IHK-Präsidentin Gläser (links) und die SPD-Politikerin Esken. Foto: Klein-Wiele Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Gläser und Esken treffen sich

Region. Der IHK-Präsidentin Claudia Gläser geht Digitalisierung in der Region nicht schnell genug. Dies erklärte sie im Gespräch mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Saskia Esken.

"Im ländlichen Raum gibt es in punkto Digitalisierung noch viel zu tun", so die Unternehmerin und Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald im Gespräch mit Esken. Die Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Sprecherin der SPD für Digitalpolitik hatte die geschäftsführende Gesellschafterin der Gläser GmbH in der Firmenzentrale in Bildechingen aufgesucht, wo die Fäden für die Gläser Group mit ihren Standorten in den USA, China und Mexiko zusammenlaufen.

Gläser erklärte, der schleppende Mobilfunk- und Breitbandausbau bereite kleinen und mittelständischen Betrieben Probleme. Die Digitalisierung habe sich zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor entwickelt. "An manchen Orten unserer Region sind wir schon auf einem guten Weg, andernorts hinken wir der Entwicklung in den Ballungsräumen deutlich hinterher", betonte Gläser.

Esken ergänzte: "Vor allem für kleinere Kommunen birgt der Breitbandausbau oft Herausforderungen." Das Thema sei komplex, das Zusammenspiel mit Telekommunikationsanbietern oft schwierig. Gläser und Esken begrüßten den vom Land geförderten "Digital Hub", der den Mittelstand in der Region auf dem Weg der Digitalisierung begleiten und voranbringen soll.

Weiteres Problem sei laut Gläser die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Bei Beratern herrsche "Goldgräberstimmung", die auf der Angst vieler Unternehmer aufbaue; Firmen würden oft Dienstleistungen aufgeschwatzt, die sie gar nicht bräuchten. Esken sagte, sie habe "jedes Verständnis", wenn viele wegen der horrenden Bußgeld-Obergrenzen jetzt verunsichert seien. Die DSGVO sei aber kein Grund zur Panik. Die Aufsichtsbehörden in Stuttgart werde "mit Augenmaß" handeln und beraten. Erst bei "hartnäckiger Ignoranz" werde sie sanktionieren. Langfristig schaffe die Verordnung in allen Mitgliedstaaten ein durchsetzungsfähiges Datenschutzrecht, das auch den Unternehmen zugute komme. Viele hätten viel zu spät auf die seit zwei Jahren zur Umsetzung anstehenden Verordnung reagiert. Nach ihrer Auffassung müsse ein Programm aufgelegt werden, um den Vereinen und Firmen bei der Umsetzung der DSGVO zur Seite zu stehen.

Gläser begrüßte den Vorstoß des Gesetzgebers, dass Innovation und Forschung steuerlich anerkannt würden. Allerdings hätten die kleineren Unternehmen davon meist wenig, weil sie zu wenig Personal hätten, um die "viel zu komplizierten Antragsverfahren" auf den Weg zu bringen. Zu viel Bürokratie hat die IHK-Präsidentin auch beim Thema Mindestlohn ausgemacht. Es sei "frustrierend", wenn alle Unternehmen in Generalhaft genommen und mit noch mehr Dokumentationspflichten geknechtet würden. Esken hält den Aufwand für die Dokumentation für überschaubar. Insgesamt sei das SPD-Projekt für alle Beteiligten von Vorteil. 3,7 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland hätten seit 2015 vom SPD-Projekt Mindestlohn profitiert, ebenso die Unternehmen, denn sie würden vor Konkurrenz der Billiganbietern geschützt, die mit Dumpinglöhnen gearbeitet hätten.