Süß – und offenbar kein allzu großes Gesundheitsrisiko. Denn was Zuckergehalt und Kalorien betrifft, liege die Perlenbrause Bubble Tea im normalen Bereich von Süßwaren und Getränken, so das Urteil des Freiburger SGS Instituts Fresenius. Foto: Schneider

Bubble-Tea-Läden kämpfen um die Existenz. Analysen bescheinigen Unbedenklichkeit des Getränks.

Freiburg - Bubble Tea war das Trendgetränk des Sommers: Innerhalb von nur drei Monaten eröffneten in der Freiburger Innenstadt fünf Bubble-Tea-Läden. Schon wenige Wochen später mussten drei von ihnen wieder schließen.

Die Welt des Bubble Teas ist eine farbenfrohe: Nicht nur im Becher selbst findet man bunte Kügelchen, auch die Läden locken mit knalligen Einrichtungen. Auch bei Kxuio im Bursengang war das so. Nun aber liegt der Laden im Dunklen. Nur an der Glasfront ein Zettel: "Zu vermieten, leer oder mit Teilen der Ausstattung", darunter eine Telefonnummer. Was ging schief bei Kxuio? "Die Konkurrenz war kein Thema, sondern die schlechte Presse", sagt Geschäftsführer Harald Schneider.

Am 22. August war es die "Rheinische Post", die als Erste einen Wissenschaftler der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen mit der Aussage zitierte, im Bubble Tea seien die gesundheitsgefährdenden Substanzen Styrol, Acetophenon und bromierte Substanzen gefunden worden. Die Proben stammten aus einer Mönchengladbacher Filiale einer bundesweiten Bubble-Tea-Ladenkette. Nur Stunden später lief die Meldung über die Presseagenturen bei sämtlichen Zeitungsredaktionen ein. Hinzu kam: Das Bundesinstitut für Risikobewertung wies darauf hin, dass die süßen Kügelchen in die Atemwege von Kleinkindern gelangen und diese sich daran verschlucken könnten.

80 Prozent Einbußen innerhalb einer Woche

Bei dem relativ neuen Lebensmittel, das ohnehin als Dickmacher im Verruf stand, hatte die Meldung einen Rieseneffekt. "Innerhalb von einer Woche hatten wir 80 Prozent Umsatzeinbußen", sagt Mey Vo, Inhaberin von Mylicious in der Schwarzwaldcity. Damit ist sie nicht allein: Alle Inhaber von Freiburger Bubble-Tea-Läden berichten Ähnliches. Nur bei McDonald’s konnte die offensive Pressearbeit des Konzerns Schaden verhindern.

Roman Felbinger, Franchise-Nehmer der fünf Freiburger Filialen, berichtet sogar von einem "großen Schub" nach einer Werbeaktion im September. Die kleineren Läden dagegen erholten sich auch dann nicht, als das Verbraucherschutzministerium von Nordrhein-Westfalen im September meldete, in eigenen Tests keine Giftspuren gefunden zu haben. Auch das Freiburger SGS Institut Fresenius, das ehemalige chemische Labor Dr. Merten, hat Bubble Teas getestet – und konnte in keinem der getesteten Getränke die von der RWTH festgestellten giftigen Substanzen entdecken. Grundsätzlich gelte: Styrol und Acetophenon kommen in geringen Mengen auch in der Natur vor. "Es gibt im Moment aus unserer Sicht keine Anhaltspunkte, weshalb Bubble Tea als gesundheitsgefährdend eingestuft werden sollte. Bubble Tea ist ein zusammengesetztes Lebensmittel aus normalen Zutaten."

"Das Getränk ist nach derzeitigem Wissensstand nicht gesundheitsschädlich"

Wie die Befunde der RWTH Aachen zustande gekommen sind, wissen wir nicht, sagt Lebensmittelchemikerin Nicole Oschwald vom SGS Institut Fresenius und ergänzt: "Der Nachweis von Spuren von Styrol oder Acetophenon selbst ist unbedenklich." Auch was Zuckergehalt und Kalorien betrifft, lägen die Bubble Teas im normalen Bereich von Süßwaren und Getränken: Die nicht milchbasierten Varianten enthielten so viel Zucker wie Cola; der Kilokaloriengehalt (kcal) entspreche dem von Erfrischungs- oder gängigen Süßgetränken. Die Stiftung Warentest kam bei einem 500-Milliliter-Becher Mango-Bubble-Tea auf 500 kcal. Zum Vergleich: Ein halber Liter Vollmilch mit Kakaopulver hat 655 kcal, ein Eis-Milchshake mehr als 650 kcal. Die Produkte enthalten laut SGS zudem oftmals Farb- oder Konservierungsstoffe. Dies treffe für viele andere Lebensmittel und Getränke ebenfalls zu. Oschwalds Fazit: "Bubble Teas sind nach derzeitigem Wissensstand nicht gesundheitsschädlich."

Diese Nachricht kommt für viele Geschäfte zu spät. Bereits im August schloss Tea One nach wenigen Wochen, im September folgte Bubbles im Bermuda-Dreieck. Seit wenigen Tagen ist Kxuio im Bursengang dicht. Bubble Tea kann man in Freiburg zwar noch kaufen, allein davon können die Betreiber der Läden aber nicht leben. Bei Mai Sushi und Mekong war Bubble Tea ohnehin nie Haupteinnahmequelle, sondern ein Nebengeschäft. Auch Yu Shan am Friedrichring hatte von Anfang an zusätzlich Burritos und Wraps im Angebot.

Härter hat es Mylicious getroffen. "Wir kämpfen um unsere Existenz", sagt Inhaberin Mey Vo, die ihren Laden komplett auf Bubble Tea umgestellt hatte. Nach den Medienberichten habe das Geschäft sich nicht wieder erholt. Angestellte mussten gekündigt werden. Nun steht sie selbst hinter der Theke und bietet mittlerweile auch wieder warmes Essen an. Vo ist sauer auf Wissenschaftler und Medien "Ich finde es auch wichtig, dass es Untersuchungen gibt und man sich in Deutschland sicher fühlen kann. Aber ich verstehe nicht, wie man darauf kam, dass Bubble Tea giftig ist. In Asien und Amerika trinkt man das seit 20, 30 Jahren."