Vereinsvorsitzender Siegfried Schmidt erläuterte Landrat Klaus Michael Rückert (vorne rechts), der internationalen Gruppe und Helfern den Einsatz im Hotelpark. Foto: Verein für Kulturdenkmale Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Landrat Rückert bedankt sich bei Freiwilligen aus zwölf Nationen für Arbeiten an wichtigem Denkmalschutzprojekt

Mit einem Grillfest auf der Terrasse des ehemaligen Hotels Waldlust endete ein bemerkenswertes Denkmalschutzprojekt für 16 junge Menschen aus zwölf Nationen.

Freudenstadt. Sie haben freiwillig für den Denkmalschutz geschuftet, zum Teil unter drückender Hitze. Zum zweiten Mal war es dem Verein für Kulturdenkmale Freudenstadt gelungen, die Freiwilligenorganisation European Heritage Volunteers aus Weimar nach Freudenstadt in die "Waldlust" und deren Parkgarten zu holen. Dort hatte bereits im vergangenen Jahr ein gutes Dutzend junger Leute den Mitgliedern des Denkmalvereins geholfen, den alten, verwunschenen Park aus seinem Dornröschenschlaf zu schneiden, zu sägen, zu graben und zu ordnen. So war es auch in diesem Jahr.

Studenten aus den USA, Mexiko, Taiwan, dem Libanon, aus der Türkei und Russland, Italien und Frankreich werkelten im Park, ob sie nun Medizin oder Wirtschaft, Architektur, Sprachen oder Geschichte studieren. Eine junge Griechin war vom Projekt so fasziniert, dass sie schon im zweiten Jahr kam.

Vorsitzender Siegfried Schmidt und die Vereins-Aktiven Hans Kübler, Dieter und Barbara Nübel sowie Simon Schuster erledigten vorab die schweren Freischneide-Arbeiten und zeigten den jungen Helfern dann den Weg. Erneut wurden bei den Rodungsarbeiten wieder kleine und größere Kostbarkeiten entdeckt, verschüttete Treppen und Beeteinfassungen ausgegraben, zugewachsene Wege freigehackt und geebnet.

Der Verein, so informierte Siegfried Schmidt, will bei diesen Arbeiten nicht nachlassen, geht es doch vor allem auch um den Erhalt einer historischen Parkarchitektur. Leitmotive und Vorgaben bilden dabei unter anderem alte Fotos und Kunststiche. Als Wegeinfassung und Randbegrenzung planen die Denkmalschützer eine Zaunkonstruktion aus dem naturwüchsig geformten Holz der üppig wuchernden Rhododendren. Einige der in Steilhanglage gründenden, hochschießenden Sträucher mussten zurück geschnitten werden, weil der Wurzelhalt nicht mehr gewährleistet war.

Haus Salem dient als Unterkunft

Untergebracht war die muntere Truppe, wie schon im Jahr zuvor, im benachbarten Haus Salem, das vom Verein für Kulturdenkmale eigens zum Wohnen hergerichtet worden war. Zum zweiwöchigen Kulturerbe-Arbeitsprogramm zählten auch Exkursionen und Besichtigungs-Touren zu den Architektur-Besonderheiten Freudenstadts, in den nahen Palmenwald mit seinem Plenterwald sowie in den Nationalpark Schwarzwald mit den Höhepunkten Ellbachseeblick, Lotharpfad und Hornisgrinde-Gipfel.

Nach einem Abstecher zum Baiersbronner Kohlenmeiler waren die Freiwilligen noch zum zünftigen Schmaus ins Waldcafé Teuchelwald eingeladen. Eine zweite Arbeitsgruppe erfasste und dokumentierte die Geschichte der alten "Waldlust". Da wurden Räume vermessen, Säle bewertet, Schäden fotografiert und registriert. Diese Arbeit geht auch in eine Dokumentation der Bundesregierung für das Europäische Kulturerbe-Jahr 2018 ein. Die Gruppe "Baudokumentation" wurde von Architekt und Vorstandsmitglied Stefan Niesner angeleitet. Der Waldlust-Kenner und Energieexperte konnte mit vielen bautechnischen Informationen aufwarten.

Zur Abschluss-Grillparty kam auch Landrat Klaus Michael Rückert, Schirmherr des Projekts, dazu und überreichte den jungen Leuten Bildbände vom Landkreis. Er zollte Hochachtung und Respekt für den Einsatz und das Durchhaltevermögen der Studenten, die eine bedeutende Aufgabe für den Denkmalschutz in Freudenstadt übernommen hätten: "Es ist sehr wichtig, dieses Gebäude mit seinem Park mit in die Zukunft zu nehmen. Das ist ein Teil unseres Erbes", so Landrat Rückert. Und er staunte beim kleinen Rundgang darüber, welche Fortschritte im Parkgarten gemacht wurden. Mehr denn je hat nun der Waldlust-Park das Rüstzeug dazu, zu einem heimatgeschichtlichen Schauobjekt zu werden.