Die Kinder können die Küken in die Hand nehmen. Foto: Jehle

In Schweden bringen die Osterküken die Ostereier. Sie sind das Symbol für Glück, Fruchtbarkeit und neues Leben. Auch im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof ist die Kükenstation im Falkenhof ein besonderer Höhepunkt im Osterferienprogramm.

Gutach - Die Besucher erfahren dort alles über den Weg des Kükens vom Ei zum Huhn. Mit ihren flauschigen Federn, kleinen, runden Augen entlocken sie fast allen Menschen ein Lächeln. Geflügelexperte und "Kükenflüsterer" Wolfgang Wöhrle sorgt für das Wohlergehen der kleinen Federbälle. "Durch die Brutzeit von 21 Tagen können wir bestimmen, wann sie schlüpfen und haben so die Möglichkeit, anhand der verschiedenen Altersgruppen die Entwicklung des Huhns zu verdeutlichen", erklärt Wöhrle beim Besuch des Schwarzwälder Boten in Aufzuchtstation.

Ein Großteil des Nachwuchses geht an Hobbyzüchter

Im Hermann-Schilli Haus präsentiert er seine Schützlinge, die noch im Brutkasten in der Schale stecken, aber bald schlüpfen sollen. Die Bruteier von unterschiedlichen Rassehühnern stammen von Hobbyzüchtern aus der Region, die auch den Großteil des Nachwuchses für die weitere Zucht nach einiger Zeit bekommen. Im Freilichtmuseum verbleiben die Schwarzwaldhühner, die später freilaufend auf dem Gelände gackern dürfen.

Die Kinderstube ist gut ausgestattet

Die für die Besucher zugängliche Küken-Kinderstube, die mit Stroh, Wasser, Futter und Wärmelampen ausgestattet ist, befindet sich im Falkenhof. "Den Küken sind menschliche Stimmen schon in der Schale vertraut und nach dem Schlüpfen sorgen Menschen für Sicherheit und Futter", stellt Wöhrle fest. Die Tiere seien also handzahm und nicht gestresst, wenn sie in die Hand genommen und geherzt werden dürfen. Je nach Besucherandrang sorgt der Geflügelexperte dennoch dafür, dass sich die Küken zwischendurch von der begeisterten Zuwendung der Gäste erholen können.

Unerschöpfliches Wissen über das Federvieh

Vor allem die Kinder sind entzückt, halten die flaumigen Tierchen behutsam in den Händen und sprechen mit ihnen. Zu lachen gibt es auch viel. "Ui, das hat mich gebissen", ruft ein Junge hellauf begeistert und bekommt zu hören, dass Küken keine Zähne haben sondern picken. Ein kleines Mädchen habe sich schon erkundigt, wann denn die Mama kommt und den Kleinen Milch gibt, erzählt Wöhrle schmunzelnd.

Die Sache mit der Schalenfarbe

Große Augen gebe es auch, weil gar nicht alle Küken gelb sind. Die Gesprenkelten sind Nachwuchs vom robusten Schwarzwaldhuhn und wer mag, kann von Wöhrle viel erfahren über diese Rasse. Er erklärt, dass die Vorfahren aller heutigen Haushühner die vietnamesischen Bankiva-Hühner sind und deren Küken eine eher bräunliche Tarnfärbung besitzen. Die Gefiederfarbe der Legehennen habe übrigens gar nichts mit der Schalenfarbe ihrer Eier zu tun, erklärt Wöhrle einer erwachsenen Besucherin. Auch schwarze Hühner können weiße Eier legen. Zu erkennen sei die Eierfarbe an den Ohrscheiben, den Ohrläppchen der Hühner. "Ist die Ohrscheibe weiß, legt die Henne weiße Eier, ist die Ohrscheibe rot, legt sie braune Eier", informiert der Geflügelexperte.

Hühner und Dinosaurier

Sein Fundus an Wissen über das Federvieh scheint unerschöpflich, sogar ernährungstechnische Fragen wie unter anderem Cholesterinwerte in Bezug auf Eierverzehr werden diskutiert. Eine besondere Lektion erhält ein kleiner Junge von seinem Vater: heute wisse man, dass Vögel und damit auch Hühner zu den vielen Untergruppen der Dinosaurier gehören. Die Reptilienschuppen seien gegen Federn eingetauscht worden, aber an den Füßen seien sie noch erkennbar. "Krass", findet der Erstklässler und inspiziert sofort die zarten Beine des Kükens. Vermutlich wird eine Huhn- oder Hahnfigur seine Dinosaurier-Sammlung demnächst bereichern.

Die symbolische Bedeutung

Das Ei war bereits in der Urchristenzeit ein Sinnbild der Auferstehung. Während äußerlich die harte Schale des Eis an ein verschlossenes Grab erinnert, wächst in dessen Inneren neues Leben. Beim Schlüpfen sprengt das Küken die Schale des Eis, so wie Jesus seine Grabkammer aufgebrochen hat und am Ostermorgen von den Toten auferstanden ist.