Die traditionellen Schwarzwälder Höfe sind teils jahrhundertealte Kulturerbe. Um diese zu bewahren, hat die „Interessensgemeinschaft Bauernhaus“ die Holzbauwerke stellvertretend im Gutacher Freilichtmuseum Vogtsbauernhof prämiert.
Vor einem breiten Fachpublikum mit mehr als 150 geladenen Gästen wurde im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof von der „Interessengemeinschaft Bauernhaus“ das Schwarzwaldhaus bundesweit zum „Bauernhaus des Jahres 2025“ proklamiert. Auf der Bühne des Dachbodens des wuchtigen „Falkenhofs“ würdigten die Festredner die Bedeutung der Erhaltung alter bäuerlicher Bausubstanz im Allgemeinen und des Schwarzwaldhofes im Besonderen.
Vereinsvorsitzender Hajo Meiborg umriss in seiner Begrüßung die Arbeit von „Bauernhaus e.V.“ und die Wertigkeit der Preisverleihung, diene diese doch vor allem dazu, das Bewusstsein für die Vielfalt regionaler Bauwerke zu schärfen. Dieses Bewusstsein sei im Schwarzwald bereits sehr ausgeprägt und es war jetzt einfach an der Zeit, auch das „Schwarzwaldhaus“ mit dem seit 2017 jährlich vergebenen Titel „Bauernhaus des Jahres“ zu schmücken.
Thomas Hafen, der wissenschaftliche Leiter des Freilichtmuseums, nahm diese Auszeichnung für „seine“ Schwarzwaldhöfe sehr gerne entgegen. Die Kulturlandschaft vererbe sich auch über die Baustile und diesem Erbe sehe sich das Freilichtmuseum in vielen Facetten verpflichtet.
Bewusstsein für die Bauten soll geschärft werden
Für die Veranstaltung der Interessengemeinschaft sei das Freilichtmuseum der ideale Ort, „wir können gleich gut mit Professoren wie mit Ponys“, verwies Hafen auf den letzten Tag des Osterferienprogramms, der zeitgleich zu der Preisverleihung auf dem Gelände stattfand. Für Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert reihte sich die Preisverleihung wunderbar ein in den Reigen der besonderen Gutacher Veranstaltungen 2025. Das Schwarzwaldhaus verkörpere die Seele des Schwarzwalds und war ein beliebtes Motiv der Gutacher Malerkolonie um Hasemann und Liebich. Die Landtagsabgeordnete Barbara Saebel, in der grün-schwarzen Landesregierung zuständig für Denkmalpolitik, berichtete in ihrem Grußwort von vielen besorgten Bürgern, die – konfrontiert mit dem Denkmalschutz – sich fragten, wie sie ein geerbtes denkmalgeschütztes Gebäude am ehesten wieder losbekämen. Hier gelte es, Eigenverantwortung zu übernehmen und Teil einer „Anti-Abriss-Allianz“ zu werden. Hierzu habe sie vor allem junge Menschen erlebt, die selbstwirksam ins Handeln kämen und Respekt für das von den vorherigen Generationen Geschaffene zeigten. Damit für diesen Prozess künftig noch mehr Fachpersonal zur Verfügung stehen wird, soll ab 2027 wieder ein an der Kunsthochschule Stuttgart angesiedelter Master-Studiengang „Denkmalpflege“ eingerichtet werden.
Monika Loddenkemper, Oberkonservatorin beim Landesamt für Denkmalschutz, warb für niederschwelligen, kostenfreien Beratungsangebote im Denkmalschutz.
Politik wirbt für eine „Anti-Abriss-Allianz“
Die Mitarbeiter der Behörde sähen sich als Anwälte für die Gebäude, je früher für Sanierung und Umbauten Kontakt mit dem Amt aufgenommen werde, um so eher ließen sich Belange des Denkmalschutzes und die Wünsche der Eigentümer und späteren Nutzer in Einklang bringen. Für die Schwarzwaldhöfe mit den großen Dachflächen sei natürlich „Licht“ das beherrschende Thema und zahlreiche Referenzprojekte böten inzwischen gute Lösungsalternativen.
Zwei Fachvorträge rundeten den Festakt informativ ab, Stefan Blum referierte über die Nachhaltigkeit des bäuerlichen Lebens auf einem Schwarzwaldhof, Maria Plank über energetische Aspekte des Schwarzwaldhauses. Beide präsentierten moderne, teilweise im Windkanal oder mit Wärmebildkameras gewonnene Erkenntnisse zur besonderen Architektur der Schwarzwaldhöfe. Zwischen den Vorträgen und Grußworten spielte Achim Schneider an der Drehorgel.
Der Verein
Die „Interessengemeinschaft Bauernhaus“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Bewahrung historischer ländlicher Bauten und ihrer Landschaft zu organisieren. „Alte Häuser setzen wir nachhaltig, ressourcenschonend und mit natürlichen Materialien instand“, erklärt der Verein in einer Pressemitteilung. Eigenen Angaben nach hat die Interessensgemeinschaft 6000 Mitglieder, die ihre Kenntnisse in diesem Bereich weitergeben wollen.