Das Revier der wilden Hilde? Nein. Natürlich nicht. Hier ist der Standort der "Wilden Welle", des Waldkindergartens Wellendingen. Foto: Pfannes

In diesen nicht einfachen, teilweise tragisch zu nennenden Zeiten, ist es umso wichtiger, auch einmal eine beinahe heitere Stunde erleben zu dürfen. Minuten, die das Leben leichter machen. Wird dann noch Unbeschwertheit mit Information kombiniert, umso besser.

Wellendingen - Einen herausragenden Anteil an der Kombination von Kompetenz und Komik hat Jochen Hermann. Der Wellendinger Bürger und ehemalige Bürgermeister-Kandidat besucht nach längerer Absenz eine Gemeinderatssitzung und hat gleich einige Fragen im Gepäck mitgebracht.

Zwar werden die meisten an diesem Abend nicht beantwortet, da sie mehr Thema der seit längerer Zeit angedachten und wahrscheinlich im Juli oder September terminierten Klausurtagung des Gemeinderats sind, doch Hermanns Vortrag und Schultes Albrechts Antworten geben Erinnerungen frei an die Zeiten selig, als Hermann im Juni 2008 in der Neuwies-Festhalle seine Bürgermeisterkandidatenrede hielt (nur ein Stichwort: W-Tower).

Diesmal hat er als verbales Schmankerl die "Wilde Hilde" mitgebracht, die sonst in der Gemeinde als Waldkindergarten "Wilde Welle" bekannt ist.

Erst in der Klausurtagung

Keine Antworten gibt es zu der künftigen Höhe des Quadratmeterpreises für Grundstückseigentümer – Hermann plädiert für 20 Euro statt bisher 14 Euro –, zum Straßensanierungskonzept (hier kommt eben auch der Weg bei der Ziegelhütte, unweit der "Wilden Hilde", zur Sprache), zu weiteren Bestattungsformen wie Rasengräber (Hermanns Favorit) und über die Höhe der endgültigen Erschließungskosten für die Anwohner der Neufraer Straße (laut Bürgermeister fehle noch ein Rechtsgutachten, dann würden die Bescheide das Rathaus verlassen und dann wären Einsprüche möglich).

Vier Auswärtige

Dafür erfährt die Öffentlichkeit, dass in "Unter Elben" lediglich vier der 41 Bauplätze an Auswärtige verkauft worden seien. All die anderen, so Albrecht, seien Wellendinger, hätten Verwandte in Wellendingen oder arbeiten bereits viele Jahre in Wellendinger Firmen. Der Eindruck bei manchen im Ort sei halt ein anderer, deshalb Jochen Hermanns Frage.

Das Thema Überwachungskamera am Kleidercontainer ist schließlich Hermanns siebter Streich an diesem Abend. Albrecht erwähnt nun deutlich auftretende Verbesserungen an diesem Ort, also geringer auftretende Verschmutzungen wie unlängst noch, aber er spricht auch von der rechtlich-kritischen Seite, im öffentlichen Bereich Kameras aufzustellen.

Tief fliegt der Storch

Aufgestellt ist dafür ein Storchennest beim Retensionsbecken. Und jenes Tun erhält ein Lob von Matthias Zimmerer. Ein künftiges Storchenpaar fehlt zwar noch, wurde jedoch in diesen Tagen vom Bürgermeister beim Flug über sein Anwesen gesichtet. Sich nun anschließende Spekulationen über die künftige Geburtenzahl in der Gemeinde sollen nicht weiter vertieft werden.

"Wilde Welle" erfreut

Zurück zur "Wilden Welle". Einstimmig wird das Baugesuch der Gemeinde (Aufstellung eines Zirkuswagens und Errichtung eines Zeltes) genehmigt.

Markt im Juni

Erfreut registriert wird der Hinweis von Gabriele Leins, im Juni einen "Adventsmarkt" ins Leben zu rufen. Der quasi als "Sommersonnenwendemarkt" die Dorfgemeinschaft nach zwei harten Pandemie-Jahren stärken könnte. Die Gemeinde verspricht den Organisatoren Unterstützung. Erster Schritt: Der Schlossplatz, so Albrecht, werde kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Zwei Jahre kostenlos

Volle Zustimmung erfährt außerdem der Antrag der Vereinsgemeinschaft Wellendingen/Wilflingen: kostenlose Überlassung der gemeindeeigenen Räumlichkeiten in Wellendingen und Wilflingen für die Jahre 2022 und 2023 zur Bewirtung und zum Ausschank bei Vereinsaktivitäten. Martin Häsler (SC Wellendingen) trägt das Anliegen (noch bevor Jochen Hermann die Bürgerfragestunde eröffnen kann) vor. Albrecht: "Das ist mehr als wichtig für die Dorfgemeinschaft. Dem Antrag wird stattgegeben." Beifall im Rund. Albrecht: "Der Gemeinderat ist Lob nicht gewöhnt. Ich auch nicht. Aber wir sind belastbar."

Er kandidiert nicht

Eine Gelegenheit, noch einmal Beifall zu spenden, besteht (jedenfalls bei der Mehrheit), wenn in Wellendingen bekannt wird, dass Thomas Albrecht keine Ambitionen hat, in Rottweil bei der Oberbürgermeister-Wahl zu kandidieren. Diese Aussage trifft er auf Nachfrage am anderen Morgen.