt, reichen laut Gutachten aus. Das hat mich selbst überrascht", sagt Osswald, der vor dem Gutachten noch davon überzeugt gewesen sei, dass Freudenstadt ein Freibad brauche.

Ein Problem, mit dem das Panorama-Bad in letzter Zeit zu kämpfen habe, sei der Besucherrückgang. Der Vorschlag der Gutachter: Eine neue Rutschanlage mit Doppelrutsche in einem außenliegenden Gebäudeteil schaffe nicht nur Platz für ein Kleinkinderangebot, sondern sorge auch für eine höhere Attraktivität des Freizeitbads. Durch die Verlegung der Rutsche werde es im Bad ruhiger, und das Nichtschwimmerbecken könnte zum Kinderplanschbecken mit Spielgeräten umfunktioniert werden. Hierfür würden Kosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro auf die Stadt zukommen. Für eine Erweiterung der Sauna und ein Umbau des Eingangsbereichs würden weitere rund 2,2 Millionen Euro fällig.

Und was hat die Stadt davon? Laut Bädergutachten refinanziert sich die Investitionssumme durch steigende Besucherzahlen. Immerhin werde das Panorama-Bad zu 80 Prozent von Tagestouristen besucht, so Osswald. In den Jahren 2007/2008 besuchten nahezu 360 000 Gäste jährlich das Freizeitbad. In der Zwischenzeit liege man bei rund 30 000 Gästen weniger. Allein 47 000 Gäste besuchten die Saunalandschaft. Zu der alten Marke wolle man mindestens zurück, und mit einer Investition an der richtigen Stelle sei dies auch möglich.

"Nach meiner Auffassung müsste man 2013 den Rutschenturm bauen", sagt Osswald. Allerdings weiß der OB auch um die finanzielle Lage der Stadt: "Wir haben gerade erst einen Nachtragshaushalt verabschieden müssen." Man könne nicht in ein neues Freibad investieren und gleichzeitig 400 000 Euro in die Kinderbetreuung stecken. So sei das Gutachten, das dem Gemeinderat bereits in nichtöffentlicher Sitzung am vergangenen Dienstag vorgestellt worden sei, für viele sehr ernüchternd gewesen. Deshalb will Osswald das Bädergutachten der Langenwaldseegruppe, die sich für den Erhalt des Freibads einsetzt, persönlich vorstellen. Auch in der Bürgerversammlung am Mittwoch, 12. Dezember, ab 19 Uhr im Kienbergsaal wird das Ergebnis des Gutachtens Thema sein.