Manuel Kehrer, Hauptkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Burladingen. Foto: Constantin Blaß

Seit fast sieben Wochen ist Manuel Kehrer der neue Stadtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Burladingen – und damit Nachfolger des fachlich versierten, aber zuletzt umstrittenen Ilija Pilic.

Im Interview spricht der 30-Jährige, der im Hauptberuf Industriemeister und dessen Bruder Michael Kehrer (39) hauptamtlicher Gerätewart der Wehr ist, über seine neue Rolle, Herausforderungen und kuriose Einsätze.

Herr Kehrer, wie verliefen die ersten Wochen im neuen Amt?
Kehrer: Nach der Wahl bin ich erstmal für zehn Tage nach Amrum in den Urlaub gefahren. Da konnte ich die ganzen Geschehnisse sacken lassen und mir Gedanken machen. Kurz danach wurde ich offiziell per Urkunde zum Stadtkommandanten ernannt. Und direkt danach ging es gleich mit meinen beiden Stellvertretern Martin Hofmeier und Markus Arnold richtig los: Wie machen wir weiter? Worauf legen wir den Schwerpunkt? Welche Zahlen sollten im Haushalt auftauchen?

Hatten Sie zuvor mit dem Haushalt zu tun?
Kehrer: Nein, wir hatten damit nichts am Hut. Daher fuchsen wir uns gerade rein, lernen dazu. Wir drei arbeiten eng zusammen, jeder ist auf dem gleichen Wissensstand.

Bis wann muss der Haushalt stehen?
Kehrer: Bis zum September müssen wir unsere Investitionswünsche aufgeschlüsselt haben. Dann geht es in die Gespräche mit Berthold Wiesner, Burladingens Erstem Beigeordneten. 

Im Haushalt 2022 wurde Geld für Investitionen in Höhe von 342.000 Euro bewilligt. Wie soll es 2023 sein?
Kehrer: Zur Höhe des Investitionsbedarfs kann ich derzeit noch nichts sagen. Wir haben in dieser Woche den Rundgang durch die Einsatzabteilungen begonnen. Wir verschaffen uns bis Ende Juli einen Überblick: Was ist notwendig, welche Investitionen können wir schieben? Das Ganze erfolgt in Abstimmung mit der Stadtverwaltung.

Welche Dinge treiben Sie derzeit noch voran?
Kehrer: Coronabedingt sind viele Lehrgänge ausgefallen, es existiert ein Ausbildungsstau, den wir beheben wollen. Diesbezüglich fragen wir die Einsatzabteilungen nach Lehrgangsbedarf ab. Ich hoffe, dass wir im Herbst noch den einen oder anderen Lehrgang durchziehen können.

Sie haben aus Ihrer hohen Meinung zu Ilija Pilic nie einen Hehl gemacht, inwiefern ticken Sie ähnlich?
Kehrer: Klar, hin und wieder überlege ich auch, wie es Ilija Pilic gemacht hat oder gemacht hätte. Aber wir müssen als neues Führungstrio unseren eigenen Weg und Stil finden. Vieles war unter Ilija  Pilic gut, aber wir wollen ihn nicht 1:1 kopieren.

Die Fußstapfen sind trotzdem groß…
Kehrer: In der Tat. Es sind viele, viele Dinge, in die wir uns reinarbeiten müssen. Bei Ilija Pilic hat man immer nur die Spitze des Eisbergs gesehen, aber wie weit die Aufgaben auch bis weit unter die Wasseroberfläche gingen, hat nie jemand erkannt. Er hat seine Freizeit fast komplett geopfert bzw. zeitlich auch opfern können. Bei uns dreien ist das beruflich nicht so einfach möglich. Da wird auf uns noch Einiges zukommen. Es darf uns daher bitte auch niemand böse sein, wenn in den ersten ein, zwei Jahren noch nicht alles rund läuft.

