Praktikantin Mariell Keim (links) und stellvertretende Tierheimleiterin Sabine Hedle mit den Hunden Babsi und Lissy. Foto: Müller

Keiner muss so seinen Vierbeiner entsorgen: Tierschutzverein empört über Verhalten. Tierheim kann helfen.

Freudenstadt - Wer die hübsche Mischlingshündin Babsi anschaut, wird unwillkürlich traurig. Nicht nur, weil das Tier alt und ängstlich ist, sondern auch, weil es aufgegeben wurde.

Bis vor wenigen Tagen hatte die Hündin, deren ursprünglichen Namen und Alter keiner kennt, ein Zuhause. Dann haben die Besitzer sie am Tor des Tierheims in Freudenstadt angebunden und sind gegangen. Da gelassen haben sie einen Sack Futter und einen anonymen Brief, der von Überforderung und Hilflosigkeit zeugt.

Über dieses Verhalten sind die Mitarbeiter des Tierheims und der Vorsitzende des Tierschutzvereins Freudenstadt, Rudolf Müller, empört. "Man kann doch mit uns über alles reden. Keiner muss sein Tier einfach so entsorgen", betont Müller. Täglich kümmern sich Tierpfleger von 7 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr um ihre Schützlinge, führen Besucher herum und nehmen Neuzugänge auf. Seit gut einem Jahr sind diese Neuzugänge zunehmend ältere und kranke Tiere.

Meistens sind es Hunde, deren Halter selbst alt geworden sind und die ihren vierbeinigen Freund beispielsweise nicht mit ins Pflegeheim nehmen können. "Das sind dann oft Leute, die mit uns in Kontakt bleiben", erzählt Rudolf Müller. So lange ihre Tiere noch nicht an neue Besitzer vermittelt seien, riefen sie immer wieder an und erkundigten sich nach dem Wohlbefinden ihres Tiers. Auch finanziell beteiligen sich solche Hundeliebhaber nach ihren Möglichkeiten häufig an der Arbeit des Tierheims.

Aber die Fälle, in denen alte Hunde einfach ausgesetzt werden, häufen sich, erleben Müller und seine haupt- und ehrenamtlichen Kollegen. Auch Lissy wurde ausgesetzt. Die alte Hündin hat einen Tumor und ein vergrößertes Herz. Erst vor kurzem wurde sie im Wald nahe Edelweiler gefunden. Da sie, wie die meisten betagten Hunde, weder eine Markierung im Ohr hat noch gechipt ist, lässt sich ihr Besitzer nicht ermitteln. Wobei auch ein Chip nicht immer eine Garantie dafür bietet, dass sich der Halter finden lässt. "Der Hund hat dann zwar einen Chip, aber weder der Tierarzt noch der Halter haben den Hund registrieren lassen", so Rudolf Müller. Man müsse beim Chippen gleich klären, wer das Registrieren übernimmt.

Lissy hatte dennoch Glück. Ihre Finder waren Tierliebhaber, hatten selbst einen Hund und versorgten sie mit allem Nötigen, bevor sie sie ins Tierheim brachten. Nach der Erfahrung von Mitarbeitern wie der Vorpraktikantin Mariell Keim und der stellvertretenden Heimleiterin Sabine Hedler gibt es genug Alternativen dazu, seinen Hund auszusetzen. So finden zum Beispiel etliche Vierbeiner ein neues Zuhause im Bekanntenkreis der alten Besitzer. Deswegen ermutigen die Pfleger die Halter, zunächst dort herumzufragen. Wenn sich dann keine Möglichkeit ergibt, nimmt das Tierheim den Hund auf.

"Wir vermitteln zum Glück auch immer wieder Tiere an Menschen, die gerne einem Hund einen schönen Platz für seine letzten Jahre geben wollen", so der Vorsitzender Rudolf Müller. Wer sich prinzipiell vorstellen kann, einen Hund zu versorgen, jedoch nicht die finanziellen Mittel hat, um möglicherweise hohe Tierarztkosten zu tragen, kann auch einen Vierbeiner in Pflege nehmen. Er bleibt dann im Besitz des Tierheims, lebt aber in der Familie.

Und selbst wenn ein Tier schnell aus einem Haushalt heraus muss, kann das Tierheim helfen. Es gibt Pensionsplätze für den Notfall. Besitzer bekommen so die Möglichkeit, in Ruhe nach einem neuen Zuhause für ihr Tier zu suchen. Einer, der über das Tierheim ein neues Zuhause gefunden hat, ist Marley. Er war schon als Welpe ins Tierheim gekommen. Angelika Finkbeiner hat den Mischling zu sich genommen, war mit ihm in der Hundeschule und freut sich, dass sich ihr Wildfang mit allen in der Familie gut verträgt.

Um den Pflegern eine Freude zu machen, stattete sie kürzlich mit ihrem Hund dem Tierheim einen Besuch ab. Die erkannten ihren einstmals kleinen Marley gleich wieder und freuten sich riesig. Wer Vierbeiner aus dem Tierheim aufnehmen möchte, kann dort unter Telefon 07441/ 3331 einen Termin vereinbaren. "Allerdings nicht über die Feiertage. An Weihnachten gibt es bei uns ein Vermittlungsverbot. Tiere sind kein Lastminute-Geschenk", so Rudolf Müller.