Soziales: Beratungsstellen ziehen Bilanz

Kreis Freudenstadt (mos). Die Familienberatungsstelle Freudenstadt und die Psychologische Beratungsstelle in Horb hatten 2018 viel zu tun.

Ihre Jahresberichte trugen Andrea Lichter von der Familienberatungsstelle und Fred-Jürgen Werr von der Psychologischen Beratungsstelle gemeinsam in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses vor. In Freudenstadt haben sich 2018 insgesamt sechs Beraterinnen auf 3,5 Stellen um 360 ratsuchende Familien gekümmert und dabei 1971 Beratungsstunden geleistet. Die Zahlen in Horb sind mit 989 Stunden in der Erziehungsberatung, 220 Stunden in der Paarberatung und 920 Stunden in der Lebensberatung ähnlich.

Hauptanlässe waren familiäre Konflikte, aber auch Entwicklungsauffälligkeiten und seelische Probleme junger Menschen. Häufig sei aber auch die "eingeschränkte Erziehungskompetenz" der Eltern Anlass für Beratungsbedarf. Mitunter geht es dabei um Tipps für vergleichsweise alltägliche Probleme, etwa weil Kinder schlecht einschlafen. Das sei schnell erledigt. Manchmal dauere es aber auch länger, etwa dann, wenn die Eltern eines bereits 13-Jährigen berichten, dass ihr Kind schon sein halbes Leben lang nicht auf sie hören. Auch Suchtprobleme mit Alkohol und Internetkonsum "schlagen immer wieder auf". Umgekehrt seien es aber auch Probleme der Eltern, die eine Rolle spielen, etwa psychische oder auch körperliche Krankheiten. Immer wieder kämen auch Familien, die von Arbeitslosigkeit oder gar vom Wohnungsverlust bedroht seien. Unter den großen Bereich der "familiären Konflikte", die fast die Hälfte aller Beratungsfälle ausmachten, fielen Trennungen und Scheidungen, die sich immer auch auf Kinder auswirkten. Erfreulich seien die Fälle, in denen Eltern frühzeitig und zunächst ohne Kinder in die Beratung kämen, sagte Werr.

Beziehungsstörungen zwischen Eltern und Kindern gebe es häufig während der Pubertät. Die Ansätze, mit denen man dann arbeite, seien vielfältig. Sie reichten vom Einzelgespräch mit den Eltern und Jugendlichen bis hin zur Arbeit mit der ganzen Familie. Auffälligkeiten im Sozialverhalten der Jugendlichen- seien ein weiteres Feld. Dazu zählten Aggressivität oder gar Straftaten, häufig gepaart mit Drogen und Alkohol. Immer wieder gebe es auch Jugendliche, die sich zurückziehen, bis hin zur totalen Isolation. In solchen Fällen arbeite man auch mit anderen Stellen und manchmal auch mit der kinderpsychiatrischen Klinik zusammen, betonte Lichter.

Entwicklungsauffälligkeiten und seelische Probleme der Jugendlichen machen laut Werr den Großteil der Fälle in der Horber Beratungsstelle aus. Dabei gehe es oft um Ängste. "Bei vielen fängt das schon im Kindergartenalter an und setzt sich in der Schule fort." Ein "zwar kleiner, aber beeindruckender Bereich" sind schulische Probleme wie Schulverweigerung oder gar Schulausschluss. Lichter kritisierte, dass "unbequeme" Schüler von Schulen immer wieder "ausgesondert" würden, weil sie nicht mehr tragbar seien. Es sei dann ausgesprochen schwierig, Lösungen zu finden.

"Aussortieren" macht Lage nicht einfacher

In solchen Fällen sei dann auch das Schulamt gefragt. Jugendamtsleiterin Charlotte Orzschig ergänzte, dass das Jugendamt hier mit dem Schulamt kooperiere, wenn anders keine Lösung gefunden wird. Dass häufig auf Schulverweigerung mit Schulausschluss reagiert wird, sei in ihren Augen kontraproduktiv. Solche Fälle landen dann schlimmstenfalls in der Jugendhilfe des Landkreises. In einem Fall sei ein Jugendlicher im Heim gelandet und von der öffentlichen Schule geflogen. Die Kosten für den Keis verdoppeln sich dadurch auf 10 000 Euro, so Orzschig.