Entlang der Rheinschiene zwischen Emmendingen und dem Markgräflerland sind die Einbruchszahlen sprunghaft nach oben gegangen. Foto: dpa

Leitender Polizeidirektor erklärt, was man tun kann, wenn ein Einbrecher im Haus ist und wie man sich schützt.

Freiburg - Entlang der Rheinschiene zwischen Emmendingen und dem Markgräflerland sind zuletzt die Einbruchszahlen sprunghaft nach oben gegangen. Das Plus von nahezu 70 Prozent bei den Fallzahlen im Kreis Emmendingen, rund 40 Prozent im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald und immerhin noch rund 20 Prozent im Freiburger Stadtgebiet erklärt die Polizei unter anderem mit dem verstärkten Auftreten von Banden aus Ländern wie Albanien, Georgien und Rumänien, die über das Elsass für ihre Raubzüge nach Südbaden kommen.

Aber auch die »Stammkundschaft« der Einzeltäter ist ein Thema für die Ermittler, berichtet der Leitende Polizeidirektor Berthold Fingerlin von der Direktion Polizeireviere des Polizeipräsidiums Freiburg im Gespräch mit unserer Zeitung.

Herr Fingerlin, die Einbruchszahlen gehen nach oben, in Freiamt im Kreis Emmendingen hat zuletzt sogar eine selbst ernannte Bürgerwehr versucht, der Situation Herr zu werden. Wie bewertet die Polizei solche Aktivitäten?

Solche Bürgerwehren lehnen wir ab. Wir sind froh, wenn die Bürger wachsam sind und uns auffällige Beobachtungen melden, aber alle weiteren Maßnahmen sind unser Job.

Es gab aber auch die Kritik, dass die Täter über alle Berge sind, bis die Polizei kommt. Das passt zur Kritik an der Polizeireform, wonach ihre Präsenz im flachen Land nicht mehr in einem ausreichenden Maß gegeben sei.

Ich nehme es eher umgekehrt war: ich war ja früher Leiter der Polizeidirektion in Emmendingen. Damals war es so, dass man mit den eigenen Kräften haushalten musste. Jetzt habe ich als Leiter der »Direktion Reviere« am Polizeipräsidium in Freiburg 13 Reviere im Einsatzgebiet zur Verfügung, aus denen ich Unterstützungskräfte im Schwerpunktfall lokal hinzuziehen kann. Wir sind flexibler geworden als früher.

Schauen wir mal auf die Einbrecher selbst, was lockt sie an, was stößt sie ab?

Einbrecher wollen nicht gesehen werden. Sie suchen Türen oder Fenster, die schwer einsehbar, aber leicht zugänglich sind. Für uns ist daher die Vorsorge wichtig: Türen sollten immer abgeschlossen werden, Fenster nicht gekippt bleiben. Wenn man längere Zeit weg ist, sollte man die Nachbarn darüber informieren. Zeitschaltuhren, die das Licht an- und ausschalten, können schützen helfen. Es gibt sehr viel, was man tun kann. Unsere Präventionsexperten kommen übrigens gern ins Haus und beraten vor Ort.

Aber was soll man tun, wenn man merkt, dass ein Einbrecher im Haus ist? Sind die Täter in der Regel bewaffnet? Soll man sie verjagen?

Man sollte da zurückhaltend agieren. Nicht den Helden spielen, sondern sich in hintere Bereiche der Wohnung zurückziehen und die Polizei alarmieren. Die Täter flüchten in der Regel, wenn sie merken, dass sie entdeckt werden. Der Erfahrung nach sind Einbrecher so gut wie nie bewaffnet, aber man es natürlich nicht ausschließen.

Schrecken Hunde oder Alarmanlagen ab?

Auf jeden Fall. Weil der Lärm das Risiko für den Täter erhöht, entdeckt zu werden. Einbrecher wollen in maximal ein bis zwei Minuten einsteigen. Die wollen sich nicht lange im Objekt aufhalten und scheuen gut gesicherte Türen und Fenster, mit denen sie viel Arbeit haben. Das leicht zugängliche Erdgeschoss ist sozusagen der Standard.

Aus Krimis kennt man das Phänomen, dass die Täter mit geheimen Zeichen, sogenannten »Gaunerzinken«, ein lohnendes Objekt für Kollegen markieren. Gibt es das tatsächlich?

Es gibt diese Vorgehensweise. Es lohnt sich also durchaus, Türen und Fenster hin und wieder auf solche Markierungen abzusuchen

Welche Arbeitsschwerpunkte setzt die Polizei, um den Einbrüchen zu begegnen?

Wir gehen auf dreierlei Weisen vor: Erstens durch gebündelte Kräfte und gesteigerte Präsenz in gefährdeten Gegenden, in erster Linie in Wohngebieten. Wir erhöhen den Kontrolldruck und arbeiten dabei auch mit den Kollegen in Frankreich zusammen. Zweitens haben wir in diesem Jahr unsere Ermittlungen mit Schwerpunktsachbearbeitern verstärkt: Jeder Fall wird dokumentiert und mit anderen Fällen verglichen, um über größere Räume hinweg ein Ermittlungsnetzwerk zu erstellen. Drittens haben wir die Prävention verstärkt, zum Beispiel durch Infoveranstaltungen vor Ort. Das Interesse an dem Thema in der Bevölkerung ist riesig.

Trotzdem ist die Aufklärungsquote bei Einbrüchen eher mäßig: Im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald lag sie zuletzt etwa bei weniger als fünf Prozent. Das kann ihnen nicht gefallen, richtig?

Stimmt. Wir würden uns da sicher bessere Zahlen wünschen. Aber unsere Maßnahmen beginnen zu greifen: die Aufklärungsquote ist im Jahresvergleich am Steigen, von 11,8 auf 15,4 Prozent im Bereich des ganzen Polizeipräsidiums Freiburg. Die schlechte Quote entlang der Grenze ist auch dadurch bedingt, dass die Banden, die hier auftreten, sehr mobil und schwer zu fassen sind.