Die AOK Baden-Württemberg will ihre Aktivitäten auch im Kreis Freudenstadt ausbauen (von links): Wolfgang Bauer (stellvertretender Geschäftsführer Nordschwarzwald), Christopher Hermann (Vorstandsvorsitzender Baden-Württemberg) und Hartmut Keller (Geschäftsführer Nordschwarzwald). Foto: AOK Foto: Schwarzwälder-Bote

Vorstandsvorsitzender Christopher Hermann besucht Freudenstadt

Freudenstadt. Diese Aussage hören die knapp eine Viertel Million Versicherten im Nordschwarzwald vermutlich gerne: Der Vorstand der AOK Baden-Württemberg möchte durch den Ausbau seiner regionalen Aktivitäten im ländlichen Raum weiter punkten.

Dazu trug auch der Besuch des Vorstandsvorsitzenden Christopher Hermann in Freudenstadt bei, der zum 1. Januar die nächste Innovation ankündigte: den AOK-Facharztvertrag Orthopädie. "Ich muss wissen, wo unsere Mitarbeiter der Schuh drückt", sagt der Landeschef von Deutschlands größter Krankenkasse. "Gesundheit zum Anfassen", nennt Hartmut Keller, Geschäftsführer der AOK Nordschwarzwald, das Konzept, in das er regionale Aktivitäten wie die Kochshow am 9. April im Freudenstädter Kongresszentrum oder die Gesundheitsaktion "Lebe Balance" einreiht.

Zur "Gesundheit zum Anfassen" gehören auch offene Worte zur medizinischen Versorgung. Die Strukturen im Sinne der Patienten seien so komplex geworden, sagt Hermann, dass es dringend mehr Klarheit und eine bessere Vernetzung brauche. Die "Breitband-Versorgung", bei der Ärzte alle Operationsfelder lückenlos beherrschen, gebe es in der modernen Medizin nämlich nicht – auch wenn manche Fernsehsendung ein anderes Bild suggeriere.

Aus Hermanns Sicht sind Krankenhäuser wie das in Horb nicht überlebensfähig, wenn sie den medizinischen Ansprüchen auch in Richtung Qualität nicht mehr genügen. Bei der Ärzteversorgung auf dem Land bedürfe es im Gegensatz dazu klarer Perspektiven für die Mediziner. Das Baiersbronner Ärztehaus sieht Hermann als "praktisches Beispiel" für den richtigen Weg.

Klare Perspektiven sollen zudem Direktverträge mit Haus- und Fachärzten oder der Einsatz von Versorgungsassistentinnen in Hausarztpraxen (VERAH) bringen. "Das ist gelebte Entlastung für den Mediziner", meint Hermann. Im Nordschwarzwald seien schon über 120 VERAHs im Einsatz, erläuterte Hartmut Keller, was beweise, dass dieses Projekt von den Patienten angenommen werde. Weitere Initiativen wie die Neustrukturierung der Notarztversorgung, Anreize für die Niederlassung junger Ärzte oder die Werbung des Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Fuchtel um griechische Nachwuchskräfte begrüßt der Vorstandsvor-sitzende, weil auch sie die Bemühungen der AOK um eine hochwertige Patientenversorgung stärkten.

"Politik mit Koalitionsvertrag auf gutem Weg"

In kurzer Zeit haben sich 350 Orthopäden im Land dem neuen Facharztvertrag angeschlossen. Das Konzept trägt auch die Handschrift des Freudenstädter Orthopäden Uwe de Jager, der maßgeblich an den Verhandlungen auf Landesebene beteiligt war. Mit dem Koalitionsvertrag in Berlin, in dem Christopher Hermann Positionen der AOK wiederfindet, sei die Politik auf gutem Weg, weil er Freiräume für Ärzte und Krankenkassen einräume.

Noch nicht umgesetzt sei die Forderung nach dem einheitlichen Gesundheitsmarkt mit privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen. Dennoch ist Hermann guter Dinge, dass auch diese zentrale Forderung der AOK noch nicht vom Tisch ist.

Erfreut zeigte er sich darüber, dass die Gesundheitsaktion "Lebe Balance", ein Alleinstellungsmerkmal der AOK, im Nordschwarzwald auf fruchtbaren Boden fällt. Allein 700 Teilnehmer zählte die Auftaktveranstaltung in Pforzheim. Alle 35 Präventionskurse seien ausgebucht, betonte der stellvertretende Geschäftsführer Wolfgang Bauer. Im nächsten Schritt wolle man die Firmen im Rahmen der innerbetrieblichen Prävention dafür gewinnen.