Das Namensschild der verschwundenen Maria hing an ihrer Zimmertür in der Wohnung der Mutter. Foto: dpa

Tatverdächtigem wird Kindesentziehung und vermutlich auch sexueller Missbrauch von Minderjährigen vorgeworfen.

Freiburg -  Der spektakuläre Verschwundenenfall Maria H. aus Freiburg wird laut Angaben der Freiburger Staatsanwaltschaft in den kommenden Tagen zur Anklageerhebung kommen. Tatverdächtiger in dem Fall ist der mittlerweile 58 Jahre alte Elektriker Bernhard H. aus Blomberg in Nordrhein-Westfalen. Dem ehemaligen Parteifunktionär der rechtslastigen „Republikaner“ werden Kindesentziehung und vermutlich auch sexueller Missbrauch von Minderjährigen vorgeworfen.

Maria H. war vor knapp sechs Jahren mit dem 40 Jahre älteren Mann aus Freiburg verschwunden und hatte danach fünf Jahre mit ihm überwiegend in Italien gelebt. Kennengelernt hatte sie den Mann als Zwölfjährige in einem Kinder-Chat im Internet, wo er sich als Jugendlicher ausgab und so das Vertrauen des Mädchens erschlich.

Erst nach ihrem 18. Geburtstag war die junge Frau im vergangenen Sommer überraschend nach Freiburg zurückgekehrt und hatte der Polizei zunächst erzählt, dass sie fast die ganzen fünf Jahre lang allein in Italien unterwegs gewesen sei und nicht wisse, wo Bernhard H. stecke. Bernhard H. wurde damals jedoch wenige Tage darauf auf Sizilien verhaftet und die junge Frau revidierte ihre Aussage: Schnell stellte sich heraus, dass das ungleich Paar jahrelang gemeinsam auf der Insel von Gelegenheitsjobs gelebt hatte. Der Mann wurde nach Deutschland ausgeliefert und sitzt seither in U-Haft.

Die Anklageerhebung gegen ihn hatte sich zuletzt verzögert, da das Gericht von der Staatsanwaltschaft eine Präzisierung der Tatvorwürfe forderte. Dies sei nichts ungewöhnliches, so Pressesprecher Ralf Langenbach von der Freiburger Staatsanwaltschaft am Donnerstag: Gerade in einem komplizierten Fall wie bei Maria H. sei es nicht einfach, einzelne Tatvorwürfe genau zeitlich einzugrenzen und zu benennen.