Das Konstanzer Freibad Hörnle ist das größte am Bodensee. Der Eintritt ist frei, Begegnungen mit Quaggamuscheln gibt’s obendrein. Foto: Bädergesellschaft Konstanz/oh

2016 ist die invasive Muschelart erstmals im Bodensee nachgewiesen worden. Seither verbreitet sie sich rasant. Das spüren nun auch die Badegäste – an Füßen und Beinen.

In den Strandbädern am Bodensee häufen sich die Schnittverletzungen an Füßen und Beinen. Schuld sei die immer stärkere Besiedelung des Sees durch die bisher hier nicht heimische Quagga-Muschel. Die aus dem Schwarzmeerraum stammende Art sei mittlerweile an allen Ufern des Bodensees anzutreffen, heißt es in einer Mitteilung des Konstanzer Landratsamtes. Das Gesundheitsamt empfiehlt, Badeschuhe zu tragen und den Impfschutz gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) zu überprüfen. Nach der Grundimmunisierung wird von der Staatlichen Impfkommission (Stiko) eine Auffrischungsimpfung alle zehn Jahre empfohlen.

Die Schalenscherben sind so scharf wie Glasscherben

Durch den niedrigen Wasserstand müssten die Badegäste gegenwärtig lange durch den Flachwasserbereich waten, sagte der Sprecher der Konstanzer DLRG, Benjamin Kohler. Dies erhöhe die Gefahr, sich Verletzungen zuzuziehen. Im Konstanzer Hörnle, dem größten Freibad am Bodensee, mussten die Helfer am vergangenen Samstag und Sonntag 15 bis 20 Besucher mit entsprechenden Wunden verarzten. „In Anbetracht von 6000 bis 8000 Badegästen ist das natürlich nicht viel“, räumte Kohler ein. Allerdings dürften viele sich selbst versorgt haben. In jedem Fall hätten die Verletzungen durch Muscheln stark zugenommen. Mancher, der im Flachwasser zum Kopfsprung ansetze, verletzte sich auch an den Knien.

Die Scherben der Quagga-Muschel seien im Vergleich zu den bisher im Bodensee verbreiteten Muschelarten sehr scharfkantig und bohrten sich wie Glasscherben in die Haut hinein. „Prinzipiell sind durch die scharfen Kanten auch tiefere behandlungsbedürftige Schnitte möglich“, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsamtes in Konstanz. In einem Fall musste die DLRG den Notarzt verständigen. Ein Badegast mit Muschelallergie hatte einen allergischen Schock erlitten. „Das gibt es nicht nur, wenn die Muschel auf der Pizza liegt“, sagte Kohler.

Die Muschel verdrängt selbst andere eingewanderte Arten

Bisher war die Quagga-Muschel vor allem als ein Problem für die lokalen Wasserversorger und eine Gefahr für die Ökosysteme im See wahrgenommen worden. Doch die 2016 erstmals im Überlinger See vor Wallhausen nachgewiesene Muschel hat sich mittlerweile derart erfolgreich verbreitet, dass sie in allen Seeteilen und Tiefenregionen vorkommt. Mittlerweile verdränge sie sogar ebenfalls eingewanderte Arten wie die erst seit den 1960er Jahren im See verbreitete Zebramuschel.

Anders als diese kann sich die Quaggamuschel laut dem Seenforschungsinstitut in Langenargen nicht nur an Felsen, Bootsrümpfen und Stegen festsetzen, sondern auch Sandflächen erfolgreich besiedeln. Oftmals überschreite die Bestandsdichte in Proben aus 30 Metern Tiefe 4000 Individuen pro Quadratmeter.