Ändern Sie irgendwas konkret?
Kehrer: Wissen Sie, so wie es in den vergangenen zwölf Jahren lief, war es gut. Der Laden lief. Akuten Handlungsbedarf sehe ich daher nicht. Wichtig ist jedoch, dass wir nach den ganzen Querelen und den negativen Schlagzeilen die Freiwillige Feuerwehr Burladingen wieder ins rechte Licht rücken. Das korrigieren wir jetzt, gehen auch in Sachen Mitglieder-Akquise wieder mehr in die Offensive: Infostände, Infotage, Schauübungen – da habe ich schon konkrete Ideen. Auch eine Hauptübung mit allen Einsatzabteilungen gehört dazu.

Haben Sie das Gefühl, dass in der Bevölkerung die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr zu wenig wertgeschätzt wird?
Kehrer: Die Wertschätzung kommt in der Regel, wenn man auf die Hilfe der Feuerwehr angewiesen war. Ansonsten bekommt man von unserer Arbeit nicht viel mit. Vieles läuft im Hintergrund ohne öffentliche Aufmerksamkeit. Ein Großteil der Bevölkerung weiß auch nicht, wie eine Feuerwehr funktioniert, wie viel ehrenamtliche Arbeit investiert werden muss, um den Grundschutz der Bevölkerung sicherstellen zu können. 

Und wenn das Feuer gelöscht ist, heißt das für die Feuerwehr noch lange nicht, dass alle nach Hause gehen können…
Kehrer: Genau. Gerätschaften und die Einsatzkleidung müssen gereinigt und geprüft, die Fahrzeuge wieder bestückt und einsatzbereit gemacht werden. Und dabei wird die Bürokratie und der Dokumentationsaufwand immer größer.

Haben Sie bei der Freiwilligen Feuerwehr Burladingen Nachwuchssorgen?
Kehrer: Von Sorgen müssen wir noch nicht sprechen. Aber die Aufgabe ist zumindest deutlich sichtbar. Wir müssen jetzt handeln, vorausschauend agieren, um in Zukunft weiter eine funktionierende Gemeinschaft zu haben.

Ab wann kann man in die Feuerwehr eintreten?
Kehrer: Bereits ab zehn Jahren kann man zur Jugendfeuerwehr. Mit 18 Jahren darf man nach der Grundausbildung in den aktiven Einsatzdienst. 

In Burladingen gibt es zwei Feuerwehr-Frauen in der Einsatzabteilung Burladingen. Wieso nicht mehr?
Kehrer:
Der Trend geht schon dahin, dass immer mehr Frauen in die Feuerwehr eintreten. Ich muss jedoch gestehen, dass Burladingen da noch ein wenig hintendran ist. Gesamtstädtisch haben wir übrigens acht Frauen.

Zum Schluss: Was war der bisher kurioseste Einsatz in Ihrer Zeit bei der Feuerwehr? 
Kehrer: Oh je, da gab es schon einige. Vor fünf, sechs Wochen hat jemand versucht, in einen Supermarkt in Burladingen einzubrechen. Ich bekam damals Sonntagmittag einen Anruf von der Leitstelle. Am Telefon habe ich schon gemerkt, dass es dem Kollegen unangenehm gewesen ist, mich zu stören, es hatte ja auch nicht gebrannt. Die Polizei hatte Spuren gesichert, war quasi mit ihrer Arbeit fertig, bekam aber eine aufgebrochene Tür nicht mehr zu. Ich habe den stellvertretenden Abteilungskommandanten angerufen und ihm die Lage erklärt. Wir sind dann hingefahren, sahen die offene Tür zu einem Heizungsraum und ahnten schon, dass es eine Tür mit Panikfunktion ist. Der Trick bei diesen Türen ist, die Klinke auf der Innenseite einfach herunterzudrücken und dann die Tür zu schließen. Die Sache war in zwei Minuten erledigt.

Schon ein bisschen peinlich…
Kehrer: Ich musste auch ein wenig schmunzeln. Aber vor allem über den Einbrecher, der in den Heizraum anstatt in den Laden einbricht.