Nach dem Tod einer Stute kann sich der Freiburger Polizei die Taten nicht erklären. Sexuelle Motive?

Freiburg - Sechs Fälle in sechs Wochen: Seit Mitte August hält ein offenbar sexuell motivierter Tierschänder Polizei und Pferdehalter in Freiburg in Atem. Nun haben die Vorfälle eine neue Dimension erreicht: Gestern musste eine 20-jährige Stute nach schwersten Misshandlungen eingeschläfert werden.

Ein unbekannter Tierquäler hatte dem Tier in der Nacht zuvor einen Gegenstand in den After gesteckt, der die Darmwand durchstoßen hat. Dadurch war das Tier so schwer innerlich verletzt worden, dass es nicht mehr gerettet werden konnte. Die Polizei geht nach wie vor von einem Serientäter aus, wie Pressesprecher Karl-Heinz Schmid im Interview erklärt.

Wie kann man sich als Polizeibeamter eine Serie von mittlerweile sechs sexuell motivierten Übergriffen auf Pferde und in einem Fall auf einen Maulesel erklären?

Das kann man nicht. Wir sind sprachlos, wenn es um Erklärungsversuche geht. Offenbar empfindet da jemand sexuelle Lust, wenn er Tiere quält. Das ist für die allermeisten Menschen genauso schwer zu erklären wie die Tatsache, dass es Päderasten gibt, die sich an Kindern vergehen.

Wo hat sich der aktuelle Fall in der Nacht zum Montag zugetragen?

Im Bereich Weierweg im Stadtteil St. Georgen. Das Pferd wurde dort nach einer Veranstaltung hingebracht. Dann, irgendwann zwischen 22 und 9 Uhr, muss der Täter zugeschlagen haben. Die Tatwaffe hat er offenbar mitgenommen, wir konnten sie nicht bei dem verletzten Tier finden. Wir suchen also nun dringend Zeugen, die in diesem Zeitraum in Freiburg zwischen den Stadtteilen Vauban und St. Georgen verdächtige Beobachtungen gemacht haben. Auch anonyme Hinweise an die Freiburger Nummer 0761/41 262 sind möglich. Mittlerweile sind auf die Ergreifung des Täters 3000 Euro Belohnung ausgesetzt. Wir gehen übrigens in allen sechs Fällen vom gleichen Täter aus.

Gibt es so etwas wie ein »Täterprofil« in solchen Fällen?

Schwierig. In der Regel treten solche Tierschändungen in Serie auf, wie jetzt in Freiburg. Möglicherweise ist der Täter im Umgang mit Pferden vertraut. Allerdings merken die Tiere die Gefahr auch erst, wenn es schon zu spät ist, da sie den Umgang mit Menschen ja nicht als grundsätzlich gefährlich kennen.

Welche Tiere sind besonders gefährdet?

Pferde, die in Offenställen oder auf abgelegenen Koppeln stehen. Unsere Präventionsexperten beraten Pferdebesitzer gern vor Ort, wenn es um Sicherheitsfragen geht, die Verunsicherung ist ja derzeit enorm.

Wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen bisher gekommen?

Die Ermittlungen gestalten sich sehr schwierig: Einerseits haben wir nur wenige Hinweise und keine heiße Spur, andererseits stehen in unserer Region sprichwörtlich an jeder Ecke Pferdeställe beziehungsweise Koppeln. Das bedeutet: Ohne Hinweise und die Wachsamkeit der Bevölkerung kommen wir hier kaum weiter. Wir hoffen auf einen Zufallstreffer bei den Ermittlungen. Vor drei Jahren konnten wir einen Mann in einer ähnlichen Serie überführen, weil er an einem Tatort einen seltenen Knopf verloren hatte. Der Mann kommt allerdings derzeit nicht als Täter infrage.

Wenn Sie doch einen Fahndungserfolg haben, welche Strafe erwartet den Täter dann?

Die ist im Vergleich zu der Empörung, die diese Fälle hervorrufen, eigentlich lächerlich gering: Tierquälerei gilt juristisch gesehen als »Sachbeschädigung«, Haftstrafen von bis zu drei Jahren gibt es eigentlich nur für Wiederholungstäter, wobei die Rückfallquote in umgekehrtem Verhältnis zu den Aufklärungszahlen steht: Sie ist sehr, sehr hoch.