Lächeln fürs Foto (von links): Reiner Neumeister, Saskia Esken, Klaus  Wiesehügel, Gerhard Gaiser (SPD-Kreisvorsitzender) und Tobias Frommann (SPD-Ortsvereinsvorsitzender). Foto: SPD

Saskia Esken macht bei arbeitspolitischem Gespräch ihrer Wut über Lohndumping im Kreis Freudenstadt Luft.

Freudenstadt - 13.150 Beschäftigte verdienen im Kreis Freudenstadt weniger, als den von der SPD geforderten Mindestlohn von 8,50 Euro. Eine Zahl, die die SPD-Bundestagskandidatin Saskia Esken schockt, wie sie beim arbeitsmarktpolitischen Gespräch mit dem Vorsitzenden der IG BAU, Klaus Wiesehügel, in der Geschäftsstelle der IG Metall betonte.

Der Hausherr und Erste Bezirksbevollmächtigte Reiner Neumeister begrüßte Wiesehügel, der im Fall eines Wahlsiegs der SPD von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück als Minister für Arbeit und Soziales vorgesehen ist. In seinen einführenden Worten wies Neumeister auf die kürzlich abgeschlossene Umfrage seiner Gewerkschaft hin, an der mehr als 500.000 Beschäftigte in der Metallindustrie teilgenommen haben. Diese plädierten weitaus mehrheitlich unter anderem für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns.

Letzteres, so die Calwer SPD-Kreisvorsitzende, hatte sie bisher zwar für ein wichtiges sozialpolitisches Thema gehalten, für das man aber in den Kreisen Freudenstadt und Calw, also im Speckgürtel der reichen Region Stuttgart, wegen der geringen Betroffenheit nur ein Fachpublikum begeistern könnte. Umso erschrockener sei sie gewesen, als sie erfahren habe, dass nach einer Studie des Pestel-Instituts im Kreis Freudenstadt 13.150 Beschäftigte und im Kreis Calw 16.360 Beschäftigte leben, die weniger als den geforderten Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde verdienen.  Das sind zusammen 30.000 oder fast 25 Prozent der Beschäftigten, die in ihrem Vollzeitjob im Schnitt einen Netto-Stundenlohn von 4,85 Euro und im Minijob im Schnitt 5,70 Euro erzielen. Mit einer solchen Vollzeit-Beschäftigung lässt sich ein Netto-Monatseinkommen von 785 Euro erreichen, der Minijobber trägt mit durchschnittlich 10,5 Wochenstunden im Monat 270 Euro nach Hause.  "Das sind Niedriglöhne, Dumpinglöhne, Hungerlöhne, die wir in unserer Region nie und nimmer erwartet hätten", machte Esken ihrem Unmut Luft.

 Wiesehügel betonte: "Das Erste, was ich mache, wenn ich das Arbeitsministerium betrete, ist die Vorbereitung des Mindestlohngesetzes." Dass der Mindestlohn Arbeitsplätze vernichtet, hält der gelernte Betonbauer für ein "Märchen". Esken ergänzte:  "Menschen, die bisher einen Nettolohn unter 800 Euro hatten und dann durch den Mindestlohn 1400 Euro brutto verdienen, die tragen ihr Geld nicht nach Liechtenstein und nicht mal zur nächsten Bank – die geben das aus." Allein in den Kreisen Freudenstadt und Calw ergäbe sich durch den Mindestlohn laut Studie ein Kaufkraftplus von 60 Millionen Euro im Jahr.