Stolz auf die Wiederentdeckung: Feigenbaum-Experte Werner Hertrampf mit dem Bild aus dem Jahr 1908 im Heimatmuseum Freudenstadt. Foto: Kuhnert Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Bild von Heinrich Feigenbaum hängt jetzt im Stadtmuseum

Im Museum im Stadthaus Freudenstadt hängt ein neues Exponat: ein altes Ölbild von Heinrich Feigenbaum. War es sein erstes Werk überhaupt?

Freudenstadt. Die Ansicht auf die Stadt Freudenstadt ist ein wenig ramponiert, die Zeit hat die Patina angegriffen, stellenweise bröckelt die Farbe aus. Aber die Ansicht ist nach wie vor originell. Ein Ölbild aus dem Jahr 1908 hat auf reichlich verschlungenen Pfaden den Weg zurück nach Freudenstadt gefunden und wird nun im Museum für Stadt und Landkreis Freudenstadt im Stadthaus ausgestellt. Es ist ein Bild des Freudenstädter Malers Heinrich Feigenbaum (1897 bis 1929). Und zwar sein – vermutlich – erstes Bild.

Eigentlich dürfte es die Arbeit ja gar nicht geben. Denn im Werkverzeichnis von Heinrich Feigenbaum wird sein erstes Bild ins Jahr 1910 datiert, ein düsteres Gemälde mit dem Titel "Abend am Bach", bei dem der junge Maler bereits geschickt mit dem Licht auf den Wellen des Bachs spielt. Von dem jetzt wiederentdeckten Bild – ein Blick auf Freudenstadts Stadtsilhouette und das Christophstal – das Feigenbaum als elfjähriger Bub angefertigt hat, war bislang nichts bekannt.

Es wurde kurzzeitig als Schnäppchen im digitalen Warenhaus Ebay entdeckt, dort offensichtlich angekauft und schließlich dem Heimat- und Museumsverein (HMV) Freudenstadt zu einem durchaus verkraftbaren Preis angeboten. Vorsitzender Reinhold Beck zögerte nicht lange und stimmte dem sofortigen Kauf zu, was denn auch Feigenbaum-Experte Werner Hertrampf und der Geschäftsführer des HMV, Hans-Jürgen Schnurr, umsetzten.

Jetzt ist das Bild gerahmt in der Feigenbaum-Vitrine im Heimatmuseum im Stadthaus zu sehen – in naher Nachbarschaft zu den Vitrinen mit Schaustücken der Freudenstädter Künstler David Fahrner und Peter Großbach. Es ist das Verdienst von Gerhard Widmann, der zu einer Ausstellung mit Werken von Heinrich Feigenbaum im Herbst des Jahres 2000 in der Kreissparkasse ein Buch als Werkverzeichnis mit vielen Abbildungen von Gemälden, Radierungen, Zeichnungen und Lithografien von Heinrich Feigenbaum herausgegeben hat.

Blick des Künstlers in die Seele seiner Heimat

Der damalige Oberbürgermeister Erwin Reichert sowie Gerhard Mauer als seinerzeitiger Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins würdigen in diesem Buch in Geleitworten Feigenbaum als "wichtige Freudenstädter Persönlichkeit" und "großen Sohn der Stadt", der "die Seele seiner Heimat gemalt" habe, wie es einst Redakteur Ludwig Groß ausdrückte. Der Heimat- und Museumsverein besitzt und verwaltet etwa 50 Arbeiten des Freudenstädter Kunstmalers, der nur 32 Jahre alt wurde. Drunter sind viele Motive aus Freudenstadt, Landschaften, Stadtansichten wie Rathausecke oder Stadtkirche aus den verschiedensten Perspektiven, Porträts oder Postkarten.

Als grafische Kostbarkeiten gelten Heinrich Feigenbaums Notgeldscheine im ersten Weltkrieg und in der Inflation 1914 bis 1923 und 1929 bis 1933 mit Freudenstädter Ansichten wie Rathaus, Stadtkirche, Brunnen oder Bärenschlössle.