Der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld hat sich das neue Asterix-Buch „Pecunia non olet“ näher angeschaut.
Wer seinen lateinischen Zitatschatz aufmotzen will, greift gern zu Asterix und Obelix. Aber mit Lebensweisheiten wie „Alea iacta est“ („Der Würfel ist gefallen“) und „veni, vidi, vici“ („Ich kam, sah und siegte“) ist es nicht getan. Auch beim Thema Wirtschaftswissenschaften geben die Geschichten der Gallier einiges her. Den Beweis erbringt das Asterix-Buch „Pecunia non olet“ („Geld stinkt nicht“). Wir haben das Buch zusammen mit dem Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld unter die Lupe genommen.
Herr Feld, der Asterixband „Pecunia non olet“ zeichnet Wissenschaftsgeschichte und Begriffe aus der Wissenschaftslehre anhand der Asterix-Comics nach. Wie fundiert ist das Buch aus fachlicher Sicht?
Zwar würde ich nicht behaupten wollen, dass die Zusammenhänge alle völlig richtig wiedergegeben werden. Aber „Pecunia non olet“ ist erstaunlich fundiert und informativ. Wer Asterix über die Jahre verfolgt hat, wundert sich darüber allerdings nicht.
Vor allem von Unternehmern hört man immer wieder, dass das Thema Wirtschaft zu wenig schulische Aufmerksamkeit genießt. Warum ist das so?
Wo das geringe Interesse von Kultus-, Schul- und Bildungsministerien am Thema Wirtschaft bei der Erstellung der Curricula herkommt, kann ich nicht sagen. Ich habe viel Verständnis dafür, dass Kernfächer in der Schule unterrichtet werden und viel Platz einnehmen – Deutsch, Mathe, Fremdsprachen, Naturwissenschaften. Dass in der Sozialkunde, in „PoWi“, oder wie der Bereich Politik, Wirtschaft, Gesellschaft auch immer genannt wurde und wird, so geringe wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse in der Vergangenheit vermittelt wurden, bleibt mir dennoch ein Rätsel. Wirtschaft schien immer auf den Gegensatz zwischen Keynes und den Monetaristen hinauszulaufen, beim Lehrpersonal zumeist mit unverhohlener Sympathie für Keynes. Das ändert sich aber gerade. Insbesondere in Baden-Württemberg findet mittlerweile eine fundiertere wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung für das Lehramt statt. Ein Büchlein wie „Pecunia non olet“, kann viel Anschauungsmaterial für einen lockereren Unterricht bereithalten. Mein leider zu früh verstorbener Lehrer Werner Pommerehne nutzte „Obelix GmbH & Co. KG“ gerne für seine Vorlesungen.
Im aktuellen Band flutet Obelix den Markt mit Hinkelsteinen. Ein Produkt, das keiner braucht, aber zeitweise jeder haben will. Das ist wie im richtigen Leben, oder? Würden Sie sich auch einen Hinkelstein kaufen wollen?
In der Tat, wie im richtigen Leben. Einen Hinkelstein wollte ich nicht. Ich wüsste gar nicht wohin damit. Aber ich kaufe zum Beispiel immer noch CDs, was meine Söhne mit einem abfälligen Lächeln über den Boomer kommentieren. Oder: Ich liebe antiquarische Bücher und kann sie weder in meinem restlichen Leben alle lesen, noch weiß ich irgendwann einmal, wohin damit.
„Pecunia non olet“ greift aktuelle Diskussionen auf und zeigt: Globalisierung ist bereits seit der Antike ein Thema. Gibt es in der Wirtschaftswissenschaft so etwas wie definitive Wahrheiten?
Man muss mit absoluten Wahrheiten in den Wirtschaftswissenschaften vorsichtig sein. Und gleichwohl: Steigen die Preise, dann sinkt die Nachfrage – nicht immer, aber fast immer. Und wir können ziemlich gut sagen, wann dieses Gesetz der Nachfrage nicht gilt. Das gilt übrigens sogar für den Produktionsfaktor Arbeit. Bei hoher Arbeitslosigkeit sollte man in Betracht ziehen, dass die Löhne vielleicht zu hoch sind. Schließlich bleibt trotz aller Diskussion um gute und schlechte Schulden gewiss, dass übermäßige Schulden entweder zu Schuldenkrisen mit Staatsbankrotten oder zu hoher Inflation führen, zumindest aber zu höheren Zinsausgaben, welche die Haushaltsspielräume verengen.
Was kann man sich von den Galliern abschauen?
Einerseits sticht die Naturverbundenheit der Gallier hervor, andererseits verdeutlicht dies das ökonomische Prinzip, mit knappen Ressourcen schonend umzugehen. Allerdings wird das wohl wichtigste Umweltproblem unserer Zeit – der Klimawandel – zwar in „Pecunia non olet“, aber nur knapp, angesprochen. Aber in den Asterix-Originalen kommt es doch etwas zu kurz. Vor allem das Problem der Koordination zur Erstellung eines globalen öffentlichen Gutes, den Klimaschutz, bleibt unterbelichtet.
Info
Werdegang von Lars Feld
Lars Feld (57) ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Uni Freiburg. Er ist zudem Leiter des in Freiburg ansässigen Walter Eucken Instituts und ehrenamtlicher Berater der Bundesregierung. Von 2011 bis 2021 war er Mitglied des Rats der Wirtschaftsweisen, von 2020 bis 2021 hatte er dessen Vorsitz inne.
Der Asterix Band
„Asterix: Pecunia non olet – Wirtschaft im Wandel der Zeit“, Egmont, 142 Seiten, 18 Euro.