Der Stein des Anstoßes: Eine Installation im Mini-Europa-Park in Brüssel zeigt die Rettung von Migranten. Foto: Screenshot X/75secondes

In dem Park in Brüssel ist eine Rettungsszene auf dem Mittelmeer nachgestellt. Das gefällt nicht allen Besuchern.

Große Aufregung in Mini-Europa. In dem Park am Stadtrand von Brüssel sind zahlreiche Sehenswürdigkeiten Europas im Miniaturformat detailgetreu nachgebildet. Doch im italienischen Sektor haben Besucher neben dem schiefen Turm von Pisa und dem römischen Kolosseum plötzliche eine neue Installation entdeckt. Dort ist ein großes Wasserbecken mit einem Rettungshubschrauber zusehen, der über einem Flüchtlingsboot voll mit Migranten in Seenot kreist.

 

Die Angst vor dem großen Shitstorm

In den sozialen Medien macht nun ein kurzes Video mit der Szene die Runde, flankiert von den üblichen empörten Kommentaren der Retter des vermeintlich untergehenden Abendlandes. Nun sahen sich sogar die Verantwortlichen des Mini-Europa-Parks genötigt, auf den drohenden Shitstorm zu reagieren. Sie räumten ein, dass die Animation tatsächlich existiere, betonten allerdings im selben Atemzug, dass damit auf keinen Fall ein Teil des kulturellen Erbes Italien dargestellt werden soll. Die Aufregung sei also völlig unnötig.

Werte und Richtlinien der EU

Die Szene sei ein Teil von elf neuen Installationen, die im vergangenen April anlässlich der belgischen EU-Ratspräsidentschaft angelegt worden seien. Natürlich spiele in diesem Fall die Politik eine große Rolle, denn es sollten die Werte und Richtlinien der Europäischen Union bildlich dargestellt werden. Dazu gehöre auch die Rettung von Migranten vor dem Ertrinken auf hoher See.

Zu den elf neuen Installationen zählt auch ein einsamer Eisbär auf einer Eisscholle zur Veranschaulichung des Kampfes gegen den Klimawandel. Oder ein Mini-Pride-Wagen der LGBTQ+-Community zur Verdeutlichung der Verteidigung von Demokratie und Minderheiten in Europa.

Nicht die erste politische Darstellung

Wie die Macher des Parkes in Brüssel mitteilen, sei dies nicht das erste Mal, dass die jüngste Geschichte Europas thematisiert wird. Im Jahr 2022 wurden vier Installationen zum Thema Ukraine hinzugefügt. Zu sehen sind proeuropäische Demonstrationen auf dem Maidan in Kiew. Im Miniaturformat nachgestellt ist auch die Szene, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Antrag zur Mitgliedschaft seines Landes zur EU der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen überreicht. Auch dieser Schritt ist politisch umstritten, doch dazu schweigt das dauererregte Internet.