Forstbereichsleiter Björn Waidelich zeigt die befallene Rinde am bereitgelegten Stamm. Foto: Schwarz Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Gemeinderat informiert sich bei Waldbegang über Befall / Überwinterung verhindern

Über die aktuelle Borkenkäfersituation informierte Forstbereichsleiter Björn Waidelich den Freudenstädter Gemeinderat.

Freudenstadt (mos). Er hatte dabei auch seinen neuen Kollegen Jochen Armbruster mitgebracht, der an diesem Tag seinen Dienst als Forstrevierleiter der Stadt Freudenstadt angetreten hatte. Zuvor war Armbruster im Kreisforstamt Ravensburg beschäftigt.

"Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen, aber das ist ganz wesentlich eurem Einsatz im Stadtwald zu verdanken", lobte Oberbürgermeister Julian Osswald die Arbeit der Forstleute bei der Borkenkäferbekämpfung. Jedes einzelne Käferloch sei nach Entdeckung umgehend beseitigt worden.

Für den Gemeinderat hatte man extra ein paar Käferbäume in der Nähe der Arnoldhütte am Weg auf den Kniebis stehen lassen. Waidelich verwies dort auch auf den breiten Grünstreifen am Wegesrand. "Da liegt die Leitungstrasse der Kleinen Kinzig", sagte er. Darin fließe das Trinkwasser nach Freudenstadt. Der Grünstreifen diene zudem als wertvolle Äsungsfläche für das Wild.

Jäger und Gemeinderat Rolf Megnin habe den Grünstreifen für das Rotwild noch etwas aufgewertet und dort einen Blühstreifen angelegt, auf dem sich im Sommer die Insekten tummelten. Hinsichtlich des Borkenkäfers erinnerte Waidelich zunächst an das trockene Jahr 2003 mit seinerzeit mehr als 6000 Festmetern Käferholz allein im Stadtwald.

2006 seien es sogar mehr als 7000 Festmeter gewesen, danach sei bis 2017 fast gar kein Käferholz mehr angefallen. "Unter 1000 Festmeter bei 3300 Hektar Wald ist wirklich nicht viel", sagte er. Dies habe sich dann auch sehr positiv auf die Holzpreise und den Holzverkauf ausgewirkt. 2018 sei der Käferholzbefall mit dem warmen und trockenen Sommer wieder deutlich auf 8000 Festmeter angestiegen.

2019 sei man bereits mit einer sehr hohen Ausgangspopulation gestartet, weil der Käfer im vorigen Jahr sogar drei Populationen ausgebildet habe, was selten sei. Derzeit liege man bei 6000 Festmetern, bis zum Jahresende komme aber noch weiteres Käferholz hinzu. Persönlich gehe er am Ende von etwa 7000 Festmetern aus.

Nur 20 Prozent des regulären Hiebsatzes

In manchen Teilen Deutschlands sei die Situation dramatisch, im Freudenstädter Stadtwald könne man aber bei weitem nicht von einer Katastrophe reden. Das Käferholz tue zwar weh, betrage derzeit aber nur 20 Prozent des regulären Hiebsatzes. Sowohl der Standort als auch die hohen Niederschläge und die zahlreichen Tannen, die der Käfer nicht befalle, hätten da geholfen.

Darüber hinaus habe man eine schlagkräftige Forsttruppe mit sechs Forstwirten, die manchmal auch am Wochenende beim Joggen den Borkenkäferbefall entdeckten und deshalb schnell reagierten. Auch die Azubigruppe und ein regionaler Unternehmer hätten tatkräftig geholfen.

Nicht jeder entdecke das Käferholz im Wald sofort, aber lichte Kronen, bereits abgefallene Rinde und rote Nadeln zeugten eindeutig vom Befall. Es sei wichtig, befallene Bäume auch mit nur schwachen Anzeichen zu erkennen und zu beseitigen, weil der Käfer darin in großer Zahl überwintere und so für die hohe Ausgangspopulation im kommenden Jahr sorge. Auch das Wetter im kommenden Jahr spiele eine entscheidende Rolle. Für den Waldbegang war extra ein befallener Baum gefällt worden. Dort zeigte Waidelich eine ganze Brut aus jungen und strohgelben Käfern, die es sich darunter gemütlich gemacht hatte. Unter der Rinde fließe auch kein Saft mehr, sagte Waidelich. Ein befallener Baum sterbe innerhalb von fünf bis sechs Wochen ab, weil der Käfer die Leitungsbahnen zerfresse, in denen die Nährstoffe von der Wurzel zur Krone transportiert würden.

Der Käfer sei faul und fliege normalerweise nur bis zum nächsten bruttauglichen Material. Bei Massenvermehrung fliege er aber auch weiter als 500 Meter, so Waidelich. Er verwies zudem auf die Verjüngung vor Ort mit Tannen und Buchen. Hin zu einem artenreichen, gesunden Mischwald mit Baumarten, die in der Region natürlicherweise vorkommen. Im Zuge der Verjüngung habe man deshalb auch bewusst die Fichte herausgeschnitten, um Buchen und Tannen mehr Raum zu geben. Am Finkenberg wurden auch Buchen gepflanzt.

Betroffenes Holz färbt sich blau

Die gute Ausgangssituation verdanke man insoweit den Vorgängern. Mechanisch sei das Käferholz nicht beeinträchtigt, es habe aber eine Blaufärbung, sagte Waidelich auf weitere Nachfrage.

Abschließend informierte er über den Holzpreis. Dieser liege – normale Qualität vorausgesetzt – bei 90 bis 100 Euro pro Festmeter. Im letzten Jahr seien die Preise mit 85 bis 90 Euro auch noch gut gewesen. Inzwischen liege der Käferholzpreis im Durchschnitt bei 45 bis 50 Euro.