Neu hinzugekommen im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof ist 2020 unter anderem ein historischer Schäferwagen. Foto: Freilichtmuseum

Offenburg/Gutach - Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof hat 2020 Verlust von fast 800.000 Euro gemacht. Trotz Einbrüchen bei den Besucherzahlen liegt das Minus weit unterhalb der Befürchtungen. Der Kreishaushalt soll den Fehlbetrag nun ausgleichen.

Jedes Jahr Ende Juni präsentiert das kreiseigene Freilichtmuseum die Bilanz des Vorjahres – das ist Tradition im Kultur- und Bildungsausschuss des Kreistags. Fast schon Tradition war zudem, dass es alljährlich satte Gewinne gab. 13 Jahre erwirtschaftete der Museumsbetrieb erkleckliche Summen, eigentlich war auch für das vergangene Jahr ein Plus von 70.000 Euro eingeplant. Doch dann verhagelte Corona die Saison 2020.

Drum war ungewohnt, was Museumsleiterin Margit Langer am Donnerstagnachmittag in Offenburg präsentierte: Die Besucherzahl ging um fast 50 Prozent zurück, im Bereich der Gruppenbereiche sogar um mehr als 90 Prozent. Auch der Anteil an ausländischen Gästen ist um mehr als 70 Prozent eingebrochen. Insgesamt kamen 112.000 Besucher ins Freilichtmuseum nach Gutach. Zu schaffen machte dem Museumsbetrieb unter anderem der um sechs Wochen verzögerte Start in die vergangene Saison. Kurz: "Es war eine Saison im Zeichen der Pandemie", erklärte Langer.

Rund 180.000 Euro an Fördergeldern

Die Verluste seien in den Sommermonaten infolge eines belebten Inland- und Tagestourismus teilweise kompensiert worden. Mit seinem Angebot habe der Vogtsbauernhof trotz aller Widrigkeiten vor allem junge Familien mit Kindern aus Deutschland und der Region erreicht, so Langer. Insgesamt rund 180.000 Euro an Fördergeldern mildern die Situation ebenfalls etwas ab. "Wir haben uns bemüht so viele Fördertöpfe anzuzapfen wie möglich", erklärte die Museumschefin.

Unterm Strich steht für 2020 trotzdem ein Minus von rund 791.500 Euro. "In einem normalen Jahr hätte es sicher einen sechsstelligen Gewinn gegeben", konstatierte Finanzdezernentin Jutta Gnädig. Trotzdem herrschte im Ausschuss eine gewisse Erleichterung, denn im Nachtragswirtschaftsplan für 2020 hatte die Kreisverwaltung zwischenzeitlich mit einem Verlust von rund 1,2 Millionen Euro gerechnet. "Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln wurde 2020 das Maximale für das Museum herausgeholt. Es wurde dabei sehr sparsam gewirtschaftet", so das Fazit der Finanzexpertin.

Auch im Landesvergleich steht das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof deutlich besser da als viele andere Einrichtungen. So blieb das Gutacher Museum trotz der Verluste weiterhin das besucherstärkste Freilichtmuseum in Baden-Württemberg und gehört nach wie vor zu den beliebtesten Freilichtmuseen bundesweit, berichtete Langer. Im landesweiten Vergleich sei es das Einzige, das einen Besucheranteil von mehr als 50 Prozent vom Vorjahresergebnis erreichen konnte. "Die durchschnittliche Besucherauslastung aller Museen in Baden-Württemberg lag im Vergleich zu 2019 bei rund 20 Prozent", betonte Langer.

Auch 2021 steht noch unter dem Einfluss der Pandemie

Für die Arbeit der Museumsleiterin und ihres Teams gab es dementsprechend das Lob und die Anerkennung der Ausschussmitglieder. Einstimmig empfahl das Gremium dem Kreistag, den Verlust aus dem Kreishaushalt auszugleichen.

Entgegen der Hoffnungen von Museumsteam und Kreisverwaltung steht auch 2021 noch unter dem Einfluss der Pandemie. In diesem Jahr konnte das Freilichtmuseums sogar erst mit acht Wochen Verzögerung, zum Start der Pfingstferien, die Saison eröffnen. "Wir machen jetzt Thementage, fahren auf Sicht und reagieren dann", fasste der wissenschaftliche Leiter Thomas Hafen die aktuelle Situation zusammen. So könne man garantieren, dass es jeden Tag Programm gebe. Für 2021 rechnet die Kreisverwaltung mit einem Verlust von rund 710. 000 Euro.